Welche Anlaufstellen bieten Hilfe bei einem Geburtstrauma? Welche Ansprechpartner können erste Kontakte herstellen? Was kann bei der „Heilung“ von Körper und Seele helfen? Ein Geburtstrauma überwinden: Ja, das geht.
Immer mehr Frauen erleben traumatische Geburt
In den letzten Jahren hat sich die Geburtshilfe nicht in allen Bereichen in eine positive Richtung entwickelt. Natürlich sorgen technischer Fortschritt und die Entwicklung neuer Medikamente dafür, dass Geburten heutzutage für gewöhnlich keine tödliche Gefahr für Mutter oder Kind mehr darstellen.
Dennoch: Heute erleben deutlich mehr Frauen ihre Geburt als „traumatisch“ als es noch vor 30 Jahren der Fall war.
In diesem Artikel soll es aber nicht darum gehen, was die häufigsten Gründe für ein Geburtstrauma sind. Vielmehr möchte ich Dir ein paar praktische Tipps an die Hand geben, was Du tun kannst, wenn Du das Gefühl hast, durch die Geburt Deines Kindes traumatisiert zu sein.
Geburtstrauma überwinden: Hebamme als erster Ansprechpartner
Viele Frauen merken erst nach ein paar Tagen so richtig, welche Folgen die Geburt nicht nur körperlich, sondern auch seelisch hatte.
In den ersten Tagen führen körperliche Erschöpfung, Schlafmangel, aber auch die hormonell ausgelöste Euphorie oft dazu, dass ein durch die Geburt erlebtes Trauma in den Hintergrund rückt.
Das heißt, Du bist vielleicht bereits zu Hause und erkennst erst bei der Rückkehr in Deine vertraute Umgebung, dass die Geburt für Dich ein traumatisches Erlebnis war. Dann kann und sollte die erste Ansprechpartnerin neben Deinem Partner zunächst einmal die Nachsorgehebamme sein.
Im Rahmen der Wochenbettbetreuung gehört für mich das Besprechen der Geburt unbedingt dazu. Um eben eventuell entstandenen Traumata zu erkennen, Ängste abzubauen und Klarheit in missverständliche Geschehnisse zu bekommen.
Für gewöhnlich erkennt die Nachsorgehebamme recht schnell, ob und in wie weit ein Geburtstrauma besteht.
Sie kann Dir eine erste Hilfestellung bieten, indem sie die Geburt mit Deinem Partner und Dir noch einmal durchspricht – und Dir auch Raum zum Trauern oder wütend sein lässt.
Es ist nämlich durchaus legitim, traurig zu sein. Auch wenn das Kind gesund und die Mutter körperlich ohne größeren Schäden aus der Geburt hervor gegangen ist.
In vielen Familien werden solche traumatischen Erfahrungen leider schnell als Luxusproblem betrachtet und abgetan mit „Dein Kind ist gesund und das ist die Hauptsache“. Dadurch entsteht bei den betroffenen Frauen neben dem Gefühl, versagt zu haben und selbst schuld zu sein an der Situation, der Eindruck, die Situation vielleicht auch einfach überzudramatisieren.
Geburtstrauma hat nichts mit Überempfindlichkeit zu tun
Das ist falsch! Ein Geburtstrauma hat nichts mit Überempfindlichkeit zu tun und ist auch nicht Deine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht und Du stellst Dich auch nicht einfach mehr an als andere Frauen.
Jeder Mensch hat eine individuelle Persönlichkeit. Und auch Du hast Deine ganz eigene Geschichte, die Dich zu dem Menschen gemacht hat, der Du heute bist.
Unter der Geburt, in dieser Extremsituation reagiert jeder Mensch anders, zumal sich auch die Umstände einer jeden Geburt unterscheiden.
Vielleicht hast Du Dich allein gelassen gefühlt? Nicht ernst genommen? Nicht gehört oder missverstanden? Oder Du hattest Angst um Dein Kind oder Dich, weil die ganze Situation einfach so beängstigend war.
Die Nachsorgehebamme wird Dir Raum geben, all diese Dinge auszusprechen, ohne eine Wertung abzugeben. Und das kann oftmals schon ein erster großer Schritt in Richtung Heilung sein.
Was Du zusätzlich tun kannst, um ein Geburtstrauma zu überwinden
Gerade bei langen, aber auch bei sehr schnellen Geburtsverläufen schildern die Frauen immer wieder, dass sie gar nichts mehr so richtig mitbekommen haben. Zeitliche Abfolgen und Zusammenhänge verschwimmen. Dadurch entsteht ein Gefühl von Surrealität, wie bei einem Film. Da kann die Dokumentation der Geburt eine gute Möglichkeit sein, die tatsächliche Situation noch einmal zu erfassen und so zurückzuverfolgen, was genau passiert ist.
Geburtsbericht anfordern
Ich empfehle Frauen, die ein Geburtstrauma erlitten haben aus diesem Grund gerne, ihre Geburtsakte im Krankenhaus anzufordern. Dabei geht es gar nicht darum, der Klinik, dem Arzt oder der Hebamme etwas anzuhängen, sondern einfach schlichtweg darum, Klarheit zu bekommen, wie Dinge tatsächlich abgelaufen sind.
Durch das Begreifen und Klarmachen der tatsächlichen Situation können viele Frauen ihr Geburtstrauma überwinden.
Neben dem Anfordern der Akte kann auch die Bitte um ein Gespräch mit dem geburtshilflichen Team – je nach Art des Traumas – hilfreich sein.
Anlaufstellen für Frauen mit Geburtstrauma
Wenn Du merkst, dass trotz der Unterstützung der Hebamme Dein Trauma nicht zu bewältigen ist, gibt es durchaus Anlaufstellen, die Dir in dieser Situation helfen können.
Im Netzwerk „Frühen Hilfen“ arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen (Familienhebammen, Sozialpädagogen aber auch Psychologen) ganz eng miteinander zusammen. Neben Hausbesuchen kannst Du auch einfach eine anonyme telefonische Beratung in Anspruch nehmen.
Neben dieser Anlaufstelle würde ich Dir empfehlen, zu einer Beraterin im Bereich Emotionelle erste Hilfe Kontakt aufzunehmen. Diese Beraterinnen sind darauf geschult, Eltern in Krisensituationen zu begleiten und zu unterstützen und können durch praktische Lösungsansätze oft wirklich schnell Hilfe leisten.
5 Tipps zum Geburtstrauma überwinden
Hier noch einmal kurz zusammengefasst:
- Sprich mit Deinem Partner, Deiner Nachsorgehebamme oder auch Deinem Frauenarzt darüber, dass Du ein traumatisches Geburtserlebnis hattest.
- Hol Dir Unterstützung in Form von psychologischer, pädagogischer oder ähnlicher familienorientierter Begleitung
- Fordere Deinen Geburtsbericht in dem Krankenhaus an, in dem Du entbunden hast, Kliniken sind verpflichtet, diesen herauszugeben
- Suche das Gespräch mit dem geburtshilflichen Team, wenn Du den Eindruck hast, das könnte Dir helfen
- Gib Dir Zeit, die Seele muss heilen und das kann durchaus einige Wochen oder Monate dauern
Ein unbehandeltes Geburtstrauma vergeht nie ganz
Mir ist es abschließend noch ganz wichtig, Dir zu sagen, dass ein Geburtstrauma meist auch „unbehandelt“ vergeht. Aber es ist so ein bisschen wie mit dem unaufgeräumten Dreckeck im hintersten Kellerrraum. Im Alltag denkt man irgendwann nicht mehr so daran, aber immer mal wieder schießt der Gedanke ducrh den Kopf „Da war doch noch was“.
Spätestens in einer erneuten Schwangerschaft kann ein unbearbeitetes Trauma wieder hochkommen, Ängste entstehen lassen und die ganze Schwangerschaft negativ beeinflussen.
Also hol Dir Hilfe für Dich und Deine Familie, damit dem traumatischen Geburt nicht noch ein traumatisches oder kaum erlebtes Wochenbett folgt. Denn diese Zeit ist so kostbar und kann – mit der richtigen Unterstützung – auch ganz viel heilen!
Hast Du Erfahrungen mit einem Geburtstrauma gemacht? Wie bist Du damit umgegangen? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!
Hallo
Meine Tochter ist nun 8 Monate alt und mich verfolgt die Geburt regelrecht immer noch …
Zu der Geburt kann ich nur sagen alles lief schief dabei war die Schwangerschaft das beste was uns als Paar jemals passiert ist
Und dann sowas
Ab 3 Uhr nachts Wehen 2 Tage nach et ich hab es noch abgestritten und eine Freundin kam vorbei gegen 9 Uhr sie schaute auf die Uhr und sagte so alle 15 Minuten schau selbst
Da hatte ich einsehen und berief meinen Partner nach Hause
Gegen 11 war ich bereit ins KH zu fahren auf dem weg dorthin schaute ich ungeduldig auf die Uhr im Auto und merkte ohje jz alle 10 Minuten
Er durfte nur mit rein zur Anmeldung… Coronabedingt war ich also komplett alleine auf der Station alleine im Zimmer abends nochmal zum ctg immer noch alle 10 Minuten Wehen. Bis dahin lehnte ich aber Schmerzmittel noch ab. Dazu zu sagen von 12 (da war ich etwa alleine im Zimmer) bis ich von alleine um 18 Uhr zum ctg gegangen bin hat NIEMAND nach mir geschaut keine Schwester kein Arzt. Ich hatte meinen Partner am Telefon die gesamte Zeit. Er war inzwischen zu Hause. Gegen 23 Uhr forderte ich Schmerzmittel
Paracetamol-hilft nicht da sind wir uns wohl alle einig. Die Hebamme legte mir eine Infusion mit Schmerzmitteln sie sagte mehr könne sie mir nicht geben das müsse helfen. Tat es nicht… Inzwischen kamen die Wehen alle 3! Minuten. Ich lag im Kreissaal zur Beobachtung da die Herztöne meiner kleinen auffällig hoch waren aber noch im Normbereich. Mein Partner durfte mit negativem Schnelltest gegen 2 Uhr auch kommen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich seit 23 Std nicht gegessen oder geschlafen!
Gegen 7 Uhr endlich eine PDA ich konnte schlafen meinem Partner (welcher auch nicht geschlafen hatte bis dahin) bekam sogar ein Bett in den Kreissaal alles optimal….
Dann frühstücken im Kreissaal Mittagessen
Dann kam der Spätdienst…. Diese nette Hebamme gab ganz tolle Ratschläge… Die PDA lief weiter also wurde nachgespritzt
Meine Beine betäubt meinte sie ich sollte aufstehen ich lehnte dies vermehrt ab
Nach gefühlten 100 Mal hab ich nachgegeben bin aufgestanden … Lag im Kreissaal auf dem Boden bum tolle Sache
Ich hab sie angeschrien sie solle verschwinden hab meinen Partner gleich Mal mit aus dem Kreissaal geschmissen was mir leid tut im Nachhinein.
Nun gut ich musste ja scheinbar auskommen mit der Hebamme. Also durfte sie weiter machen mm fühlen einmalkatetheriesiern usw…. Der Muttermund öffnete sich immer weiter bis er bei 8cm stockte mittlerweile war es ca 17 Uhr also seit sehr vielen Stunden Wehen usw.
Nach 2 Std immer noch 8cm die Geburt war uns stocken Geräten ich bettelte um einen Kaiserschnitt ich war am Ende von allem ich konnte nur noch verschwommen sehen war kraftlos. Dieser wurde nicht durchgeführt. Erst die Nachtschwester gegen 21 Uhr kam auf die Idee eine Ärztin hinzuzuziehen. Ich hatte bis dahin gefühlt den gesamten Medikamentenschrank intus. Ich bekam jedoch noch ein weiteres Medikament.
Bekam Fieber musste erbrechen
Mein Baby hatte ein ctg von 200 schlägen die Minute und höher. Wir schellten eine andere Hebamme meckerte warum wir deswegen Schellen würden
Unverschämt
Dann einige Minuten später wieder hohes ctg
Eine Ärztin kam ich sollte bei 8 cm pressen
Ich habe es sogar versucht es klappte nicht
Ich habe gesagt unter Tränen sie machen jz den Kaiserschnitt sonst sterben wir hier beide
Ja und was die kleine Maus kam mit einer Blutvergiftung in ein anderes Krankenhaus….
Ich durfte kein Kind nicht halten nur kurz sehen
Ich konnte angeblich wegen Corona nicht mitverlegt werden… Was tut eine Mutter dann
16 Stunden nach einer Schnittentbindung und nachdem die Geburt über 44 Stunden gedauert hatte…. Richtig auf eigenes Risiko sich selbst entlassen
Damit sie für 2 Stunden am Tag (Besucherzeiten wegen Corona) ihr Baby besuchen darf mit Mundschutz wohlgemerkt
…… Damit das Drama nicht zu Ende im anderen Krankenhaus konnten wir erst 5 Tage nach der Entbindung mit einem Arzt sprechen und wussten was genau los war
Ja entlassen wurde sie zum Glück 9 Tage nach der Geburt schon wieder aber das waren die schwersten und schlimmsten Tage meines lebens
Hallo Tina,
Ich musste weinen als ich das gelesen haben denn mir erging es so ähnlich. Was hab dir geholfen? Bitte melde dich bei mir. Liebe Grüße Katharina
Nach 6 Tagen Krankenhaus und 5 Tagen zum ersten mal ohne Pause mit meinem „Partner“ wollte ich meine Ruhe ,war überreizt und habe ihn rausgeschmissen. Er rief die Hebamme an um nach dem Kind zu fragen und ob ich Depressionen habe. Am nächsten Tag machte er Schluss. Und war ein halbes Jahr sauer auf mich. …. ich habe 24h geheuelet,im Schlaf, am Tag nur geschrien und geheult und bin täglich nochmal im Kopf durchgegangen was passiert und gesagt wurde.
Bei der Geburt meines Sohnes lief im Krankenhaus, alles, wirklich alles schief. Als Erstgebährende ist man unsicher und ängstlich und ich wurde komplett alleine gelassen. Die Hebammen kommentierten mich mit selber schuld und du wolltest doch ein kind etc. Sie ignorierten meine Bitten nach einer PDA oder auch einen Einlauf, Die Ärztin sah ich nur 1 mal kurz und ihre Anordnung wurde von den Hebammen niedergemacht. Man ignorierte völlig meine Schmerzen und das meine Wehe im Rücken verliefen und nicht im Bauch. Etc etc ..zu viel, was da passierte auch während des Pressens. Ich hatte kein Bonding , weil ich komplett entkräftet war, 24 std ohne schlaf und ohne Essen. Ich war froh als ich das Krankenhaus verließ. Zuhause habe ich selber früh erkannt, dass mein Geburtstrauma in eine Wochenbettdepression umschlägt und habe mich an meine Hebamme gewandt. Sie bat mich die 7 Wochenabzuwarten und wenn ich dann noch das gleich verspüre, wir zusammen Hilfe suchen. Ich wollte für mein Baby da sein und nicht mit einer Depression ausfallen. Also nach den 7.Wochen bin ich in Therapie und dort wurde mir dies auch bestätigt. Das mein Geburtstrauma tatsächlich eine Wochenbettdepression ausgelöst hat. Es war ein hartes Jahr, weil mein Sohn und ich auch keine Bindung fanden. Mit der Therapie wurde es besser. Ich gelte nicht als geheilt aber als obenauf. Jetzt 5 Jahre später in der 2.ss kommt alles wieder etwas hoch. Aber ich versuche mich nicht an die Angst erneut solch eine Geburt zu erleben zu fest zu halten. Ich blicke nach vorne und hoffe einfach, das es besser wird.
Vielen Dank für diesen wertvollen und persönlichen Kommentar. Es ist wichtig, dass Frauen, denen so etwas passiert, nicht aus Scham und dem Gefühl, selbst schuld zu sein, schweigen und aus diesem Grund auch keine Hilfe bekommen.
Der Mut, sich zu öffnen und um Hilfe zu bitten, ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg, das Trauma zu überwinden.
Ich hoffe, dass die zweite Geburt eine schöne Erfahrung wird und das Trauma der ersten heilen kann….Alles, alles Gute!