Wenn Dein Baby beißt, dann ist das nicht Deine Schuld. Babys haben verschiedene Temperamente und Vorlieben und im Babyalter ist beißen sicherlich kein Zeichen fehlender Erziehung. Trotzdem ist es für Eltern enorm unangenehm und sie fragen sich, was sie dagegen tun können. Wie sie sich und vor allem andere vor den Bissen schützen können. Hierfür ist es zunächst wichtig, zu sehen, welches Bedürfnis hinter dem Beißen Deines Kindes steckt und dann entsprechend zu handeln.
Körperliche Ursachen für Beißen
Es gibt Situationen, in denen Beißen ein Zeichen für körperliches Unwohlsein ist. Wenn Dein Baby Dich beim Stillen beißt oder während der Zahnungsphase, dann hat das meist körperliche Hintergründe. Bedenke außerdem: Während der oralen Phase erkundet Dein Baby sowieso alles mit dem Mund und beißt auf diversen Gegenständen herum. Da stellt Dein Finger aus seiner Sicht keine Ausnahme dar.
Baby beißt beim Stillen
In die Brustwarze gebissen zu werden ist höchst unangenehm. Meist hat es aber eine Ursache, die sich allein auf das Stillen bezieht. Dahinter können zum Beispiel ein verkürztes Zungenbändchen, falsches Anlegen oder eine Einschränkung im Bereich der Kiefermuskulatur stecken. Du hast also kein klassisches Beiß-Kind, sondern ein Stillproblem. Dieses solltest Du am besten mit einer guten Stillberaterin klären. Auch ein Osteopath oder Physiotherapeut kann vielleicht weiterhelfen.
Baby beißt beim Zahnen
Manche Babys scheinen es als große Erleichterung zu empfinden, während dem Zahnen in die Haut ihrer Eltern zu beißen. Auch hier ist also eine klare Ursache erkennbar und Du weißt, dass es nach dem Zahnen wieder aufhört. Bis dahin kann eine Alternative wie ein Beißring oder eine Veilchenwurzel weiterhelfen.
Baby beißt scheinbar ohne Grund
Vielleicht kommt es Dir aber auch so vor, als würde Dein Baby völlig unberechenbar und ohne erkennbaren Grund Dich oder andere Kinder beißen?
Das ist so nicht richtig. Wenn Dein Baby beißt, ohne dass es erkennbare körperliche Ursachen dafür gibt, dann liegt die Ursache meist in den mangelnden Möglichkeiten der Kommunikation. Viele Gefühle oder Bedürfnisse kann ein so kleines Wesen einfach noch nicht verständlich ausdrücken. Ihm fehlt die Sprache. Trotzdem hat es Bedürfnisse.
Beißen aus Frustration
Wenn scheinbar Niemand seine Bedürfnisse versteht, ist Dein Baby frustriert oder wütend. Jedes Kind drückt solche negativen Gefühle anders aus – manche weinen, manche hauen – und manche beißen eben.
Beißen aus Freude
Aber Wut ist nicht das einzige Gefühl, das Dein Baby nicht ausdrücken kann. Auch Freude, Zuneigung und Liebe sind sehr starke Gefühle, von denen es vielleicht übermannt wird. Auch wenn es aus unserer Erwachsenenperspektive naheliegender wäre, zu umarmen oder zu streicheln – manche Kinder beißen dann. Aus Überschwang der Gefühle und aus einem Mangel anderer Ausdrucksweisen.
Beißen als Kontaktaufnahme
Wenn Dein Baby vor allem andere Babys und Kinder in scheinbar ganz normalen Spielsituationen beißt, dann ist das vermutlich seine Form der Kontaktaufnahme. Eine zugegeben nicht sehr gelungene Form, eben ein Resultat fehlender Kommunikationsmöglichkeiten.
Wie reagiere ich, wenn mein Baby beißt?
Babys haben keine Freude an Schmerzen
Vielleicht kommt es Dir auch manchmal so vor, als hätte Dein Baby einfach Spaß daran hat, anderen weh zu tun? Dann kommt hier eine gute Nachricht.
Babys haben nie die Absicht, anderen weh zu tun. Denn aufgrund ihrer Entwicklung können sie noch gar nicht verstehen, dass das Gegenüber Schmerzen hat. Eine derartige Empathientwicklung findet erst im Alter von 3-4 Jahren statt. Wenn Du also das Gefühl hast, Dein Baby hat Spaß an Deinem Schmerz, wenn es Dich beißt, dann ist das ein Missverständnis. Aber: Es hat vermutlich Freude an Deiner Reaktion. Vielleicht schreist Du laut auf oder machst ein für das Kind lustiges Gesicht. Dass das für Dich etwas Negatives bedeutet, ist Deinem Baby nicht klar.
Wie Du nicht reagieren solltest, wenn Dein Baby beißt
Deshalb ist es auch völlig unangebracht, dem Baby ebenfalls Schmerzen zuzufügen – egal, ob durch zurückbeißen oder einen Klaps. Denn alles, was es verstehen wird, ist der Schmerz, der ihm zugefügt wurde. Was das mit dem eigenen beißen zu tun hat, kann es noch nicht verstehen. Außerdem lernen Babys durch Nachahmung – Du bist sein wichtigstes Vorbild. Würdest Du Dein Baby ebenfalls beißen, bekäme es das Signal, dass Beißen in Ordnung ist.
Genauso verhält es sich mit emotionalen Verletzungen und Bestrafungen. Weil das Beißen in der Regel aus dem Affekt passiert, hat Dein Baby keine Kontrolle darüber. Eine Strafe wird es also beim nächsten Mal nicht verhindern können.
Jede Art von überzogener Reaktion wie ein lautes „Nein“, ein böser Blick oder ein Schmerzschrei könnte sogar das Gegenteil bewirken. Solche Reaktionen sind für Babys überaus interessant und es wird ausprobieren wollen, ob das beim nächsten Mal wieder genauso klappt. Plötzlich gibt es für das Beißen eine weitere, bewusste Ursache.
So reagierst Du richtig, wenn Dein Baby beißt
Bei den meisten Babys endet das Beißen aus Wut, Liebe, Hilflosigkeit oder zur Kontaktaufnahme von selbst auf. Nämlich dann, wenn sie lernen, sich anders auszudrücken.
Bis dahin gibt es nicht viel, was Du tun kannst – außer Dich und andere zu schützen. Vor allem im Umgang mit anderen Eltern und deren Kindern ist es meist extrem unangenehm, die Mama des „Beißer-Kindes“ zu sein. Denn wer sich nicht mit dem Thema befasst, der urteilt schnell darüber. Darum ist es wichtig, dass Du mit befreundeten Eltern darüber sprichst, dass und warum Dein Kind beißt und dass diese Phase vorübergehen wird. Sprich auch ruhig über Deine Gefühle und wie unangenehm Dir das ist.
Im Spiel mit anderen Kindern bleibt nur, Dein Kind eng zu begleiten und bei entsprechenden Situationen schnell einzugreifen. Denn Bisse tun anderen Babys nicht nur wahnsinnig weh, sondern können sich auch schnell entzünden und damit wirklich gefährlich werden. Wenn Du also weißt, dass Dein Kind andere beißt und das in Kauf nimmst, sind die anderen Eltern zu Recht erbost.
Zusätzlich würde ein fehlendes Vorbeugen und Eingreifen Deinerseits dazu führen, dass Dein Baby langfristig in der Spielgruppe ausgegrenzt und gemieden wird. Keine schöne Erfahrung für ein Baby oder Kleinkind, das gerade erst lernt, sich sozial zu verhalten.
Wann hört das Beißen auf?
Je älter Dein Baby wird, desto besser gelingt es, Alternativen zum Beißen zu schaffen. Zeige Deinem Kind, wie es positiv und erfolgreich auf andere zugehen kann. Zum Beispiel, indem es ein Spielzeug anbietet oder sanft über den Rücken streichelt. Manchen Kindern gelingt es auch, den Drang zu beißen auf ein anderes Objekt wie ein Spielzeug oder Kuscheltier umzulenken. Die meisten Kinder hören spätestens mit 3-4 Jahren auf zu beißen, die meisten wesentlich früher.
Voraussetzung dafür ist, dass das Beißen zu keinerlei positiven Resultaten führt. Das heißt, je neutraler Du die Angelegenheit behandelst, desto besser. Wenn das Beißen zu irgendeiner Art von Aufmerksamkeit führt oder das Baby ans gewünschte Ziel bringt, wird es die Verhaltensweise nur zögerlich ablegen.
Und was, wenn das Kind im Vorschulalter immer beißt? Dann ist es wahrscheinlich an der Zeit, Dir professionelle Hilfe von einem Pädagogen oder Kinderpsychologen zu holen. Dieser wird Dir helfen, Eure Familiensituation und das Verhalten des Kindes auszuwerten und zu erkennen, welches Bedürfnis hinter dem anhaltenden Beißen steckt.