Wutanfälle gehören zur Entwicklung Deines Kindes einfach dazu. Wohl alle Eltern kennen diese Situation, wenn das eigene Kind von seinen Gefühlen übermannt wird. Die Wut hängt vor allem mit der kindlichen Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und der Welt zusammen.
Neu erworbene Fähigkeiten ausprobieren und selbstständiger werden
Kinder wollen ihre neu erworbenen Fähigkeiten ausprobieren und immer selbstständiger werden. Das kann frustrierend sein. Außerdem kann der Weg zur Selbstständigkeit auch zu Konflikten führen. Zum Beispiel, wenn die Erwartungen und Bedürfnisse der Eltern oder Geschwister dabei im Weg stehen.
Wutanfall in der Öffentlichkeit liegt nicht an fehlender Erziehung
Wutanfälle sind eine wichtiger Teil der Autonomiephase. Diese ist maßgebend für das Sozialverhalten und die Entwicklung des eigenen Willens. Ein Wutanfall in der Öffentlichkeit hat deshalb auch nichts mit “fehlender Erziehung” zu tun. Vielmehr zeigt es, dass sich die Emotionalität Deines Kindes entwickelt. Und, dass es sich (mit Dir) sicher genug fühlt, seine Gefühle auch in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Einem Wutanfall in der Öffentlichkeit vorbeugen
Kennst Du die Situation? Dein Kind liegt oder sitzt schreiend auf dem Boden, es weigert sich weiterzugehen oder aufzuhören. Je länger diese Situation andauert, desto mehr Menschen schauen Dich an. Manche versuchen Dir mit ihren Blicken beizustehen, andere schütteln verständnislos den Kopf.
Gut gemeinte Kommentare ignorieren
Wieder andere schauen erwartungsvoll, manchmal auch hämisch, wie Du wohl reagieren wirst. Es gibt auch Menschen, die sich ihre “gut gemeinten” Kommentare nicht verkneifen können. Der Druck wächst gefühlt ins Unermessliche. Eine wirklich unangenehme Situation. Ich habe ein paar Ideen für Dich, wie Du eine solche Situation am besten für Dein Kind und Dich meistern kannst.
Die Auslöser erkennen und ihnen vorbeugen
Ein hungriges und erschöpftes Kind hat häufiger einen Wutanfall
Bei vielen Kindern führen bestimmte Situationen zu Wutanfällen. So sind Hunger und Müdigkeit oft an einem Wutanfall beteiligt. Achte also zum Beispiel darauf, mit Deinem Kind einkaufen zu gehen, wenn es satt und ausgeruht ist.
Genug Zeit für die Bedürfnisse Deines Kindes einplanen
Auch Frust kann Wutanfälle auslösen. Wenn Du also weißt, dass Dein Kind unbedingt noch auf den Spielplatz neben dem Supermarkt möchte, dann versuche dafür etwas Zeit einzuplanen. Das erspart Euch beiden unnötigen Stress.
Die Geduld Deines Kindes nicht ausreizen
Auch Ungeduld kann ein Auslöser für Wutanfälle sein. Wenn Du also merkst, dass Dein Kind wirklich keine Kapazitäten mehr hat, weiterzugehen, überlege, ob Ihr nicht einfach nach Hause gehen könnt. Versuche die Geduld Deines Kindes also nicht bis zum Äußersten auszureizen. Ansonsten hilft es, Dein Kind mit einzubeziehen. Wenn ihr also zum Beispiel einkaufen seid, gib Deinem Kind eine Aufgabe, um Dir zu helfen.
9 Tipps im Umgang mit Wutanfällen in der Öffentlichkeit
Trotzdem wird es Dir nicht möglich sein, alle Wutanfälle zu verhindern. Wenn Dein Kind einmal in dieser Spirale ist, kannst Du es nur schwer aufhalten. Deshalb brauchst Du eine Strategie, wie Du in solchen Situationen einen kühlen Kopf behältst und Ihr gemeinsam den Wutanfall so gut wie möglich übersteht. Denn wenn Du gestresst bist (was natürlich sehr nachvollziehbar ist), hilft es der Situation nicht.
Diese 9 Tipps helfen Dir dabei so ruhig wie möglich zu bleiben:
- Trösten:
Zeige Deinem Kind Verständnis. Sprich ruhig mit Deinem Kind. Du kannst es dabei auch in den Arm nehmen. Falls Dein Kind das in der Situation nicht möchte, solltest Du Dich zurückhalten und dies akzeptieren. Wichtig ist, dass Du nicht schimpfst. Sätze wie “Ich verstehe dich.” können Dein Kind beruhigen.
Wichtig: Wenn Du Dein Kind tröstest und Verständnis zeigst, sollte am Ende der Sätze kein “aber” stehen. - Vorbereitung: Manchen Kindern hilft es, genau zu wissen, was auf sie zukommt. Du kannst Dein Kind also auf Situationen vorbereiten, die es überfordern können. Erkläre Deinem Kind wo Ihr hingeht, was dort auf Euch zukommt und welches Verhalten dort vielleicht von Euch erwartet wird. Wenn ihr zum Beispiel einen Termin bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt habt, kannst Du Deinem Kind vorher erklären, dass Ihr erst einmal warten müsst. Schlage vor, dass ihr in der Zeit ein Buch lesen oder ein Spiel spielen könnt und so weiter.
- Besprecht Konsequenzen: Wenn Du etwas vorhast, bei dem es schon vorher zu einem Wutanfall in der Öffentlichkeit kam, kannst Du die Situation gut im Vorfeld besprechen. Erzähle Deinem Kind, wie Du reagieren wirst, wenn es wieder zu einem Wutanfall kommt. Mache Deinem Kind dabei aber keine Vorwürfe. Stattdessen kannst Du ihm die Situation ganz sachlich erklären. Also zum Beispiel, dass ihr den Ort direkt verlasst, wenn es erneut zu einem Wutanfall kommt.
- Überraschung!: Eine andere Möglichkeit ist es, wenn Du einmal völlig unerwartet reagierst. Wenn Dein Kind schreiend auf dem Boden liegt, könntest Du Dich einfach mal dazu legen. Oder Du schreist kurz laut mit. Glaub mir, Dein Kind wird so verblüfft sein, dass es seinen eigenen Wutanfall vergisst.
- Verlasse die Situation: Gerade wenn ein Wutanfall in der Öffentlichkeit stattfindet, kann das sehr anstrengend für Eltern sein. Wenn es Dir wirklich zu viel ist und Du gar nicht mehr weiter weißt: Schnapp Dir Dein Kind und verlasse die Situation. Egal, ob ein Treffen mit Freunden oder ein Einkauf. Das kannst Du auch alles noch morgen erledigen.
- Konzentriere Dich nur auf Euch: So unangenehm ein Wutanfall in der Öffentlichkeit ist, konzentriere Dich darauf, dass ein Wutanfall nur Euch etwas angeht. Und ja, es ist schwer, die Kommentare und Blicke der anderen zu ignorieren. Aber es hilft Dir, ruhig zu bleiben. Denke immer daran: Wutanfälle sind ganz normal und es hat nichts mit Deiner Erziehung zu tun. Und auf alle Fälle sagt es nichts darüber aus, wie “gut” Deine Erziehung ist.
- Nachgeben: Gerade in Situationen, in denen Ihr keine Möglichkeit habt, Euch zurückzuziehen, kannst Du auch nachgeben. Also wenn der Wutanfall zum Beispiel im Flugzeug stattfindet. Bleib Dir treu, Du bist niemandem um Dich herum Rechenschaft schuldig. Und wenn es in diesem Augenblick das Einfachste ist, nachzugeben, dann tu das!
- Findet einen Kompromiss: Viele Kinder sind in dem Moment eines Wutanfalls nicht zugänglich. Sobald Dein Kind sich ein wenig beruhigt hat, kannst Du ihm einen Kompromiss vorschlagen. Aus dem Kompromiss könnt ihr Zuhause in Ruhe auch Regeln für ähnliche Situationen in der Zukunft aufstellen.
- Alternativen: Dabei geht es nicht darum, Dein Kind abzulenken, sondern vielmehr darum, die Situation zu entspannen. Je nach Alter des Kindes könnt Ihr die Situation später am Tag noch einmal in Ruhe besprechen.
Wutanfall in der Öffentlichkeit – Fazit
Gerade in so unangenehmen Momenten wie einem Wutanfall in der Öffentlichkeit kannst Du leicht vergessen, dass Dein Kind das nicht macht, um Dich zu ärgern. Denke also daran, wenn es mal wieder soweit ist! Genauso wenig brauchst Du Dich für das Verhalten Deines Kindes schämen. Dieses Verhalten ist ganz normal!
Wie gehst Du damit um, wenn Dein Kind einen Wutanfall in der Öffentlichkeit hat? Hast Du noch einen Geheimtipp für die Community? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!