Auf Bildern oder in den Medien sehen Neugeborene immer süß und perfekt aus. Die Realität im Kreißsaal ist da häufig eine ganz andere. Denn durch die Geburt können beim Neugeborenen verschiedene Verformungen und Schwellungen des Kopfes, zum Beispiel durch ein Kephalhämatom, entstehen. Doch was unter Umständen sehr erschreckend aussieht, ist in den seltensten Fällen gefährlich. Trotzdem sollte es, wie jede Schwellung am Kopf, nicht ohne ärztlichen Beistand ausheilen.
Was ist ein Kephalhämatom?
Ein Kephalhämatom ist auch als „Kopfblutgeschwulst“ bekannt und betrifft etwa ein bis zwei Prozent aller Neugeborenen. Es handelt sich dabei um einen Bluterguss (Hämatom) zwischen Schädelknochen und Knochenhaut, der bis zur Größe eines Hühnereis wachsen kann. Er entsteht durch sogenannte „Scherkräfte“ während der Geburt. Das bedeutet, dass sich die oberen Hautschichten und die Knochenhaut anders verschieben als der Schädelknochen. Dadurch reißen feine Blutgefäße es bildet sich ein Bluterguss, das Kephalhämatom. Das bedeutet auch, dass das Hämatom nicht unmittelbar an das Gehirn des Neugeborenen angrenzt und dadurch in der Regel nicht gefährlich ist. Ein Kephalhämatom ist immer lokal begrenzt, da die Knochenhaut an den „Schädelnähten“ am Knochen festgewachsen ist.
Ein Kephalhämatom entsteht häufig durch eine Saugglocke oder bei einer Zangengeburt. Auch ein sehr enger Geburtskanal bzw. großer Kopf des Babys kann die Entstehung begünstigen. Es entsteht oft erst im Laufe der Tage nach der Geburt, weil weiterhin Blut zwischen Knochen und Knochenhaut sickert. Aus diesem Grund entdeckt es die Hebamme oder der Arzt nicht immer direkt nach der Geburt.
Im Unterschied dazu entsteht ein Geburtsgeschwulst durch lang anhaltenden Druck auf eine Stelle (meist am Kopf) des Neugeborenen. Der dadurch entstehende Bluterguss befindet sich in den oberen Haut- und Gewebsschichten und bildet sich nach wenigen Tagen wieder zurück. Im Gegensatz zum Kephalhämatom ist es nicht durch die Schädelnähte begrenzt und dadurch meist weniger prall.
Spätfolgen hat ein Kephalhämatom selbst so gut wie nie. Allerdings können als Folge-Komplikationen verstärkte Neugeborenengelbsucht (Ikterus) oder eine Blutarmut (Anämie) auftreten.
Ein Kephalhämatom richtig behandeln
Weil die Knochenhaut sehr empfindlich ist, kann ein Kephalhämatom für das Neugeborene sehr schmerzhaft sein. Es weint dadurch vielleicht häufig und möchte nicht auf der Seite des Hämatoms liegen. Die Eltern sollten ebenfalls darauf achten, keinen Druck auf das Hämatom auszuüben. Normalerweise ist dieser Zustand auch nur von geringer Dauer: Meist wird es innerhalb weniger Wochen bis Monate absorbiert. Oft bleibt noch einige Zeit eine tastbare Verknöcherung am Schädel, die sich aber ebenfalls zurückbildet.
Eine richtige Behandlung des Kephalhämatoms gibt es nicht und ist auch nicht nötig. Vor allem eine Punktion darf man keinesfalls vornehmen, da dadurch Bakterien unter die Haut eindringen und eine eitrige Infektion verursachen können.
Die einzige unterstützende Maßnahme zur Heilung ist die zusätzliche Gabe von Vitamin K. Dies wird in der Leber benötigt, um Gerinnungsfaktoren zu bilden, die die gerissenen Adern wieder verschließen. Vor allem, wenn das Hämatom sehr lange andauert, kann dies ein Hinweis auf eine unzureichende Blutgerinnung sein.
Die schwere Form der Neugeborenen-Gelbsucht, die durch das Kephalhämatom entstehen kann, lässt sich mit der klassischen Lichttherapie behandeln.
Wenn, wie in sehr seltenen Fällen, mehrere Hämatome vorliegen oder das Neugeborene durch das Kephalhämatom viel Blut verliert, kann eine behandlungsbedürftige Blutarmut entstehen.
Osteopathie und Homöopathie bei Kephalhämatom
Alternative Heilmethoden kennen durchaus Behandlungsmöglichkeiten beim Kephalhämatom. So gibt es in der Homöopathie verschiedene Umschläge, Salben und Medikamente, die die Rückbildung des Hämatoms beschleunigen sollen und dem Kind helfen, mit der Einschränkung zurechtzukommen. Am häufigsten empfohlen werden Globuli Arnica D4 (Dosierung: fünf Globuli unter die Zunge vor der Mahlzeit).
In der Osteopathie werden vermeintliche Spätfolgen des Kephalhämatoms behandelt. In der Tat ist es denkbar, dass durch die Vermeidung einer bestimmten Lage über viele Wochen eine Fehlhaltung beim Säugling entstehen kann. So werden von manchen Alternativmedizinern auch Symptome wie Einschlafprobleme oder vermehrtes Schreien von Säuglingen auf ein Kephalhämatom zurückgeführt.