Die Geburt eines Kindes ist wie ein Marathon. Ein Marathon ist verdammt lang und vor allem verdammt anstrengend. Nur die wenigsten fühlen sich – während sie den Marathon laufen – gut. Aber das Gefühl danach, wenn man über die Ziellinie läuft und es geschafft hat, ist unbeschreiblich. So ähnlich ist es auch mit dem Geburtserlebnis.
Die Geburt und der Irrtum
Nicht selten erlebe ich jedoch Frauen und Paare, die mit einer falschen Einstellung an die Niederkunft herangegangen sind und hinterher, durch eine vermeintliche Enttäuschung, in eine Art Loch gefallen sind.
Die Geburt und die Wahrheit
Ob in meiner Arbeit als Hebamme im Kreißsaal, hinterher auf der Station oder gar einige Tage später Zuhause im Wochenbett. Überall begegnen mir immer wieder Frauen und Paare, welche die Geburt zwar vielleicht nicht schlimm fanden, sie aber auch definitiv nicht als den schönsten Tag ihres Lebens bezeichnen würden.
Das Schönste an diesem Tag
Das Schönste an diesem Tag ist die Tatsache, dass man nun endlich nach vielen Wochen der Schwangerschaft sein Baby in den Armen halten kann und den „Geburtsmarathon“ hinter sich hat.
Das Schlimmste am Tag danach
Jedoch erlebe ich es immer wieder, dass Frauen am Tag danach von einem schlimmen Geburtserlebnis sprechen. Nach einem intensiven und tiefgründigen Gespräch wird allerdings ziemlich schnell klar, dass nicht die Geburt an sich das Problem war. Vielmehr war es die Einstellung, die sie hatten. Die Vorstellung, die leider auch von der Gesellschaft oft so suggeriert wird, dass die Niederkunft eines Kindes das Schönste auf der Erde ist. Und nein, ich möchte das Thema nicht verallgemeinern, aber für viele Frauen ist es im Endeffekt eben nicht das Schönste auf Erden. Dabei spielt es auch keinerlei Rolle, wie schön die Geburt für mich aus Hebammensicht war. Und es ist auch ganz egal, wie unkompliziert sie aus Sicht der Medizin verlief.
Das Problem
Doch nicht nur aus TV und den sozialen Medien kennt man Geburtserlebnisse, die mit glücklichen, meist total gut aussehenden, frischgebackenen Eltern und einem wunderschönen, rosigen Baby gezeigt werden. Eine ruhige, absolut harmonische Stimmung herrscht dort im Kreißsaal, welche aufgrund der Menge an Emotionen kurz vorm „Platzen“ ist. Die Realität sieht am Ende aber oft anders aus.
Die Blickrichtung ändern
Ein Geburtserlebnis entspricht nämlich nicht immer den Geburtserlebnissen, die man aus TV und den sozialen Medien kennt. Und ein Geburtserlebnis entspricht auch nicht immer seinen eigenen Vorstellungen, denn eine Niederkunft ist in keinster Weise planbar. Natürlich kann man sich im Vorhinein wünschen, in der tiefen Hocke sein Kind zu gebären, aber ob diese Position als Geburtsposition für einen selbst schlussendlich die richtige ist oder überhaupt umzusetzen ist, wird einzig und allein der Verlauf der Geburt zeigen.
Ich wünsche jedem einzelnen, dass die Geburt des eigenen Kindes möglichst nur mit positiven Erinnerungen in Verbindung gebracht wird. Dafür ist es aber wirklich von großer Bedeutung, möglichst aufgeschlossen und unvoreingenommen an das Erlebnis „Geburt“ heranzugehen. Und dazu zählt letztendlich auch, sich nicht die vielen Geschichten anderer, von der besten Freundin bis zur damals erlebten Geburt der Schwiegermutter, zu Herzen zu nehmen. Jede, wirklich jede einzelne Geburt ist komplett anders und mit keiner zuvor gelaufenen Geburt zu vergleichen. Vergleichen sollte man, davon mal ganz abgesehen, sowieso nicht. Weder während der Schwangerschaft, noch in Bezug auf die Geburt und auch nicht später im Wochenbett.