Letzte Woche in der Nacht um 4 Uhr erwachte der Bub plötzlich und brabbelte sofort freudig los. Er richtete sich im Bett auf (wir teilen uns ein Familienbett) und patschte mit seinen Händchen auf meinem Gesicht herum. Ich stellte mich zunächst Tod, in der Hoffnung, das ist ihm zu langweilig und er würde flott wieder einschlafen. Doch als ich nicht reagierte, stemmte er sich mit vollem Gewicht gegen meine Schulter und jauchzte dabei laut. Er wollte aufstehen und spielen. Und zwar mit mir. Ich verließ das Familienbett total genervt, um Thomas nicht zu wecken. 4 Uhr ist echt nicht meine Zeit, aber es gelang mir nicht, den Knaben zum weiterschlafen zu bewegen. Er war hellwach und gut drauf – die Franzosen nennen das insomnie joyeuse (fröhliche Schlaflosigkeit). Mürrisch setzte ich mich zu ihm auf den Boden, während er im Halbdunkeln neugierig seine Bauklötze untersuchte. Dabei biss ich mir gedanklich in den Po, weil ich den Grund für seine „Schlafstörung“ genau kannte.
Wie viel Tagschlaf braucht mein Kind?
Die letzten 3-4 Monate schlief der Bub zweimal täglich 1-2 Stunden. Eine Schlafeinheit benötigte er etwa eine Stunde nach dem Aufstehen, die zweite am Nachmittag. In den letzten Tagen scheint sein Schlafbedarf jedoch deutlich abzunehmen: An manchen Tagen schläft er zwar noch zweimal, allerdings wesentlich kürzer (nur etwa 30 Minuten) und seine „Powernaps“ rutschen zeitlich deutlich nach hinten. Dann wieder reicht ihm ein Schläfchen in der Mitte des Tages völlig aus. Wann er zwei Schläfchen braucht und an welchen Tagen er mit einem auskommt, ist dabei die große Frage. Momentan scheint er seinen Schlafpensum herunterzufahren, doch von einem neuen, konstanten Schlafrhythmus fehlt noch jede Spur. Gerne würde ich mich zur Orientierung nach seinem Schlafbedarf und seinen Müdigkeitsanzeichen richten, doch diese richtig zu deuten, fällt mir aktuell ziemlich schwer. Normalerweise wird er quengelig und tollpatschig, wenn er müde ist, aber da er gerade mehr will, als sein kleiner Körper kann, meckert er auch ohne Schlafmangel häufiger frustriert vor sich hin. Ebenfalls trügerisch ist seine Neugier, die ihm förmlich die Augen aufreißt, wenn er etwas Interessantes erspäht – auch wenn er hundemüde und bereits kurz vor dem Einschlafen ist. Umgekehrt stehe ich ratlos vor ihm, wenn er am späten Nachmittag (nach 16 Uhr) in einen komatösen Tiefschlaf fällt. „Soll ich ihn wecken oder braucht er den Schlaf jetzt unbedingt?“ geistert es mir dann durch den Kopf. Am Tag vor unserer insomnie joyeuse ließ ich ihn am späten Nachmittag ausschlafen, weil er bei jedem Versuch, ihn zu wecken bitterlich weinte. Abends ging er dann auch wie gewohnt ins Bett und so glaubte ich felsenfest, dass die Schlafeinheit zur vorgerückter Stunde gut und richtig war. Als er dann 4 Uhr die Nacht für beendet erklärte, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Nun, was soll’s. Auch ich brauche meine Fehler, um zu lernen.
Ein Kind kann nur einschlafen, wenn es müde ist
Er war offensichtlich ausgeschlafen, denn er spielte ausgiebig bis 6 Uhr, während ich versuchte, ihm den Platz neben mir im Bett schmackhaft zu machen. Vergebens. Denn ein Kind kann nur dann (wieder) einschlafen, wenn es müde ist. Damit unsere Nächte nicht wieder von einer fröhlichen Schlaflosigkeit unterbrochen werden, versuche ich den Tagschlaf des Buben im Blick zu halten. Mittlerweile habe ich ein gutes Gefühl dafür entwickelt wie viele Stunden Schlaf er am Tage verkraftet, um nachts müde zu sein. Die teile ich – je nachdem wie gut er durchhält – auf ein oder zwei Schläfchen auf. Bis wir einen neuen, beständigen Schlafrhythmus gefunden haben (bei unserem Mädchen dauerte die Umstellung von zwei Schlafeinheiten auf einen großen Mittagsschlaf ebenfalls mehrere Wochen), versuche ich ihn sanft in die richtige Richtung zu schubsen. Findet er selbst bei großer Müdigkeit keine Ruhe, gehe ich mit ihm im Tragetuch spazieren oder ich fahre eine Runde mit dem Auto um den Block. Schläft er mir am späten Nachmittag ein, wecke ich ihn spätestens nach 20-30 Minuten. Auf diese Weise bleibt seine Laune weitestgehend stabil und er schläft nachts wieder vernünftig. Vernünftig heißt bei mir übrigens, dass er sich regelmäßig zum Stillen meldet, aber nach dem/ beim Trinken wieder einschläft. Vom Durchschlafen sind wir noch weit entfernt, aber das ist für mich völlig in Ordnung, solange ich nachts nicht zwei Stunden lang mit ihm Bauklötze bewundern muss ;)