Als Elternteil bist Du oft gefragt, wenn es darum geht, Dein Kleinkind zu trösten: Egal ob eine Beule, der verlorene Lieblingsteddy oder die Enttäuschung darüber, dass es heute keine Schokolade mehr gibt. Der Alltag von Kleinkind-Eltern besteht gefühlt zu mindestens 50 Prozent aus Trösten. Doch müssen Eltern ihre Kinder wirklich immer trösten? Und welche Trostspender wirken am besten?
Warum Kleinkinder sich nicht selbst trösten können
Wenn ein Baby geboren wird, ist das Nervensystem noch nicht vollständig ausgereift. Aus diesem Grund ist auch die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu steuern nur sehr schwach und wird erst in den ersten Lebensjahren vollständig entwickelt. Vor allem im Baby- und Kleinkindalter werden deshalb die “großen Gefühle”, wie Wut und Angst durch Fremdregulation verarbeitet. Wenn also diese Gefühle das kleine Nervensystem durcheinander bringen, sind die Eltern gefragt. Dadurch lernen die Kleinen auch, wie sie solche Gefühle selbst regulieren können.
Kleine Kinder sind nicht in der Lage sind, sich selbst zu trösten. Denn im Körper, bzw. Nervensystem des Kindes spielen sich beim Jammern, Weinen und Bockigsein viele Prozesse ab. Sie sind aufgrund des nicht vollständig ausgebildeten Nervensystems eine Überforderung für den kleinen Körper, denn durch sie entsteht ein Ungleichgewicht. Hier können im Baby- und Kleinkindalter nur Erwachsene helfen, die das Kleinkind zu trösten.
Das sagt die Forschung
Wenn Du Dich mit der Forschung rund um das Thema „Kleinkind trösten“ auseinandersetzt (das würde jetzt hier den Rahmen sprengen), wird deutlich, dass Kinder, die in in ihrem Kummer und Ärger allein gelassen werden, sogar Schädigungen des neuronalen Systems davontragen können. Wenn sie allerdings getröstet werden, stärkt dies ihre psychische und physische Stabilität.
Fehlender Trost hat Einfluss auf das ganze Leben
Mittlerweile haben Studien belegt, dass nicht ausreichender Trost im Baby- und Kleinkindalter durchaus Einfluss auf das weitere Leben hat. Denn ohne Trost kann die natürliche Regulationsfähigkeit bei bestimmten Emotionen gestört sein. Außerdem kann es sich negativ auf die Bindung zwischen Eltern und Kind auswirken. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass das Hormon Oxytocin nicht ausreichend ausgeschüttet wird und wenn dieses nicht genügend im Körper vorhanden ist, steigt der Cortisolspiegel.
Das bedeutet, dass dadurch das Stressreaktionssystem überempfindlich werden kann. Die Folgen können Alkoholsucht, Depressionen oder andere psychische Krankheiten sein. Das klingt natürlich erst einmal sehr heftig. Und so schlimm muss es natürlich nicht kommen. Ich möchte Dir damit aber zeigen, wie wichtig es ist die Gefühle Deines Kindes zu sehen, ernst zu nehmen und es nicht damit allein zu lassen.
Wie Du Dein Kleinkind trösten kannst
Wichtig ist es, die Gefühle Deines Kindes nicht herunter zu spielen oder zu verharmlosen. Sätze wie: “Das ist doch gar nicht schlimm.” oder “Wegen so einem kleinen Kratzer heult man doch nicht.” sind fehl am Platz. Genauso “falsch” ist es, wenn die Situation überdramatisiert wird. Hier ein paar Tipps:
- Gefühle ansprechen
Das Bewusstwerden und das sachliche Wiedergeben der Gefühle kann dabei helfen, dass der Schmerz und das Leid in den Hintergrund rücken.
- Kinder trösten mit Ruhe und Gelassenheit
Damit Du Dein Kleinkind trösten kannst, solltest Du ruhig und gelassen sein, denn das überträgt sich genauso wie Stress auf Dein Kind.
- Körpernähe
Um Dein Kleinkind zu trösten, hilft es wenn Du ihn/ sie in den Arm nimmst, weil Deine Ruhe sich dann direkt auf Dein Kind übertragen kann. Auch Streicheln, zum Beispiel bei einer Verletzung, kann Deinem Kind helfen entspannter und ruhiger zu werden.
- Kinder trösten mit Liedern
Manchen Kindern hilft es, wenn Du ein Lied singst. Bei meinem Sohn hat immer das Lied “You are my sunshine” geholfen. Das habe ich schon immer in der Schwangerschaft gesungen. Nach der Geburt, wurde es dann sein Beruhigungslied.
- Wärme
Vor allem für Babys und Kleinkinder hat Wärme eine beruhigende Wirkung. Eine warme Kuscheldecke oder ein Bad in warmem Wasser können wahre Wunder bewirken.
- Trostspender Kuscheltier
Apropos Kuschelfreund: Falls Mama und Papa nicht mehr helfen können, kann es vielleicht das Lieblingsstofftier. Schau Dir gerne dazu auch meinen Artikel über die Bindung zwischen Kleinkindern und ihren Lieblingskuscheltieren an. Es gibt übrigens auch Kuscheltiere, die zusätzlich Wärme spenden und somit doppelt gut Trost spenden.
- Ablenkung
Bei Kleinkindern kann auch Ablenkung ganz gut helfen. Wichtig ist dabei aber, dass das Kind dadurch nicht das Gefühl bekommt, dass sein/ ihr Frust oder Schmerz nicht ernstgenommen wird.
- Zaubersalbe oder Pflaster
Wenn sich Dein Kind weh getan hat, kann die intensive Versorgung der Wunde wirklich Wunder bewirken. Ein schönes Pflaster (zum Beispiel mit Motiv) oder eine „Zaubersalbe“ haben schon so manche Verletzung geheilt.
- Frust (r)auslassen
Manchen Kindern hilft es, wenn sie mal richtig Dampf ablassen können. Also zum Beispiel Frust an einem Kissen auslassen und richtig schimpfen, kann ebenfalls Trost spenden.
Warum es so wichtig ist, Dein Kleinkind zu trösten
Durch das Trösten zeigst Du Deinem Kind, dass er / sie als Person gesehen wird und dass Du ihn/ sie nicht allein lässt sondern unterstützt. Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Bindung, sondern stärkt auch gegenseitiges Vertrauen. Außerdem lernt Dein Kind nach und nach sich selbst zu beruhigen. Durch das Wissen, dass Dein Kleines sich auf Dich verlassen kann und bei Dir Rückhalt findet, gewinnt Dein Kind Selbstvertrauen.
Beim Trösten geht es nicht darum, dass sich Dein Kind schnellstmöglich beruhigt und seine / ihre Gefühle vergisst. Denn Weinen oder Traurig sein gehören zum Leben dazu. Es ist wichtig, dass Du das Deinem Kind mitgibst. Denn Weinen zum Beispiel hilft dabei, die Gefühle raus zu lassen. Danach fühlt man sich oft schon besser.
Fazit
Kinder empfinden anders als Erwachsene. Das Schmerzempfinden ist anders und Dinge die Dir wie eine “Kleinigkeit” erscheinen, bedeuten Deinem Kind vielleicht die Welt. Ich finde es wichtig, offen gegenüber jeder Situation zu sein und Dein Kind mit seinen Emotionen zu sehen und aufzufangen. Du solltest Deinem Kind helfen seine Emotionen richtig einzuordnen, um angemessen auf sie zu reagieren und mit ihnen umzugehen.
Wie tröstest Du Dein Kind? Hast Du vielleicht noch einen Tipp? Schreib uns dazu gern einen Kommentar.