Bereits in einem frühen Stadium der Schwangerschaft wird Dein Arzt oder Deine Hebamme Dich vielleicht gefragt haben, ob Du manchmal merkst, dass Dein Bauch hart wird. Und während manche Frauen erst einmal überlegen müssen, was die „richtige“ Antwort auf diese Frage sein könnte, wissen andere sofort, wovon die Rede ist und können diese Frage ganz einfach beantworten.
Warum der Bauch in der Schwangerschaft hart wird, wann und ob das ein Grund zur Sorge sein kann und was Du tun kannst, um das Hartwerden des Bauches zumindest zu minimieren, möchte ich Dir heute erklären.
Was passiert in Deinem Körper, wenn der Bauch hart wird?
Wenn Dein Babybauch plötzlich hart wird, passiert im Prinzip etwas Ähnliches wie bei den „richtigen“ Wehen. Die Gebärmutter, die ja ein großer Hohlmuskel ist, zieht sich zusammen. Der Unterschied vom harten Bauch zu „echten“ Wehen ist, dass dieses Zusammenziehen meistens viel kürzer und in der Regel nicht schmerzhaft ist. Du merkst also ein kurzes Hartwerden des Bauches, normalerweise maximal 30-60 Sekunden lang.
Ich beschreibe einen harten Bauch in der Schwangerschaft oft so, als würde Dir jemand einen Gürtel um den Bauch ziehen und enger schnallen. Relativ plötzlich kommend und genauso schnell wieder weg; keine wellenförmige Bewegung wie bei Geburtswehen.
Warum wird der Bauch in der Schwangerschaft hart?
Ein harter Bauch bei Schwangeren kann unterschiedliche Gründe haben. Meistens sind es folgende:
- Wachsende Gebärmutter: Gerade zu Anfang der Schwangerschaft (1. Trimester) wird der Bauch aus „mechanischen“ Gründen ab und zu hart. Durch das Wachsen des Babys in der Gebärmutter und die Tatsache, dass diese ja permanent mitwachsen muss, kann es kurzfristig zu einer Belastung des Muskels kommen, auf die er mit einer Kontraktion reagiert. Genauso ist es in einem späteren Schwangerschaftsstadium bei heftigen Kindsbewegungen. Du kannst das Dir ähnlich vorstellen, wie wenn Du immer wieder auf Deinen Arm oder Oberschenkel drauf haust. Irgendwann reagiert der Muskel an dieser Stelle mit einer Art Abwehrspannung. So ähnlich ist das im Babybauch und in der Gebärmutter auch. Vor allem schlanke Frauen, bei denen sich zwischen Gebärmutterwand und Bauchwand kaum Fett befindet, spüren häufig, dass der Bauch generell relativ hart ist oder die Grundspannung insgesamt recht hoch erscheint.
- Übungswehen (Braxton Hicks-Kontraktionen): Darüber hinaus ist zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft ein harter Bauch auch als eine Art Vorbereitung auf die Wehen zu sehen. Die Gebärmutter als Muskel braucht ein gewisses Training, um nach 40 Wochen die Kraft zu haben, dafür zu sorgen, dass ein Baby auf die Welt kommen kann.
Kann ein harter Bauch auch ein Anzeichen für vorzeitige Wehen sein?
In einem Schwangerschaftsratgeber habe ich einmal gelesen, dass es ein Zeichen für vorzeitige Wehentätigkeit wäre, wenn sich Dein Puls bei diesem Hartwerden beschleunigt oder Dir dabei warm wird. Diese Aussage fußt wahrscheinlich darauf, dass bei echter vorzeitiger Wehentätigkeit viele Frauen zumindest ein leichtes Ziehen spüren. Aufgrund dieses „Schmerzes“ kann sich der Pulsschlag beschleunigen und Dir wird vielleicht eher warm. Wenn der Bauch nur kurz hart wird, ist das sicher seltener der Fall. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass mir selbst beim Hartwerden des Bauches oft heiß wurde, obwohl der Muttermund geschlossen war und es somit keine vorzeitige Wehentätigkeit war. Insofern würde ich mich allein aufgrund der Tatsache, dass Dir vielleicht ein bisschen warm wird, nicht gleich verrückt machen.
In meinem Artikel zum Thema Übungswehen – Warum sie für den Körper wichtig sind erkläre ich Dir genauer, wie diese Kontraktionen entstehen, die für den harten Bauch verantwortlich sind, und wie Du harmlose Übungswehen von vorzeitigen Wehen unterscheiden kannst.
Wann wird der Babybauch am häufigsten hart?
Die meisten Frauen spüren ab dem zweiten Trimester deutlich häufiger, dass der Bauch hart wird.
Welche Faktoren begünstigen einen harten Bauch?
Es gibt eine Reihe von Faktoren, durch die ein harter Bauch bzw. die dafür verantwortlichen Kontraktionen ausgelöst werden können:
- Körperliche Erschöpfung: Auch nach großer körperlicher Belastung oder nach einem Orgasmus kann es in der Schwangerschaft zu einem harten Bauch kommen. Das ist normal und „darf“ auch mal sein. Allerdings ist der harte Bauch gerade als Folge einer starken Belastung auch ein Zeichen Deines Körpers, mal einen Gang zurück zu schalten. Nach einem 6 stündigen Shoppingtrip durch die Stadt musst Du vielleicht nicht noch im Anschluss das Kinderzimmer streichen, wenn sich Dein Bauch eh schon hart anfühlt und Du mit Deinen Kräften völlig am Ende bist.
- Seelischer Stress: Auch Stress im Job, in der Beziehung usw. können in Verbindung mit einem harten Bauch stehen. Natürlich lassen sich nicht alle Probleme sofort lösen. Hab aber keine Scheu, Dir Hilfe zu suchen – zum Beispiel bei einer Familienberatungsstelle in Deiner Nähe.
- „Platzmangel“ im Bauch: Es gibt aber auch ganz profane Gründe für einen harten Bauch in der Schwangerschaft: Manchmal reicht schon eine volle Blase oder auch ein voller Darm (Verstopfung) aus, damit Dein Babybauch hart wird.
- Infektion: Kommen die Übungswehen relativ plötzlich und Du merkst, dass Dein Bauch über mehrere Tage immer wieder hart ist, es keinen offensichtlichen „Grund“ gibt und körperliche Schonung nichts bringt, kann das auch mal ein Zeichen für eine Infektion sein, häufig eine Blasenentzündung.
Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt:
Wann sollte ich Kontakt zum Arzt oder zur Hebamme aufnehmen?
➜ Bei Verdacht auf Infektion: Kommen zusätzlich zum harten Bauch andere Beschwerden wie Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder gar eine Blutung hinzu, solltest Du umgehend Kontakt zu Arzt oder Hebamme aufnehmen oder Dich in Deiner Geburtsklinik melden. Auch das ist nicht gleich ein Grund zur Panik, gerade Entzündungen lassen sich in der Regel zügig und einfach mit Antibiotika behandeln, aber es bedarf halt einer weiteren Abklärung.
➜ Bei sehr häufig auftretendem harten Bauch: Auch wenn Du mehrere Tage hintereinander häufiger als 8-10 x bewusst spürst, dass der Bauch hart wird, solltest Du zumindest abklären lassen, ob sich am Muttermund etwas tut. Natürlich ist hierbei immer die Schwangerschaftswoche entscheidend: Ab 37+0 (also 3 Wochen vor dem Termin) darf Dein Baby ja rauskommmen. Das heißt, zum Ende des 3. Trimesters ist ein harter Bauch sowieso kein Grund zur Besorgnis. Und je näher Du an diesem Termin dran bist, desto länger kannst Du auch die Sache noch beobachten, wenn Du ein gutes Gefühl und selber keine Angst oder Sorgen hast.
Was Du bei einem hartem Bauch selber tun kannst
Sind die Kontraktionen bereits ärztlich abgeklärt oder einfach auch im Rahmen des „Normalen“, gibt es trotzdem ein paar Dinge, die in der Schwangerschaft bei einem harten Bauch helfen können:
➜ Körperliche Schonung
Ruhe sollte eigentlich immer die erste Maßnahme sein. Ab auf die Couch/ ins Bett, Beine hoch und Ruhe geben. Wird der Bauch dadurch weicher, war eindeutig die körperliche (Über-)Anstrengung der Grund.
➜ Magnesium
Magnesium wird von vielen Frauenärzten sowieso relativ großzügig empfohlen. Ich persönlich würde es nicht prophylaktisch nehmen, sondern nur, wenn es einen Grund gibt, da eine Gebärmutter ja auch üben darf und soll. Ab der 36+0 SSW (also 4 Wochen vor dem Entbindungstermin) würde ich kein Magnesium mehr fest angesetzt empfehlen.
➜ Bryophyllum
Bryophyllum ist ein antroprosophisches Heilmittel (z.B. von Wala oder Weleda), das in der Alternativmedizin gegen vorzeitige Wehen eingesetzt wird. Es wird aus der Bryophyllum-Pflanze hergestellt und in der Regel in Pulverform eingenommen. Du bekommst es in der Apotheke – bitte halte vor einer Einnahme Rücksprache mit Deiner Hebamme/ Arzt/Ärztin.
➜ Toko-Öl
Bei Toko-Öl handelt es sich um eine spezielle Ölmischung, die sich entspannend auf den Bauch auswirken kann. Ich hab sehr gute Erfahrungen mit der Mischung von Ingeborg Stadelmann (Bahnhofapotheke Kempten) gemacht. Wichtig ist allerdings, dass Du das Öl nur vorsichtig aufstreichst und auf Massagen am Bauch generell verzichtest, da diese wehenanregend wirken können.
➜ Wärmeanwendungen
Eine warme Dusche, ein Wärmekissen im Rücken oder – bei von Arzt oder Hebamme definitiv ausgeschlossener vorzeitiger Wehentätigkeit – ein warmes Bad können ebenfalls zur Entspannung beitragen und den harten Bauch weicher machen.
Fazit: Harten Bauch in der Schwangerschaft bei Unsicherheit abklären lassen
In den allermeisten Fällen ist ein harter Bauch in der Schwangerschaft etwas durchaus Normales und muss Dir keine Angst machen. Aber wie so oft kommt es auf Deine ganz persönliche, individuelle Situation, Deine Vorgeschichte und die genauen Umstände an.
👩⚕Es ist auf jeden Fall immer ok, wenn Du Dir bei Unsicherheiten Rat von Fachleuten holst – dafür sind wir ja da!
Schließlich geht es um etwas wirklich Wichtiges: Deine Schwangerschaft und Dein Baby, also hol Dir die Unterstützung, die Du brauchst, von Menschen, die Dich und Deine Schwangerschaft wirklich beurteilen können. Da hilft ein kurzer persönlicher Termin oder ein Gespräch manchmal doch mehr weiter als ein mehrstündiges „Date“ mit „Dr.Google“ :-)
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