Frühgeburt

Frühgeburt: Vorbereitet sein und richtig handeln


Das Baby meiner besten Freundin war eine Frühgeburt. Der Kleine kam in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt. Er hatte Glück. Weil sie bereits ein Jahr zuvor ein Baby nach vorzeitigen Wehen in der 23. SSW verloren hatte, reagierte sie richtig. Auch in dieser Schwangerschaft setzen die Wehen in der 24. Woche ein. Im Krankenhaus konnte die Geburt sechs weitere Wochen hinausgezögert werden und das Baby hat überlebt.

Weil es bei einer Frühgeburt sehr wichtig ist, schnelle ärztliche Hilfe zu erhalten, möchte ich Dir heute das Wichtigste darüber erklären – sodass auch Du im Zweifel richtig reagieren kannst.

Wann spricht man von einer Frühgeburt?

Wenn ein Baby weniger als 260 Tage im Mutterleib war, also vor der SSW 37+0 geboren wird, bezeichnet man es als Frühgeburt. Meist wiegen diese Kinder weniger als 2.500 Gramm und sind noch nicht voll entwickelt. Jedes 10. Baby weltweit kommt zu früh zur Welt, in Deutschland sind es etwas weniger.

Die kleinste überlebende Frühgeburt kam in Deutschland in SSW 21+5 zur Welt und wog 460 Gramm.

Gibt es Anzeichen für eine Frühgeburt?

Eine Frühgeburt wird angekündigt von vorzeitigen Wehen oder einem vorzeitigen Blasensprung. Die meisten Frauen haben im Laufe der Schwangerschaft, etwa ab der 20. SSW, sogenannte Übungswehen.

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Diese kannst Du von vorzeitigen Wehen unterscheiden, weil sie nicht regelmäßig und weniger stark sind. Vorzeitige Wehen dagegen wirken auf den Muttermund ein, dieser verkürzt sich und öffnet sich, wenn die Wehen andauern. Im Zweifelsfall solltest Du lieber einmal zu oft, als zu wenig einen Arzt aufsuchen.

Ursachen für eine Frühgeburt

Bei fast der Hälfte aller Fälle ist die Ursache für eine Frühgeburt nicht endgültig festzustellen. Die häufigste Ursache ist eine aufsteigende vaginale Infektion der Mutter. Das heißt, die bakterielle Infektion steigt von der Vaginalschleimhaut über den Muttermund bis zur Gebärmutter auf. Dort kann sie entweder vorzeitige Wehen oder einen frühzeitigen Blasensprung auslösen.

Gründe für eine Frühgeburt

  • Schwangerschaftskomplikationen wie eine Plazentainsuffizienz, Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck in der Schwangerschaft
  • übermäßige psychische Belastung der Mutter, Dauerstress
  • übermäßige körperliche Belastung der Mutter (z.B. schweres Heben, langes Stehen)
  • Alkohol, Drogen oder Nikotin
  • Fehlbildung oder Chromosomenaberration beim Fötus
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Rhesus-Inkompatibilität
  • Erkrankung der Mutter wie Diabetes oder Magersucht

Frühgeburt vorbeugen

Risiko verringern

Gegen einige dieser möglichen Ursachen kann man leider nichts unternehmen. Anderen Faktoren hingegen kann man vorbeugen:.

Viel schonen, wenig Stress, aufmerksame Selbstbeobachtung. Wenn schon einmal eine Fehlgeburt aufgetreten ist oder Du früher in der Schwangerschaft vorzeitige Wehen hattest, sind engmaschige Kontrollen beim Arzt ratsam. Am Arbeitsplatz sollten die Richtlinen aus dem Mutterschutzgesetz beachtet werden: Nicht lange stehen, nicht schwer heben, keine Fließband- oder Nachtarbeit.

Weil eine frühere Fehl- oder Frühgeburt das Risiko erhöht, wird manchmal in einer Operation ein sog. Muttermundverschluss vorgenommen. Dieser löst sich zwar bei starken Wehen, verhindert aber ein Aufsteigen von Bakterien und Keimen in die Gebärmutter, wo sie eine Frühgeburt auslösen können.

Rechtzeitig reagieren

Hilfreich ist es im Ernstfall, wenn Du über den normalen Verlauf einer Schwangerschaft Bescheid weißt. So kannst Du rechtzeitig reagieren, wenn zum Beispiel vorzeitige Wehen oder Blutungen während der Schwangerschaft auftreten. Dann ist es wichtig, immer rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen. Nicht denken „Das wird schon wieder aufhören“!

Bei jeder Art von Unterleibsschmerzen und Wehentätigkeiten, die mehrmals und vor allem regelmäßig auftreten, wenn Flüssigkeit oder Blut aus der Scheide austritt, solltest Du sofort zum Arzt gehen.

Denn in vielen Fällen kann die frühzeitige ärztliche Versorgung das Leben Deines Babys retten. Bei vorzeitigen Wehen kann Wehenhemmer verabreicht werden, eine Infektion als Ursache kann man mit Antibiotika behandeln.

So wird eine Geburt möglichst lange hinausgezögert, um dem Fötus Zeit für die weitere Entwicklung zu geben. Ab etwa der 34. SSW sind Babys im Mutterleib übrigens „fertig“ und nehmen nur noch an Gewicht zu.

Was passiert, wenn man eine Frühgeburt nicht mehr verhindern kann?

Wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist oder der Muttermund weiter als 3 cm geöffnet ist, können allerdings auch Ärzte eine Geburt nicht mehr verhindern. Wenn die Zeit es zulässt, wird die Schwangere in ein geeignetes Krankenhaus verlegt.

Hat sich das Kind noch nicht gedreht oder ist zu schwach für die Geburt, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. In der Regel geht man davon aus, dass ein Frühgeborenes erst ab der 22. SSW überleben kann.

Früher werden meistens keine lebenserhaltenden Maßnahmen begonnen. Die Überlebenschancen steigen mit jedem Tag, den es zusätzlich im Mutterleib verbringt. Ab der 28. SSW liegen sie bei nahezu 100%.

Was passiert nach der Frühgeburt mit Mama und Baby?

Medizinische Versorgung

Das Hauptproblem für Frühchen ist die Unreife der Organe, vor allem der Lungen. Wenn diese noch nicht bereit ist, Sauerstoff zu atmen, würden die Lungenbläschen kollabieren. Zur Beschleunigung des Lungenreifeprozesses werden bei drohender Frühgeburt deshalb oft Kortikoide gegeben („Lungenreife“).

Auch andere Organe können Probleme verursachen, z.B. sind die Nieren und das Immunsystem noch nicht ausgereift und durch eine Verletzung der empfindlichen Blutgefäße kann es zu Hirnblutungen kommen.

Ein Frühchen muss deshalb auf der Neonatologie bleiben, bis es körperlich weit genug entwickelt ist und nicht mehr intensivmedizinisch versorgt werden muss. Dort wird es gleich nach der Geburt in einen Brutkasten gelegt, der es wärmt, überwacht und vor Infektionen schützt.

Ernährt werden sehr kleine Frühchen mit einem Wasser-Zucker-Gemisch. Sobald der Darm reif genug ist, gibt es abgepumpte Muttermilch, meist mit spezieller Frühchen-Nahrung versetzt.

Ernährung und Stillen

Viele Mütter von Frühgeborenen möchten gerne stillen, häufig sind die Babys aber zu schwach, um Milch aus der Brustwarze zu saugen. Einmal ans Fläschchen gewöhnt, fällt die Umstellung dann schwer. Allerdings ist es nicht unmöglich, auch ein Frühchen noch voll zu stillen.

Je früher ein Baby zur Welt kommt, desto unreifer ist es. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Spätfolgen eintreten (kognitive Beeinträchtigungen, neurologische und körperliche Behinderungen, ADHS, und anderen Krankheiten).

Heute ist der Kleine meiner Freundin schon fast 1 Jahr alt. Er hatte Glück und ist kerngesund und zuckersüß. Trotz allem, was sie durchgemacht hat, spricht meine Freundin schon jetzt von einem weiteren Baby. Einem dritten in diesem Fall.

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