geschlechtsneutral erziehen

Geschlechtsneutrale Erziehung: Was ist das und wie geht es?


Jungs stehen auf Autos und tragen Blau – Mädchen spielen mit Puppen und lieben Rosa. Wenn Dein Kind das genauso macht, ist das vollkommen okay. Es ist aber genauso okay, wenn es das nicht möchte. Und darum geht es bei der geschlechtsneutralen Erziehung: Dein Kind soll unabhängig von Geschlechterklischees aufwachsen und selbst entscheiden dürfen, was es mag und möchte.

Geschlechtsneutrale Erziehung: Was genau ist das?

Bei der geschlechtsneutralen Erziehung geht es nicht darum, einem Jungen aufzudrängen mit Puppen zu spielen und Kleider zu tragen oder Kinder in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Eher ist genau das Gegenteil der Fall! Es geht vielmehr darum, seinen Kindern aufzuzeigen, dass sie sich frei ausleben und ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen, beispielsweise bei der Wahl des Spielzeugs oder der Kleidung.

Es geht dabei also nicht darum, eine perfekte Mitte zwischen männlich und weiblich zu finden, sondern Du als Elternteil bist als Vorbild dafür verantwortlich, Deinem Kind zu erklären, dass es keine „mädchen- oder jungentypischen“ Spielzeuge, Kleidungsstücke oder Berufe gibt. Das Erziehungsmodell steht für Offenheit, Toleranz und Gleichberechtigung und zielt darauf ab, dass Kinder sich nicht von den Erwartungen der Gesellschaft in eine bestimmte Rolle gedrängt fühlen.

Wie kann ich eine geschlechtsneutrale Erziehung umsetzen?

Wenn Du Dein Kind geschlechtsneutral erziehen möchtest, ist es wichtig, es von Geschlechterklischees fernzuhalten: Möchte Dein Sohn ein Kleid tragen und sein Zimmer mit Puppen, Glitzer und Einhörnern dekorieren, sollte er das tun dürfen, ohne dass er schräg angeguckt wird. Möchte Deine Tochter lieber kurzes Haar tragen, sich als Superheld verkleiden und mit Baggern spielen, solltest Du das auch unterstützen. Am besten achtest Du zum Beispiel auch bei Büchern & Co. darauf, dass es weibliche und männliche Helden gibt, um klar zumachen, dass beides geht und beides normal ist.

Wenn Dein Sohn mit schnellen Autos spielen und Blau tragen möchte, solltest Du ihm auch da nicht reinreden oder gar Puppen aufdrängen. Es geht nur darum, Deinem Kind alle Möglichkeiten offen zu lassen und ihm die Freiheit zu geben, seinen Charakter selbst ausleben zu dürfen, ohne in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden.

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Noch einen Schritt weiter geht das sogenannte Gender Creative Parenting (übersetzt etwa „geschlechtskreative Erziehung“), eine stärkere Form der geschlechtsneutralen Erziehung. Bei diesem Modell wird sogar das biologische Geschlecht des Kindes in den ersten Jahren geheim gehalten, damit es keinerlei Klischees ausgesetzt ist. Dazu gehört auch ein geschlechtsneutraler Vorname.

Kritik an der geschlechtsneutralen Erziehung

Wie bei jedem Erziehungsmodell gibt es auch bei der geschlechtsneutralen Erziehung kritische Stimmen. So herrscht oft die Befürchtung, dass dabei aktiv Mädchen zu Jungs und Jungs zu Mädchen gemacht werden und in gewisser Weise also doch in eine bestimmte Richtung gelenkt werden.

Eine andere Befürchtung von Kritikern ist die, dass eventuell das Identitätsgefühl abhanden kommen bzw. gar nicht erst entwickelt werden kann und sich Kinder, die in einem geschlechtsneutralen Umfeld aufwachsen, mit keinem Geschlecht richtig identifizieren können. Das könnte zu Problemen bei der Persönlichkeitsentwicklung und zu späteren Identitätskrisen führen, so die Angst mancher Kritiker.

Mögliche positive Auswirkungen der geschlechtsneutralen Erziehung

Welche Auswirkung eine geschlechtsspezifische und eine geschlechtsneutrale Erziehung auf Dein Kind haben kann, haben mittlerweile auch mehrere Studien untersucht. So zeigt etwa eine Studie des „Journal of Adolescent Health“, dass eine geschlechtsspezifische Erziehung negative Auswirkungen haben kann: Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die nach besonders strikten Geschlechtervorstellungen erzogen werden, vom Jugendalter an ein erhöhtes Risiko für körperliche und mentale Gesundheitsprobleme haben.

Eine Studie der „Uppsala University Sweden“ hat sich konkret mit Kindern in einer geschlechtsneutralen Vorschule in Schweden auseinandergesetzt und anhand der Untersuchungen unter anderem das Fazit gezogen: Auch diese Kinder können deutlich zwischen Geschlechtern unterscheiden. Aber: Sie greifen dabei weniger auf Stereotype zurück. Die beobachteten und befragten Vorschüler der geschlechtsneutralen Einrichtung zeigen zudem größeres Interesse daran, mit Kindern des anderen Geschlechts zu spielen.

Geschlechtsneutrale Erziehung in Deutschland

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Kitas und Einrichtungen, die auf eine geschlechtsneutrale Erziehung Wert legen. Vorwiegend gibt es diese in Großstädten, aber informiere Dich bei Interesse doch einmal in den Einrichtungen in Deiner Nähe, wie damit umgegangen wird.

Hast Du bereits Erfahrungen mit der geschlechtsneutralen Erziehung? Wie ist Deine Meinung dazu? Wir freuen uns über Deinen Kommentar.

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2 Kommentare zu “Geschlechtsneutrale Erziehung: Was ist das und wie geht es?

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