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Hebammensuche in der Pandemie: Wie Du trotz Corona eine Hebamme findest


Ich habe es schon des Öfteren gesagt: die Krise rund um die Corona-Pandemie betrifft uns alle. Und sie zeigt Fehler in einem System auf, das schon lange nur noch mit Hängen und Würgen funktioniert. Warum es momentan noch schwerer ist, eine Hebamme zu finden, wie Du „freie“ Hebammen finden kannst, welche Alternativen es gibt und an wen Du Dich sonst wenden kannst, darum soll es in meinem Beitrag heute gehen.

Wo sind die Hebammen?

Vor einem Jahr war es schwierig, eine Hebamme zu finden, oftmals auch SEHR schwierig. Momentan scheint es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Ich kann gut verstehen, dass Du verzweifelt und auch ärgerlich darüber bist, keine Wochenbetthebamme zu finden, auch wenn Du frühzeitig mit der Suche begonnen hast. Aber leider können weder meine Kolleginnen noch ich daran etwas ändern. Ich möchte nicht allzu politisch werden, aber ich will heute die Chance nutzen, einmal die andere Seite aufzuzeigen und dadurch vielleicht auch ein wenig auf unsere Situation aufmerksam machen.

Welche Auswirkungen hat Corona auf freiberufliche Hebammen-Tätigkeit?

Seit Beginn der Pandemie wurden wir freiberuflichen Hebammen leider komplett vergessen und nicht als systemrelevant eingestuft. Das heißt beispielsweise, dass wir keinen Anspruch auf Notbetreuung unserer Kinder hatten, wir bekamen keine Schutzausrüstung und keine zusätzlichen „Prämien“ für Sonderauslagen. Viele hatten Angst um ihre eigene Familie und haben trotzdem ohne adäquaten Schutz ihre Arbeit erledigt.

Durch den Wegfall aller Kurse mußten einige Hebammenpraxen im letzten Jahr schließen, die gesamte Situation hat es vielen immer schwerer gemacht, in der Freiberuflichkeit weiterzuarbeiten.

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Betreuung von positiv getesteten Schwangeren

Bis heute bekommen wir keine Schutzausrüstung gestellt, lediglich eine Pauschale von einmalig nicht einmal 30 € brutto. Wohlgemerkt bei einer schwangeren Frau, die einen positiven PCR-Test. Hiervon müssen wir FFP-Masken, Kittel, Brille, Handschuhe, Desinfektionsmittel etc. bezahlen. Darüber hinaus sollen wir bestimmte Dinge wie eine Babywaage, Blutdruckmeßgerät, Maßband etc. nur und ausschließlich für diese Frau bereithalten. Das bedeutet, dass wir diese Materialien irgendwo organisieren müssen oder sie eben noch einmal anschaffen müssen.

Mithilfe dieser „Unterstützung“ kann ich als Hebamme bei einer Corona-positiven Frau noch nicht einmal kostendeckend arbeiten, von dem Erzielen eines Gewinnns möchte ich gar nicht sprechen.

Bei einer Frau ohne oder mit negativem Test gibt es quasi gar keine Unterstützung. Obwohl auch hier natürlich diverse Schutz-und Hygienemaßnahmen notwendig sind. Hinzu kommt, dass Kliniken händeringend Personal suchen, weil durch Quarantäne und Krankheit viel Personal über Wochen ausfällt. So steigen viele freiberufliche Hebammen, die normalerweise in der Wochenbettbetreuung tätig sind, kurzfristig wieder in der Klinik ein.

All diese Umstände haben ein offensichtliches Problem zutage gebracht, das schon lange existiert : es gibt zu wenige von uns!

Wie kann ich eine Hebamme finden?

  • Im Umfeld suchen

Zunächst einmal, und das habe ich schon in meinem ersten Artikel zur Hebammensuche geschrieben, macht es immer Sinn, sich im Bekanntenkreis und der Nachbarschaft umzuhören. Auch Frauenärzte oder Kliniken geben in der Regel Hebammenlisten raus.

  • Internetrecherche

Wir sind gerade dabei, ein System zu etablieren, in dem Hebammen konkrete freie Zeitfenster angeben und Frauen, die keine Hebamme haben, ganz kurzfristig noch jemanden finden können. Es soll also eine zentrale Plattform entstehen, auf der Frauen ihren Wohnort angeben können um dann eventuell doch noch eine Hebamme finden, die ein freies Zeitfenster angegeben hat.

  • Alternativen annehmen

Momentan entstehen immer mehr Wochenbettambulanzen, in Kliniken, Hebammeneinrichtungen und Arztpraxen, um Frauen wenigstens die Möglichkeit zu geben, eine Hebamme zu sehen, ihr Baby wiegen und anschauen zu lassen und eine Stillberatung zu bekommen.

Das ist ganz sicher keine ideale Lösung, aber besser als gar keine Betreuung.

Und wenn ich trotzdem keine Hebamme finde?

Dann hilf uns mit Deiner Stimme. Werde laut, setz Dich für eine bessere Versorgung ein, unterstütze uns Hebammen.

www.unsere-hebammen.de/mitmachen/unterversorgung-melden

Versuche, offen für eine Betreuung zu sein, die vielleicht nicht ganz Deinen Vorstellungen von einer optimalen Versorgung entspricht. Das heißt, wenn eine Hebamme derzeit nur „Video-Betreuung“ oder einen Online-Kurs anbietet, probier’s vielleicht einfach mal aus. Denn wir dürfen derzeit Kurse beispielsweise nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen in Präsenz anbieten und für viele Hebammen fällt ohne die Kurse eine wichtige Einnahmequelle weg.

Spontan nach der Geburt auf die Suche gehen

Ein weiterer Tipp, der bei mir persönlich beispielsweise zum Tragen kommt, ist, es ganz kurzfristig noch einmal zu versuchen. Also evtl. auch von der Klinik aus nochmal die Hebammen durchtelefonieren, wenn Dein Baby schon da ist.

Mir ist es als Mutter von drei Kindern in der jetzigen Situation einfach nicht möglich, Dinge zu planen, die in 6 Monaten relevant werden, weil ich schlichtweg nicht weiß, was passiert. Zuverlässigkeit ist aber für mich etwas, was auch oder gerade in dieser unsicheren Zeit einen ganz hohen Stellenwert hat.

Ich habe von einigen Kolleginnen gehört, die das gleiche Problem haben. Deshalb stehen Deine Chancen, ganz spontan jemanden zu finden, vielleicht gar nicht so schlecht, auch wenn das natürlich nicht der Wunschvorstellung der meisten Frauen entspricht. Im Normalfall wünschen sich ja viele Frauen, schon in der Schwangerschaft ein Vertrauensverhältnis zu ihrer Hebamme aufbauen zu können. Das kann ich sehr gut nachfühlen sehe es grundsätzlich auch ganz genauso. Nur fordern eben besondere Situationen auch besondere Flexibilität – auf allen Seiten.

Wenn Du Hilfe benötigst, weil Du konkrete medizinische Fragen hast, wende Dich an Deinen Frauen- oder Kinderarzt. Manchmal haben die Ärzte auch noch einen Tipp oder kennen jemanden, der vielleicht spontan doch einmal nach Dir und dem Baby schaut.

Wenn es Dir psychisch nicht gut geht, Du Unterstützung und Hilfe benötigst, um in Deine Mutterrrolle hinein zu finden, wende Dich an örtliche Elternberatungszentren oder Pro Familia, dort wird auch per Videotelefonie oder Hausbesuch Hilfestellung gegeben.

Ein paar persönliche Worte zum Schluß

Ich bin seit vielen Jahren Hebamme und habe viele politische Entscheidungen miterlebt, die mich sprachlos zurück gelassen haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es zwar eine Riesenunterstützung aus der Bevölkerung gibt, aber kaum Unterstützung aus der Politik.

Jammern möchte ich nicht, denn nach all den Jahren liebe ich meinen Beruf. Ich bin gerne Hebamme, ich erzähle jedem, der es wissen will (oder auch nicht) meine Geschichten und diese kleinen, vollkommenen Wesen, die in nur 40 Wochen entstehen, in den Händen zu halten, erfüllt mich auch nach fast 20 Jahren noch mit Demut. Für mich gibt es einfach keinen anderen Beruf, den ich ausüben möchte.

Und dennoch denke selbst ich über Alternativen nach, weil es einfach für mich überhaupt keinen Sinn macht, im Moment als Hebamme zu arbeiten. Ich muß die Betreuung für ein Schulkind, ein Kindergartenkind und ein Baby sicherstellen. Und das in einer Zeit, wo alle Betreuungsmöglichkeiten wegfallen.

Die Versicherungssummen, die Mitgliedschaft im Verband, Computerprogramme zur Abrechnung, Fortbildungen (die für Hebammen verpflichtend sind), Qualitätsmanagement (dito), Schutzausrüstung etc. kosten mich derzeit mehr, als ich verdiene.

Und dennoch steige ich jetzt gleich wieder auf mein Fahrrad und besuche eine Mama mit ihrem drei Tage alten neuen Erdenbürger. Weil ich es wichtig finde und weil ich es (noch) kann…


Wir hoffen, Hebamme Christina konnte zum Nachdenken anregen und Dir ein paar wertvolle Tipps geben, wie Du trotz Corona Deine Hebamme finden kannst.

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