„Mein Kind setze ich die ersten Jahre nicht vor den Fernseher.“ Bloggerin Mareike hatte schon vor der Geburt ihres Sohnes einen strikten Plan, was dieses Thema angeht. Sie hat auch jetzt noch eine klare Meinung dazu und möchte ihr Kind bis zum Grundschulalter möglichst von TV und Co. fernhalten. Aber kann man das als Eltern so durchziehen? Und schadet es den Kindern wirklich, wenn sie ab und zu fernsehen?
Kleinkinder und Fernsehen: Studien belegen schlechten Einfluss
Kinder und Medien: Für viele Eltern gehört das einfach nicht zusammen. Sei es der Umgang mit dem Smartphone, dem Laptop oder auch ganz klassisch dem Fernseher. Die festgebrannte Meinung: Das Licht schadet den Kinderaugen, die Bilder überfordern das unausgereifte Gehirn. Sowieso sind klassische Spielzeuge und Bücher das Beste. Was ist dran an dieser Meinung? Es gibt verschiedene Studien, die sich mit dem Fernsehkonsum von Kindern und seinen Folgen beschäftigen.
Kinder, die viel fernsehen, sind weniger aktiv und essen mehr Süßes
Eine davon haben Wissenschaftler der Universität von Montreal durchgeführt. Sie werteten dafür Daten von 1314 Kindern aus, die im Rahmen der „Quebec Longitudinal Study of Child Development Main Exposure“ über mehrere Jahre hinweg befragt, untersucht und beobachtet worden waren. Zum Beispiel wurden die Eltern der teilnehmenden Kinder gefragt, wie viel ihre Kinder im Alter von 29 Monaten und 52 Monaten ferngesehen hatten. Lehrer und Ärzte beurteilten im Rahmen der Studie die schulischen Leistungen sowie den psychosozialen und gesundheitlichen Status der Kinder im Alter von zehn Jahren. Diesen Ansatz wählten sie, um mögliche Spätfolgen feststellen zu können.
Das Ergebnis: Konkret zeigten diejenigen Kinder mit starkem Fernsehkonsum im Kleinkindalter eine um sieben Prozent reduziertere Mitarbeit im Unterricht. Außerdem hatten sie eine um sechs Prozent niedrigere Listung in mathematischen Fächern. Die physische Aktivität nahm bei diesen Kindern sogar um zehn Prozent allgemein und um 13 Prozent an den Wochenenden ab. Der Konsum von Süßigkeiten lag ebenfalls um zehn Prozent höher. Folglich war auch der Body Mass Index durchschnittlich um fünf Prozent höher als bei denjenigen Schülern, die als Kleinkinder wenig oder kein Fernsehen schauen durften. Die Studie stammt aus dem Jahre 2010.
Kinder, die viel fernsehen, sind schlechter in der Schule
Eine andere Studie aus Deutschland hat sich ebenfalls mit den Folgen des Fernsehkonsums von Kindern beschäftigt. Jungen und Mädchen der vierten Klasse mit einem eigenen TV „haben deutlich schlechtere Schulnoten in Deutsch, Mathematik und Sachkunde„, lautet eines der Ergebnisse einer Analyse des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen. Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Befragung von etwa 6000 Grundschülern aus sechs Bundesländern. Die Studie wurde 2006 vorgestellt.
Verantwortlich für den zum Teil exzessiven Fernsehkonsum von Kindern sei unter anderem die „viel zu frühe“ Heranführung an die neuen Medien. Das sagt der Leiter der Forschungseinrichtung, Christian Pfeiffer. Durch verschiedene Faktoren, so etwa die falsche Heranführung an Medien, werde die Persönlichkeit der Kinder nicht mehr ausreichend gefördert. Pfeiffer widerspricht damit Annahmen, dass ein früher Umgang mit Fernseher, PC und anderen Medien hilfreich im Hinblick auf die späteren technischen Anforderungen an Kinder sein kann. Eine erschreckende Zahl in der Studie: Fast jedes zweite Kind gab an, dass es ungefragt und so lange es möchte fernsehen oder Videospiele spielen könne. Doch eigentlich brauchen Kinder bei der Auswahl geeigneter Fernsehsendungen und PC-Spiele „die Aufmerksamkeit und Unterstützung von Erwachsenen“, empfiehlt der Forscher.
Kinder und Fernsehen: Meine Meinung
Ich finde, auch in Bezug auf die Studien: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Fernsehen und anderer starker Medienkonsum negative Folgen für Kinder hat. Vor allem für Kleinkinder. Denn der passive Fernsehkonsum verführt die Kinder zu körperlicher Inaktivität. Sie werden dazu erzogen, sich von Bildern und Unterhaltung „berieseln“ zu lassen, anstatt selbst aktiv zu werden, zu spielen und zu lernen. Körperliche und teils geistige Inaktivität sind mögliche und logische Folgen. Zudem gibt es meiner Meinung nach keine Programme oder Sendungen, die auf Kleinkinder abgestimmt wären. Oder ihnen sinnvolle Inhalte vermitteln könnten. Es ist daher aus meiner Sicht sinnvoll, Kinder vom Fernseher und anderen Geräten möglichst fern zu halten.
Dafür spricht auch, dass zu viel Zeit vor dem Fernseher negative Folgen für die Sprachentwicklung von Kindern hat. Denn Kinder lernen vor allem über den Dialog, über Kommunikation, über Interaktion. Wenn sich Dein Kind nun vor den Fernseher setzt, bleibt all das natürlich aus. Viel besser ist es also, wenn Du Deinem Kind etwas vorliest und es darauf reagieren kann. Wenn Du es dabei anschaust, ihm Bilder zeigst und Dich aktiv mit ihm auseinandersetzt. Das bestätigt laut welt.de auch eine Erklärung der Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP). Diese stützt sich auf etwa 50 Studien, die sich seit 1999 mit den Auswirkungen von Fernsehen und Videos auf Kinder unter zwei Jahren befassten. Unter anderem erklärt eine Autorin der Akademie, dass frühzeitiger Kontakt mit Medien wie dem TV dazu führen kann, dass diese Kinder beim Schulstart sprachlich eher gehemmt seien.
Kompromisse finden
Auf der anderen Seite weiß ich aber, dass wir als Eltern uns selbst auch nicht immer von den Medien fernhalten können. Wir machen es unseren Kindern mit der Nutzung von Smartphones, Laptop und Co. zum Teil vor. Daher finde ich Kompromisse nicht verwerflich und in gewissem Maße in Ordnung. Ein Kompromiss wäre für mich, dass das Kind sich auch mal ein Bild auf dem Smartphone ansehen darf. Oder Oma und Opa im Videoanruf sieht. Kompromisse entstehen auch, wenn ältere Geschwisterkinder in der Familie sind. Diese möchten und dürfen vielleicht mal eine halbe Stunde fernsehen. Wenn dann ab und zu auf den Bildschirm geschaut wird, ist das kein Weltuntergang. Problematisch wird es aus meiner Sicht, wenn das Kleinkind ganz bewusst und über eine halbe Stunde vor dem Fernseher sitzt und aktiv das Geschehen verfolgt. Dann sollten Eltern darauf achten, das Kind durch Spielen abzulenken, bis das Geschwisterkind seine TV-Zeit genossen hat.
Kinder behutsam an Medien heranführen
Allgemein finde ich einfach, dass wir unsere Kinder mit dem Umgang von Medien ganz langsam, sehr behutsam und nicht zu früh vertraut machen müssen. Sie gehören zum Leben und auch bei der Tagesmutter oder im Kindergarten werden sie früher oder später mit Medien konfrontiert. Ganz davon fernhalten kann man sie ja doch nicht. Wir Eltern sollten uns einfach bewusst sein, welche Folgen sie für Kleinkinder haben können. Und wir sollten Medien nicht als Hilfsmittel nutzen, um Kids ruhig zu stellen. Denn dass lesen, lernen und spielen die besseren Alternativen sind, ist uns allen doch bewusst!
Auch das Deutsche Grüne Kreuz e.V. rät zu einem gemäßigten Konsum von Medien. Eine vernünftige Heranführung sei ab dem Grundschulalter sinnvoll. Bis zu einer Stunde täglich fernzusehen sei dann akzeptabel. Für Schulkinder sei es sinnvoll, dass Hausaufgaben auf keinen Fall vor dem Fernseher gemacht werden. Denn Bilder und Ton führen zu starker Ablenkung. Das Gehirn könne sich so Inhalte des Lernstoffes nicht lange merken. Plus: Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Fernsehen oder Computer ebenfalls tabu sein. Ich finde: Das sind gute Richtwerte, an die sich Eltern und Kinder doch gut halten können! Wenn wir dann noch überprüfen, was sie sich ansehen, können wir dafür sorgen, dass die Medien keinen negativen Einfluss auf unsere Sprösslinge haben.
Wie hältst Du es mit dem Fernseher? Dürfen Deine Kinder fernsehen oder bleibt bei Euch die Glotze tagsüber aus? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!