Wenn Erwachsene mit Kindern sprechen, benutzen sie manchmal die komischsten Namen für Geschlechtsteile. Manche Wörter kennt man vielleicht sogar, dazu gehören „Pullermann“, „Pippi“ oder „Mumu“. Andere sind unverständlicher, denn die Wörter haben eigentlich eine ganz andere Bedeutung. Ich zum Beispiel habe als Synonyme für Geschlechtsorgane schon „Schmetterling“, „Brötchen“ oder „Schlange“ gehört. Warum es wichtig ist, die Geschlechtsteile richtig zu benennen, erfährst Du hier:
Warum fällt es uns Erwachsenen oft schwer, Geschlechtsteile beim Namen zu nennen?
Experten raten Eltern dazu, Geschlechtsteile nicht zu verniedlichen. Es spricht nichts dagegen, Körperteile mit ihrem eigentlichen Namen zu benennen. Für Dein Kleinkind macht es keinen Unterschied. Egal welches Wort Du benutzt, Dein Kind wird es ganz normal in seinen Wortschatz aufnehmen. Ebenso wie die Wörter für andere Körperteile auch.
Falsche Scham der Eltern
Der Grund dafür, Geschlechtsorgane falsch zu bennen, ist in der Regel die falsche Scham der Eltern. Doch wenn Du möchtest, dass sich Dein Kind in seinem Körper selbstbewusst und wohl fühlt, solltest Du diese Scham ganz schnell ablegen. Dein Kind merkt, wenn Du Dich unwohl fühlst und wird Deine Scham übernehmen.
Viele Erwachsene verbinden mit Begriffen wie Penis, Vagina, Vulva, Hoden, Scheide Erinnerungen an peinliche Aufklärungsgespräche aus den frühen Teenager-Jahren. Deshalb zieren sie sich die Geschlechtsteile schon für ein Kleinkind richtig zu benennen. Viele Eltern verniedlichen deshalb die Geschlechtsteile. Damit wollen sie ihr Kleinkind fern von der Sexualität halten, die ja unweigerlich mit den Geschlechtsteilen in Verbindung steht.
Wenn Dein Kind merkt, dass es Dir unangenehm ist, über diese Körperteile zu sprechen, kann der Gedanke aufkommen, dass es etwas ist, worüber man nicht spricht. So werden die Geschlechtsteile abgewertet und alles, was damit verbunden ist, wird als peinlich empfunden. Das kann dazu führen, dass Kinder (und später Erwachsene) denken, dass Geschlechtsorgane etwas Merkwürdiges sind und Unwohlsein und Unsicherheit hervorrufen.
Die richtigen Bezeichnungen im Überblick
Vor allem bei Mädchen ist es doch ein bisschen komplizierter, als Du vielleicht denkst. Erstens ist es für Mädchen schwieriger ihr Geschlechtsteil zu sehen und damit wahrzunehmen. Vor allem wenn sie kein passendes Wort dafür kennen. “Scheide” und “Vagina” sind eigentlich nicht die richtigen Wörter, da sie nur die inneren Geschlechtsorgane beschreiben. Besser wäre der Begriff “Vulva”, da damit das äußere und sichtbare Geschlechtsorgan bezeichnet wird.
Viele Mütter (und Väter) sind selbst mit den “niedlichen Begriffen” aufgewachsen. Oft werden Vagina, Vulva und Scheide verwechselt. Bei Jungen ist es da einfacher: Penis und Hoden sind sichtbar.
Kleines Wörterbuch
- Vagina = Scheide = inneres Geschlechtsorgan der Frau
- Vulva = äußeres, sichtbares Geschlechtsorgan der Frau (dazu zählen Venushügel, Schamlippen, Klitoris und Scheidenvorhof)
- Penis = Glied = Geschlechtsorgan des Mannes
- Hoden = inneres Geschlechtsorgan des Mannes
- Hodensack = Haut- und Muskelsack (beinhaltet die Hoden und Nebenhoden)
- Anus = After = Darmausgang
Warum ist es wichtig die Geschlechtsteile richtig zu benennen?
Wenn Kinder ihre Körperteile und Funktionen richtig benennen, können sie auch am sichersten darüber sprechen. Also, wenn sie zum Beispiel Schmerzen haben oder sich etwas komisch anfühlt. In Deiner Familie sollte im Idealfall ein natürlicher Umgang mit den richtigen Geschlechtsnamen herrschen. Dadurch wird Dein Kind auch einen natürlichen und selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper lernen. Besonders wichtig ist das, wenn es darum geht, sich darüber zu äußern, wenn etwas nicht stimmt. Das können zum Beispiel Schmerzen oder andere ungewohnte Empfindungen im Intimbereich oder zum Beispiel beim Urinieren sein. Dein Kind sollte in der Lage sein, sich Dir oder einem Arzt/ einer Ärztin gegenüber offen zu äußern. Dazu gehört es eben auch, dass schon Dein Kleinkind die Geschlechtsteile richtig benennen kann.
Tabuthemen erschweren die Aufklärung
Spätestens in der Pubertät möchten wohl die meisten Eltern, dass sich ihnen ihr Kind anvertraut und offen Fragen zu Sexualität stellt. Dazu muss es aber die richtigen Worte kennen. Dein Kind wird sich dabei auch wohler fühlen, wenn es nicht das Gefühl hat, dass Geschlechtsorgane und Sexualität Tabuthemen sind. Vielen Menschen fällt die Umstellung auf die richtigen Wörter im Teenageralter schwer. Deshalb macht es Sinn schon vom Kleinkindalter die richtigen Begriffe zu verwenden.
Geschlechtsteile richtig benennen, um klare Grenzen zu setzen
Ein andere wichtiger Punkt ist es, dass Dein Kind auch nur so selbstbewusst Grenzen setzen kann. Wenn es sein Geschlechtsteil als ein Tabuthema wahrnimmt, wird es auch nicht so deutlich ausdrücken können, dass es zum Beispiel nicht an der Vulva oder dem Penis angefasst werden möchte. Zudem kommt noch, das Penis und Vulva Begriffe sind, die jeder Erwachsene versteht. Wenn ein Kind im Intimbereich angefasst wurde und sich danach zum Beispiel einer Erzieherin im Kindergarten anvertraut, können Verniedlichungen zu Verständnisproblemen führen. Wenn ein Mädchen zum Beispiel erzählt, dass jemand ihre “Schnecke” angefasst hat, kann es sein, dass das nicht verstanden wird.
Fazit
Laut Sozialpädagogen hat es mindestens 4 entscheidende Vorteile, die Geschlechtsteile von Kindern von Anfang an richtig zu benennen:
- Kein Aufkommen von Schamgefühl, dass Geschlechtsteile etwas Unangenehmes sind, für die man sich schämen müsste.
- Nur mit Worten kann man sprechen. Kinder brauchen Wörter, um über Befindlichkeiten zu sprechen oder Fragen zu stellen.
- Richtige Begriffe helfen dabei, Kinder auch über Gesundheit und Hygiene aufzuklären.
- Allgemein bekannte Begriffe können Missverständnisse verhindern. Für die sexuelle Sicherheit Deines Kindes ist es wichtig, dass es beschreiben kann, wenn etwas passiert ist.
Ich hoffe dieser Artikel hat Dir gefallen. Gibt es bei Euch in der Familie spezielle Begriffe für die Geschlechtsteile? Wie geht ihr damit um? Wir sind neugierig auf Deinen Kommentar.
Das war und ist immer nicht leicht Thema; Sicherlich sollten Eltern, Erwachsene kein nonverbale Scham zeigen. Ausdruck ist weiter abhängig vom Alter des Kindes, davon; wie viel und was es versteht, von der emotionalen Reife der Eltern, davon , auf welchem Niveau Eltern oder Erwachsene über den anatomischen Aufbau bei Mädchen und Jungen sprechen. Es hat viele verschiedene Nuancen. Man muss im Einklang mit sich selbst, mit seinem Gewissen, mit , mit dem Gefühl, dass ich und diese kleine Kind sich in der gesamte Atmosphäre der Erklärung wohlfühlen.