Während Früchtetee in der Schwangerschaft weitestgehend unbedenklich ist und Du Tees mit dem Wirkstoff Teein (Schwarz-, Weiß- und Grüntee, Matcha) lieber komplett weglassen solltest, ist das beim Thema Kräutertee in der Schwangerschaft etwas komplizierter. Eine pauschale Antwort für alle Kräutertees gibt es nicht – manche können in kleinen Mengen beispielsweise Schwangerschaftsbeschwerden lindern, während größere Mengen in Verdacht stehen, vorzeitige Wehen auszulösen.
In diesem Artikel erfährst Du, welche Kräutertees Schwangere uneingeschränkt trinken dürfen, welche Teesorten in Maßen erlaubt sind und auf welche Du lieber komplett verzichten solltest.
Kann Kräutertee in der Schwangerschaft gefährlich für das Baby sein?
Erst einmal vorne weg: Es gibt keinen Tee, von dem eine Tasse Dein ungeborenes Baby akut in Gefahr bringt oder gar schädigen kann. Du brauchst also keine Sorge haben, wenn Du bereits Tees getrunken hast, die auf der Liste als ungeeignet für Schwangere dargestellt werden. Wenn nichts passiert ist, ist nichts passiert. Spätfolgen von Kräutertee in der Schwangerschaft sind nicht bekannt. Es geht fast ausschließlich darum, dass sich Wirkstoffe aus bestimmten Kräutern auf die Wehentätigkeit auswirken und so zu einer verfrühten Geburt führen könnten.
Eine möglicherweise wehenauslösende Wirkung von Kräutertees auf Schwangere steht erst im Raum, wenn große Mengen und über mehrere Tage getrunken werden. Eine direkte Auswirkung auf das Baby ist nur bei teein- bzw. koffeinhaltigen Getränken bekannt. Die Wirkstoffe aus normalen frei verkäuflichen Kräutertees dringen nicht zu Deinem Kind vor bzw. haben keine Auswirkungen auf das Ungeborene.
Dass Kräutertee tatsächlich vorzeitige Wehen auslösen kann, ist übrigens auch nicht wissenschaftlich belegt. Solche Studien durchzuführen und Schwangeren absichtlich größere Mengen wirkstoffhaltiger Kräutertees zu geben und dadurch eine Frühgeburt zu riskieren, wäre unethisch und unverantwortlich. Darum steht z.B. die Theorie im Raum, dass Kräutertee bei Schwangeren nur dann (vorzeitige) Wehen auslösen kann, wenn der Körper bereit dazu ist. In einer gesunden Schwangerschaft käme das demnach nicht vor.
Welche Kräutertees darfst Du in der Schwangerschaft trinken?
Hier nun konkret im Überblick, welche Teesorten in der Schwangerschaft geeignet sind, „verbotene“ Tees in der Schwangerschaft und solche, die Du nur in Maßen trinken solltest.
🟢 uneingeschränkt erlaubt | 🟡 Eingeschränkt trinken (unregelmäßig 1-2 Tassen / Tag) | 🔴 ungeeignet |
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Rooibos | Ingwer | Brennessel |
Kamille | Pfefferminze | Lemongrass |
Fenchel | Himbeerblätter | Ginseng |
Lavendel | Brombeerblätter | |
Eukalyptus | Süßholzwurzel | |
Eisenkraut | ||
Kümmel | ||
Wermutkraut | ||
Frauenmantel | ||
Hibiskus | ||
Schafgarbe | ||
Anis | ||
Salbei | ||
Zimt | ||
Rosmarin | ||
Kardamon | ||
Verbene (Zitronenverbene) | ||
Johanniskraut | ||
Kurkuma | ||
Chai-Tee/ Chai Latte |
In Maßen bedeutet hier, dass Du sie hin und wieder und nicht mehr als 1-2 Tassen pro Tag genießen solltest. Informiere Dich vorher über die Wirkung bzw. Einsatzmöglichkeiten des Tees und warum Du sie nur in Maßen trinken solltest.
Manche Tees wie z.B Himbeerblättertee werden auch explizit erst ab der 37. Schwangerschaftswoche für die Geburtsvorbereitung empfohlen, andere nur in den ersten Schwangerschaftswochen.
Welche Kräutertees darf man in der Schwangerschaft trinken?
Grundsätzlich sind Rooibos-, Kamillen- und Fencheltee in der Schwangerschaft zu empfehlen. Von diesen Teesorten stehen keine negativen Wirkungen zur Diskussion.
🟢 Rooibostee
Vor allem bei Roiboos werden keinerlei negative Auswirkungen vermutet. Gleichzeitg enthält Rooibostee wertvolle Antioxidantien und Mineralien wie Eisen, Kupfer und Magnesium. Er enthält kein Teein, dafür den Pflanzenstoff Rutin. Dieser stärkt die Gefäßwände und beugt Krampfadern vor. Rooibos beruhigt den Magen-Darm-Trakt und fördert die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Auch Rooibos-Tee mit Aroma wie Vanille oder Karamell ist in der Schwangerschaft erlaubt.
🟢 Fencheltee
Fenchel hilft gegen Übelkeit, Sodbrennen und Blähungen – vor allem in der Frühschwangerschaft sehr häufige Wehwehchen. Außerdem enthält Fencheltee viel Eisen.
🟢 Kamillentee
Kamillentee beruhigt den Magen-Darm-Trakt und kann bei Schwangerschaftsübelkeit und Sodbrennen helfen. Eine Tasse Kamillentee vor dem Schlafengehen sorgt für ruhige Nächte. Lies hier mehr über Kamillentee in der Schwangerschaft.
Welche Kräutertees darf man in der Schwangerschaft nicht trinken?
Wie gesagt ist kein Tee in normaler Dosierung sofort gefährlich für Dein Kind. Allerdings wird empfohlen, Brennesseltee, Lemongrass (Zitronengras) zu meiden:
🔴 Brennesseltee
Brennesseltee regt die Nierentätigkeit an und wirkt in größeren Mengen stark entwässernd. Zur Bekämpfung von Wassereinlagerungen (Ödemen) in der Schwangerschaft ist er allerdings ungeeignet – und auch relativ wirkungslos: Eine „Entwässerungskur“ mit Brennesseltee entzieht dem Blut wichtige Flüssigkeit, nicht aber dem Gewebe. Das Thromboserisiko steigt also, aber das Wasser in Beinen und Füßen geht trotzdem nicht weg.
Nach der Geburt darfst Du Brennesseltee übrigens wieder in Maßen trinken: Kleine Mengen, z.B. im Stilltee, können sich positiv auf Milchbildung und Eisenversorgung auswirken. Größere Mengen können die Milchmenge dann wegen der entwässernden Wirkung auch wieder reduzieren.
🔴 Zitronengrastee
Lemongrass (Zitronengras) kann angeblich Kontraktionen oder sogar Blutungen in der Schwangerschaft auslösen. Wie gesagt sind solche Wirkungen nicht durch Studien belegt, trotzdem würde ich das Risiko nicht eingehen.
🟡 Tee mit Süßholzwurzel
Süßholzwurzel ist die Grundlage für Lakritze und enthält den Inhaltsstoff Glycyrrhizin. Dieser soll das Risiko für einen vorzeitigen Geburtsbeginn erhöhen, wenn man ihn in großen Mengen aufnimmt. Während 1-2 Tassen in unregelmäßigen Abständen nichts bewirken sollten, kannst Du sicherheitshalber auch einfach auf Süßholzwurzeltee in der Schwangerschaft verzichten. Süßholzwurzel ist übrigens in vielen Gewürztee-Mischungen (z.B. Yogi-Tee) enthalten.
🟡 Chai-Tee
Chai Tee ist keine Teesorte im klassischen Sinne, sondern eine Mischung aus Schwarztee, Kräutern und Gewürzen. Auch Sorten ohne Schwarztee enthalten immer Zimt und Kardamon und oft auch Ingwer und Süßholzwurzel; diese stehen im Verdacht, Wehen auszulösen – wobei es hierfür keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt. Im Zweifel solltest Du auf Chai-Tee in der Schwangerschaft also lieber einfach verzichten oder Deinen Konsum stark reduzieren (unregelmäßig, nicht mehr als 2 Tassen täglich).
Du liebst Chai Latte? Wie viel erlaubt ist und viele weitere Details erklärt Dir Mareike im gesonderten Beitrag zum Thema.
Kräutertee gegen Schwangerschaftsbeschwerden
Die weitaus größere Anzahl an Kräutertee-Sorten in der Schwangerschaft solltest Du in Maßen bzw. gezielt einsetzen. Deshalb habe ich sie in der Tabelle unter „eingeschränkt einsetzen“ aufgeführt. Manche davon wirken gegen Schwangerschaftsübelkeit, andere fördern die gesunde Wehentätigkeit zum Ende der Schwangerschaft. Wieder andere kannst Du bei Schwangerschaftsbeschwerden oder bei Erkältung und gegen Halsschmerzen einsetzen.
Auch einfach so zum Genuss kannst Du die meisten Sorten trinken, solange Du es nicht übertreibst.
Trinke nie einen Kräutertee mit wehenfördernder Wirkung in großen Mengen und über mehrere Tage hinweg – dann kann auch nichts passieren.
Tee gegen Schwangerschaftsübelkeit
In den ersten Schwangerschaftsmonaten haben viele Frauen mit Übelkeit oder sogar Erbrechen zu kämpfen. Gegen Schwangerschaftsübelkeit helfen folgende Teesorten:
- Ingwer: hilft gegen Übelkeit, Erbrechen und Magenbeschwerden; angeblich leicht wehenfördernde Wirkung, darum nur in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten in Maßen empfohlen – egal, ob frisch aufgebrüht oder aus dem Beutel. Mehr zum Thema Ingwer in der Schwangerschaft kannst Du hier nachlesen.
- Pfefferminztee: 1-2 Tassen pro Tag gegen die Übelkeit; mehr könnte Sodbrennen auslösen und steht sogar im Verdacht, Wehen zu fördern. In der Stillzeit weglassen, soll die Milchbildung hemmen.
- Kamillentee
- Fencheltee
Wehenfördernde Tees in der Schwangerschaft
Vielen Kräutertees wird nachgesagt, in größeren Mengen eine wehenfördernde Wirkung zu haben. Das bedeutet, dass Du sie ab der 35.-37. Schwangerschaftswoche gezielt zur Geburtsvorbereitung einsetzen kannst. Denn dann ist Dein Körper allmählich bereit für muttermundswirksame Wehen und Du kannst ihn mit entsprechenden Wirkstoffen unterstützen. Das bedeutet nicht, dass Dein Baby sofort kommt, wenn Du ein paar Tage Himbeerblättertee trinkst. Der Tee unterstützt, so die Vermutung, lediglich Vorgänge, für die Dein Körper ohnehin bereit ist.
Als wehenfördernde Kräutertees gelten:
- Himbeerblätter
- Brombeerblätter
- Süßholzwurzel
- Eisenkraut (Zitronenverbene)
- Wermutkraut
- Frauenmantel
- Hibiskus
- Schafgabe
- Salbei
- Kümmel
Wenn Du zu vorzeitigen Wehen neigst, solltest Du aus diesem Grund wehenfördernde Tees unbedingt vermeiden, bis Dein Baby bereit für die Geburt ist. Besprich dieses Thema am besten mit Deinem Arzt.
Kräutertee bei Erkältung in der Schwangerschaft
Häufig trinken wir ja Tee, weil wir Halsschmerzen oder Husten haben. Bei einer Erkältung in der Schwangerschaft kannst Du diese Tees anwenden – wie bei den anderen gilt aber auch hier: Nicht in großen Mengen über mehrere Tage trinken, sondern gezielt einsetzen:
- Salbei: hilft gegen Halsschmerzen; nicht kurz vor Geburt und in der Stillzeit, denn er wirkt auch milchhemmend
- Eukalyptus: wirkt gegen Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen
- Thymian: Die ätherischen Öle unterstützen das Immunsystem bei einer Erkältung, Husten oder Entzündungen im Mund
- Melissentee: beruhigt, lässt Dich besser einschlafen, ist gut für den Magen
- Anis (z.B. in Fenchel-Anis-Kümmel-Tee) wirkt krampflösend, antibakteriell und schleimlösend
- Lavendel: beruhigt, lässt Dich besser einschlafen, wirkt krampflösend und antibakteriell
Kräutertee statt Wasser in der Schwangerschaft?
Viel trinken ist in der Schwangerschaft extrem wichtig, egal ob während einer Erkältung, in der Früh- oder Spätschwangerschaft. Wenn Du lieber Kräutertee trinkst als Wasser oder Früchtetee, dann steht dem grundsätzlich nichts im Wege.
Allerdings solltest Du…
- die Teesorten durchwechseln und so unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden. Denn eine Tasse Tee zeigt so gut wie nie eine Wirkung, während regelmäßiger und hoher Konsum mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden sein kann.
- bei Teemischungen auf die Zutatenliste schauen.
- Tee wenn möglich in Bio-Qualität kaufen.
- mit Deinem Arzt oder der Hebamme sprechen, wenn Du unsicher bist.
- Tee ohne Zucker trinken.
Tees, die als „Schwangerschaftstee“ ausgezeichnet sind, kannst du in der Regel vertrauen. Überprüfe aber, für welchen Zeitraum der Schwangerschaft sie empfohlen werden und in welcher Dosierung.
Mehr Infos dazu findest Du hier.