Letzten Montag entdeckte ich eine dunkle Stelle im Mund meines 8-monatigen Sohnes. Ich gab ihm gerade den Obst-Getreide-Brei, als mir diese ungewöhnliche Farbe an seinem Zahnfleisch auffiel. Es war die Stelle verfärbt, an der bald der nächste Zahn herauswächst. Das Zahnfleisch kam mir schwarz vor, dabei war es eher dunkelblau oder dunkellila (im Nachhinein betrachtet). Sofort machte ich mir Sorgen, obwohl mein Kleiner sich normal verhielt, keine Schmerzen zu haben schien und auch kein Fieber hatte. Aber einen herauswachsenden Zahn kannte ich bisher nur in Zusammenhang mit weißem Zahnfleisch. Ich stellte mich also auf einen Besuch beim Kinderarzt ein! Es war schon 16:30 Uhr, aber die Sprechzeiten unserer Kinderärztin gehen bis 18:00 Uhr. Wir hätten es also geschafft, bis 17:00 Uhr da zu sein. Ich rief bei der Arztpraxis an, was ich sonst eigentlich nie mache. Prompt ertönte der Anrufbeantworter: „… unsere geänderten Sprechzeiten in den Osterferien: Montag 9-12 Uhr, Dienstag 15-18 Uhr, …“ Oh, nö, schon zu! Das bedeutete, bis morgen 15 Uhr warten, um zu erfahren, was da in seinem Mund los ist. Aber das konnte ich jetzt nicht mehr! Das hieß also: ab zum Krankenhaus in die Rettungsstelle.
Rettungsstelle Charité Mitte
Da ich in der Charité Mitte entbunden hatte und mich trotz Stilldemenz noch erinnern kann, dass sie für Babys gut gerüstet sind, war klar: nix wie hin. Leider wird die Charité gerade um- bzw. angebaut. Wie dem auch sei, jedenfalls war der Durchgang zur Rettungsstelle verbarrikadiert. Schnell entdeckte ich die Umleitung „zur Rettungsstelle“. Man sollte gelben Fußspuren folgen. Ach wie nett! „Schau, wir folgen jetzt den gelben Fußspuren, dann kommen wir zum Doktor“, erklärte ich noch meinem Großen, der sehr geduldig mit seinem Laufrad neben mir und dem Kinderwagen herfuhr, da kamen plötzlich neue Schilder ins Spiel. Ich sah eine Umleitung für Behinderte. Den Kinderwagen fest im Griff steuerte ich sofort die neue Richtung an. Mensch, die denken auch an alles, ich war begeistert! Die Rampe hoch fahrend wunderte ich mich noch, wie man über dieses Haus zur Rettungsstelle gelangen sollte. Oben angekommen erfuhr ich, dass ich falsch war und zurück gehen sollte. Leider konnte ich mir die Wegbeschreibung nicht mal mehr merken, bis ich die Rampe wieder unten war. Also musste ich wieder den gelben Fußspuren folgen und Treppen überwinden. Die nächsten Schilder gaben an, an welcher Straße man raus kommen würde. Doch mein räumliches und logisches Denken hatte glaub ich schon vor der Rampe ausgesetzt. Ich wollte einfach möglichst SCHNELL in der Rettungsstelle sein. Schließlich war es bereits 17 Uhr und die Wartezeit bei Rettungsstellen ist bekanntlich lang. Ich hielt also Ausschau nach einem Schild mit dem Hinweis „zur Rettungsstelle“. Wie eben am Anfang. Doch es gab keines. Ich fragte einen Studenten und kam mit seiner Hilfe endlich bei der Rettungsstelle an. Der Türöffner für die automatische Tür war defekt. Das war mir nun auch vollends egal. Ich kann Türen auch mit einem Kinderwagen in der Hand öffnen! Leider sind diese automatischen Türen aber verdammt schwer … Drinnen waren die Plätze schon gut belegt. Ohne nach Masernpatienten Ausschau zu halten, ging ich schnurstracks zur Anmeldung. Kurz schilderte ich, warum wir gekommen waren. Da erklärte mir der freundliche Mann von der Anmeldung, dass es hier gar keine Kinderärzte gäbe und ich daher zum Virchow-Klinikum müsste. Er verschwand, um sich darüber noch einmal bei seiner Kollegin zu vergewissern. Haha, wohl ein kleiner Scherz, dachte ich. Auf der Wochenbettstation letztes Jahr waren noch Kinderärzte da. Die Kollegin erklärte mir dann, dass es schon Kinderärzte gäbe, aber keine Rettungsstelle für Kinder. Diese sei jedoch im Virchow-Klinikum (6 U-Bahnstationen entfernt, einmal umsteigen). Oh, nein! Peinlich! Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Also machten wir uns auf zum Virchow-Klinikum.
Kinderrettungsstelle Virchow-Klinikum
Gott sei Dank erreichte ich die Oma, welche gleich die Sauna sausen ließ, um sich mit uns bei der U-Bahn zu treffen und meinen Großen nach Hause zu bringen. Schließlich ging es langsam auf 18 Uhr zu und ich war auf dem Weg zu einer neuen Rettungsstelle. Sprich: neue Wartezeit! Mein Großer, der noch super in Form war, freute sich total darüber mit Oma nach Hause zu gehen und ich fuhr zum nächsten Klinikgelände. Hier musste ich mich auch erst einmal zurechtfinden. Bei der Kinderrettungsstelle angekommen, versuchte ich den vollen Wartebereich zu ignorieren. Gut, dass ich wenigstens bei der Anmeldung nicht lange warten musste. Die nette Ärztin bei der Anmeldung hörte sich mein Anliegen an. Während sie kurz das Zahnfleisch betrachtete, meinte sie: „Da müssen Sie wahrscheinlich zum zahnärztlichen Notdienst.“ Äh, wie meint sie das jetzt? Ich war doch in der Charité und die hatten mich hier hergeschickt. Naja, ich wäre jetzt auch bei der Kinderrettungsstelle, aber sie hätten eben keine Zahnärzte hier. Im Geiste sah ich mich schon auf dem Virchow-Klinikum herumeiern, um die Zahnärzte zu finden und dachte „Hört das heute noch mal auf? Bin ich irgendwann mal richtig?“ Aber es kam noch besser. Denn ich bekam eine Liste in die Hand gedrückt, auf der alle Krankenhäuser stehen, die Zahnärzte haben. Sprich: Ich sollte noch mal ganz woanders hin!!! Während ich noch dabei war zu begreifen, was mir kurz bevorstand, sah sich eine zweite Ärztin meinen Sohn an und meinte: „Also ich glaube der Zahn ist kurz vorm Durchbruch. Da kann das schon mal dunkellila aussehen. Das habe ich schon öfter gesehen.“ Diese Aussage beruhigte mich ungemein. Einfach nur zu wissen, dass es nichts Ungewöhnliches ist im Zusammenhang mit dem Zahnen. Mit der Krankenhausliste und meinem Sohn zog ich mich ins Foyer zurück. Ich blickte meinen Sohn an. Er zeigte keine Anzeichen von Schmerzen, hatte kein Fieber und war gut drauf. Auch das hatte die Ärztin betont und ich musste ihr Recht geben. Da beschloss ich, keine weitere Klinik mehr aufzusuchen, sondern nach Hause zu gehen.
Termin beim Zahnarzt
Die Tage vergingen, der Zahn kam nicht raus und die Stelle blieb dunkel, wie sie war. Obwohl es meinem kleinen Spatz immer noch gut ging, wollte ich vor den Osterfeiertagen lieber doch einen Facharzt draufschauen lassen. Ich hatte Glück und bekam kurzfristig einen Termin beim Zahnarzt. Die Zahnärztin sah sich alles an und beruhigte mich. Sie war derselben Meinung, wie die Ärztin im Virchow. Der Zahn kommt und das Zahnfleisch scheint nichts Schlimmes zu sein. Wir machten noch einen Nachsorgetermin aus und der ist dann nächste Woche. Sollte vorher was sein, könnte ich spontan mit dem Kleinen vorbei kommen. Auch das beruhigt.
In Zukunft…
Wenn sich in Zukunft etwas Unbekanntes im Mund tut, das irgendetwas mit den Zähnen zu tun haben kann, werde ich gleich einen Termin bei unserer Zahnärztin ausmachen. Und sollte etwas anderes sein, abends oder an Feiertagen, dann fahre ich gleich zur Kinderrettungsstelle ins Virchow-Klinikum. Für die weitere Stillzeit mache ich mir vorsichtshalber einen Zettel, auf dem noch mal alles draufsteht. Denn mit Stilldemenz in einer Stresssituation kann man so einiges vergessen … ;-)
Das könnte mir genau so passiert sein! Ich darf ergänzen: Mütter sollten nicht wirklich den ärztlichen Notdienst fragen, ob sie mit etwas ins KH fahren sollten. Denn der sagt eigentlich immer: Fahren Sie hin! Auch wenn es völlig unnötig ist. Und bei Unfällen im Zweifel lieber gleich den Krankenwagen rufen, besonders wenn man weiter draußen wohnt.