Etwa einen Monat vor seinem dritten Geburtstag fing mein Großer mit seinen ersten Rollenspielen an. Baby- und Mama-Katze sind seither der Klassiker und nicht mehr wegzudenken. Zwischendurch waren wir auch mal Mäuse, Dinosaurier, Prinzessinnen, Tiger und Löwen. Und das werden bestimmt nicht die letzten Rollen gewesen sein, in die wir noch schlüpfen. Mein Großer ist nun fast 4 Jahre alt und beginnt schon morgens kurz nach dem Aufstehen mit einem Rollenspiel. „Du bist die Mama-Katze und ich bin die Baby-Katze, okay?“ Ich muss gestehen, dass ich morgens nach dem Aufwachen nicht so motiviert bin, sofort mitzuspielen. Wenn ich fit bin, spiele ich mit und manchmal sage ich ihm auch, dass ich mich erst einmal anziehen möchte. Kaum sind wir im Bad angekommen, miaut mich mein Sohn an und ich lasse mich doch auf einen Katzen-Dialog ein. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass sich mein Sohn viel lieber anzieht, wenn wir in andere Rollen schlüpfen. Beim Frühstück ist meist Rollenspiel-Pause, da ich in der Küche beschäftigt bin, um mein Frühstück zu machen, während mein Großer seines isst. Außerdem will der Kleine auch zwischendurch bespaßt werden. Trotzdem kommt es hin und wieder vor, dass mein Großer zum Baby-Hund wird und vorführt, wie ein Hund sein Müsli kaut. Auf dem Weg zum Kindergarten gibt mein Sohn auf seinem Laufrad gas und ist als Lightning McQueen immer der schnellste. Ich bin sein Kumpel Ramone und rolle samt Kinderwagen und dem kleinen Spatz zügig hinterher. So kommen wir gut im morgendlichen Straßenverkehr voran und erreichen nach etwa zwanzig Minuten den Kindergarten. Vergessen sind die Zeiten, in denen wir nicht vom Fleck kamen … Wenn ich meinen Großen dann wieder vom Kindergarten abhole, kann ich ihm manchmal noch beim Spielen zusehen. Neulich kümmerte er sich rührend um seinen Kumpel, der einen kranken Hund spielte. Als mich mein Sohn dann entdeckte, musste er den Hund erst noch versorgen, bevor er mit mir nach Hause gehen konnte. Ich liebe es, wenn ich ihm mal beim Spielen im Kindergarten zusehen kann, bevor er mich sieht! Auf dem Nachhauseweg sind wir zurzeit oft Dinosaurier. Als Tyrannosaurus Rex hält er nach geeigneter Nahrung ausschau. Ich, der Triceratops, versuche ihm die saftigen Blätter der Bäume schmackhaft zu machen – bisher erfolglos. Aber vielleicht wird der T. Rex eines Tages doch noch zum Vegetarier ;-) Zuhause ist erst mal Spielen angesagt. Wenn ich dem kleinen Bruder vorm Abholen schon seinen Früchtebrei geben konnte, können wir gleich losspielen. Der kleine Spatz möchte mit seinen 8 Monaten natürlich in unserer Nähe sein. Mein Großer bindet ihn immer wieder ins Rollenspiel mit ein. Oft ist der Kleine dann der große Bruder und er selbst das Baby, um das sich die Mama dann kümmern muss. Aber manchmal bleibt der Kleine ein Baby und erlebt mit uns Großen ein Abenteuer. Wenn ich mich dann ans Kochen mache, versucht mich mein Spatz gleich in das nächste Rollenspiel zu verwickeln. Aber da merkt er meist frustriert, dass ich nicht konzentriert bei der Sache bin. Gut, wenn dann der Papa von der Arbeit kommt und unser Großer seine Papa-Spielzeit bekommt. Der Kleine ist momentan noch in der Wippe zufrieden, oder liegt auf seiner Krabbeldecke und übt sich auf den Rücken zu drehen. Beim Abendessen ist Rollenspiel-Pause. Unter der Woche ist unser Abendessen das einzige gemeinsame Essen. Dann erzählt jeder, was er den Tag über erlebt hat. Der Große vom Kindergarten, Papa von der Arbeit und Mama von ihrem Tag mit dem Kleinen. Die letzte Rollenspiel-Möglichkeit ist dann abends im Bad. Und ich merke wieder, dass er sich lieber auszieht, wenn wir BEIDE etwas anderes sind. Als Mama-Katze und Baby-Katze zieht er seine Kleidung aus und zeigt der Mama, was er schon alles kann. Obwohl er noch ein Baby ist! Das muss natürlich auch zur Kenntnis genommen und besonders gelobt werden. Gut, dass er noch nicht weiß, dass Katzen nicht duschen ;-)