Känguruhen erhöht die Überlebenschance von Frühchen. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie hervor. Doch was ist eigentlich dieses Känguruhen? Wenn eine Känguru-Mutter ein Baby zur Welt bringt, ist es standardmäßig ein kleines Frühchen. Es ist auf den Schutz der Mutter in ihrem Beutel angewiesen, um sich vollständig entwickeln zu können. Die Känguru Methode, auch Känguruhen genannt, ist diesem natürlichen Prozess nachempfunden und soll die Bindung zwischen Eltern und (frühgeborenem Baby) stärken.
Wie funktioniert die Känguru-Methode?
Beim Känguruhen legt man das nackte, bzw. mit einer Windel bekleidete Neugeborene auf den nackten Oberkörper eines Elternteiles. Durch diese körperliche Nähe und den Haut-zu-Haut-Kontakt entsteht eine enge Bindung. Das Baby spürt die Wärme des Körpers, riecht seine Mutter oder seinen Vater und kann außerdem deren Herzschlag hören. So fühlt sich das Kleine geborgen und geschützt. In dieser Position kann auch das erste Stillen stattfinden. Die Känguru Methode ist vor allem für Frühgeborene sehr wichtig.
Känguhruhen gibt es in Deutschland seit den 1980er Jahren. Die Methode ist bis heute in Geburtskliniken gängige Praxis, denn man trennt Frühchen oft nach der Geburt von ihren Eltern, um sie zu überwachen und medizinisch zu versorgen. Dann fehlt ihnen aber der sehr wichtige Körperkontakt und die Nähe zu den Eltern. Aus diesem Grund gehört die Känguru Methode heute in vielen Kliniken zu einer gängigen Praxis. Sobald ein Neugeborenes gesundheitlich stabil ist, wird es einem Elternteil bis zu mehrere Stunden auf die nackte Brust gelegt. Beide werden mit einer Decke oder einem Tuch zugedeckt. Wenn nötig lassen sich währenddessen die Körperfunktionen des Babys auch weiter überwachen.
Ab wann känguruhen?
Da eine Trennung von der Mutter für ein Baby, und vor allem für ein Neugeborenes viel Stress bedeutet, sollte so schnell wie möglich mit dem Känguruhen begonnen werden. Natürlich sollte das immer mit den Ärzten und Ärztinnen abgesprochen werden. Wenn die Känguru Methode aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, können die Eltern auch ihre Hände auf das Baby legen. So spürt, riecht und fühlt das Baby die Eltern und es wird Nähe hergestellt und eine Bindung aufgebaut.
Wie lange känguruhen?
Je nachdem, wie stabil der gesundheitliche Zustand des Babys ist, können Eltern bis zu mehrere Stunden am Stück känguruhen. Wichtig ist, dass man die Känguru Methode ohne Hektik anwendet. Eltern sollten das Kuscheln und die Berührungen genauso genießen, wie das Baby. Prinzipiell kann man sagen: je länger, desto besser.
Vorteile der Känguru-Methode
Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die die Känguru Methode mit sich bringt. Die Liste ist sehr lang. Aber vor allem verbessert die Känguru-Methode die Überlebenschance eines Neugeborenen! Konkrete Vorteile sind:
- stabilere Atmung
- besserer Schlaf
- positive Auswirkung auf die Eltern-Kind-Bindung
- geringere Anfälligkeit für Infektions- und Atemwegserkrankungen
- Verbesserung der Atemfrequenz, des Herzschlags und der Körpertemperatur
- geringeres Stresslevel für Eltern und Baby
- positive Auswirkungen auf Entwicklung und Wachstum des Babys
- Steigerung der Sauerstoffsättigung
- Berührungen fördern die Hirnaktivität
- Erleichtert das Stillen, regt die Milchbildung an
WHO-Studie belegt den Erfolg des Känguruhens
Ursprünglich stammt das Känguruhen aus Kolumbien und entstand aus einer Notlage heraus. Es waren zu wenige Brutkästen (Inkubatoren) verfügbar, um Frühchen warm zu halten. Der Arzt Edgar Rey Sanabria beobachtete eine vergleichsweise hohe Sterblichkeit bei Frühgeborenen und kam auf die Idee des Kangorooing. Rey Sanabria schlug deshalb vor, die Frühchen regelmäßig und über längere Zeit in Hautkontakt zu ihren Müttern zu bringen. So konnten diese die Babys wärmen und stillen.
Die Methode zeigte Erfolg und verbreitete sich Anfang der 1990er. Inzwischen wendet man das Känguruhen auch nicht mehr nur bei Frühgeborenen an.
Eine aufsehenerregende Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, dass die Känguru Methode und das ausschließliche Stillen die Sterblichkeit von Frühgeborenen um ¼ senkt. Erst kürzlich erschien ein Artikel im New England Journal of Medicine dazu, aus dem hervorgeht, dass die Methode einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, die Sterblichkeit bei Neugeborenen in ärmeren Ländern zu senken.
Die WHO-Studie fasst Daten aus Ghana, Indien, Malawi, Nigeria und Tansania zusammen. Untersucht wurden 3211 Säuglingen mit einem Geburtsgewicht zwischen 1 und 1,8 Kilogramm und deren Sterblichkeitsrate. Die Hälfte dieser Säuglinge wurde den Müttern innerhalb kürzester Zeit übergeben und die Känguru Methode angewandt. Die andere Hälfte wurde erst medizinisch stabilisiert und dann nach durchschnittlich 53,6 Stunden an die Mutter übergeben. Auch die Länge des Känguruhen unterschied sich erheblich. Während in der erstgenannten Gruppe durchschnittlich 16,9 Stunden Haut-zu-Haut-Kontakt stattfand, waren es in der zweitgenannten Gruppe etwa 1,5 Stunden täglich.
Der Erfolg war messbar. In der Gruppe, in der die Känguru-Methode direkt und länger angewendet wurde, lag die Sterblichkeit in den ersten 28 Tagen bei 12 %, in der Kontrollgruppe dagegen bei 15,7%. Das bessere Ergebnis der Känguru-Gruppe hatte unter Umständen auch damit zu tun, dass die Mütter ihre Kinder besser und häufiger stillen konnten.
Diese Erkenntnis ist vor allem für ärmere Ländern mit nicht ausreichender medizinischer Versorgung ein großer Durchbruch.
Fazit
Studien und die Erfahrungen in Krankenhäusern zeigt, dass die Känguru Methode einen erheblichen Vorteil für Neugeborene und ihre Eltern hat. Ich habe in diesem Text hauptsächlich über Frühgeborene geschrieben. Das liegt vor allem daran, dass die Frühchen oft erst einmal von ihren Eltern getrennt sind. Aber das Känguruhen hat ebenfalls große Vorteile für Babys, die reif geboren sind. Auch sie profitieren von der intensiven Bindung, dem verminderten Stress und dem leichteren Stillstart.
Hast Du schon vorher von der Känguru Methode bei Frühgeborenen gehört? Konntest Du Dein Baby direkt zu Dir nehmen und den Haut-zu-Haut-Kontakt genießen? Schreibe uns gern einen Kommentar.