Sobald Deine Schwangerschaft bestätigt wird, stellt sich Dir die Frage: Wo entbinde ich? In Deutschland gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:
- im Krankenhaus
- im Geburtshaus
- Zuhause
Ich möchte mich den ersten beiden Geburtsstätten widmen und sie in einer kleinen Gegenüberstellung etwas näher erläutern.
Das Krankenhaus
Medizinische Versorgung
Der wohl beliebteste und am häufigsten genutzte Weg ist der Kreißsaal in einem Krankenhaus Deiner Wahl. Hier ist die medizinische Versorgung für alle Gegebenheiten direkt vor Ort.
Für mich als Erstgebärende stand die Entscheidung im Krankenhaus zu entbinden nie außer Frage. Ich war viel zu unsicher, hatte zu große Angst vor Komplikationen und von Anfang an standen die Sterne für unsere kleine Maus nicht so gut. Erst waren sich die Ärzte nicht so recht einig, ob eine natürliche Befruchtung überhaupt funktionieren wird.Als es dann endlich geklappt hatte, war nicht sicher, ob sich das Würmchen korrekt einnisten, wachsen und gedeihen würde. Aller Widrigkeiten zum Trotz setzte sich unsere Tochter bis zum Schluss durch und machte mich zu einer überglücklichen Mutter.
Aber um aufs Thema zurückzukommen: Verläuft eine Schwangerschaft problematisch und zeichnen sich Komplikationen schon im Voraus ab oder ist die zukünftige Mutter unsicher oder verängstigt, ist eine Entbindung im Krankenhaus die sicherste Wahl.
Während meiner Geburt zeigte sich, dass ich genau richtig entschieden hatte, denn es gab abgesehen von der halben Ewigkeit, die wir im Kreißsaal verbrachten, ein paar Komplikationen. Auch wenn es kurzzeitig etwas hektisch wurde, fühlte ich mich stets sehr gut aufgehoben und umsorgt. Mein Lebensgefährte durfte immer mit anwesend sein, wurde bestens über alle Vorgänge aufgeklärt, sodass wir beide mehr als zufrieden mit der Arbeit meiner lieben Beleghebamme und den Ärzten waren. Das Ergebnis war mit Hilfe aller Beteiligten ein gesundes Kind.
Intimsphäre
Im Krankenhaus ist das mit der Intimsphäre immer so eine Sache. Ist die Station voll, hat man oft keine Chance auf ein Familienzimmer. So kam es, dass ich mir die ersten 24 Stunden mit einer fremden Frau das Zimmer teilte und der Vater meines Kindes die erste Nacht nicht mit uns gemeinsam verbringen durfte. Allerdings hatte ich Glück, denn es war eine sehr nette Zimmergenossin. Aber das hätte auch anders kommen können. Meine Bettnachbarin verließ uns nach dem ersten Tag. Wir buchten sofort das leerstehende Bett für meinen Mann und dann gab es sie doch, die intime Dreisamkeit, die wir uns von Anfang an wünschten. Oder auch nicht? Ständig kam tagsüber Krankenhauspersonal unangekündigt in unser Zimmer. Im Nachhinein gesteh ich, wäre meine Zimmernachbarin mit mir sicher nicht bis zum Schluss einverstanden gewesen. Das was ich vorher bei Anderen befürchtete, stand nun bei mir auf dem Programm: Viel zu viel Besuch. Aus irgendeinem Grund haben Angehörige die Angewohnheit, Dir im Krankenhaus die Türen einzurennen. Das kannst Du nur versuchen vorneweg freundlich zu unterbinden, sodass Deine Intimsphäre und die Deiner Nachbarin wenigstens vor Deiner Familien und Deinen Freunden gewahrt wird.
Nachsorge
Bekommst Du Dein erstes Kind, wirst Du die ersten Tage vielleicht genauso übervorsichtig mit Deinem lebendig gewordenen Glück umgehen wie ich. Im Krankenhaus verbringst Du normalerweise mindestens zwei Tage auf der Wöchnerinnen-Station, bevor es nach Hause geht. Wenn die Geburt gut verlief und Du und Dein Baby gesund seid, dürft ihr nach Absprache auch schon früher nach Hause (Stichwort ambulante Geburt).
Während der Zeit auf der Wöchnerinnen-Station kannst Du Dir von den Schwestern die besten Handgriffe beim Wickeln und Ankleiden Deines Babys zeigen lassen, vorausgesetzt die Krankenschwestern haben genug Zeit. Auch die U2-Untersuchung wird noch in der Klinik durchgeführt. Ich hatte gefühlte tausend Fragen zum Stillen. Die Schwestern gaben sich Mühe, mir alles zu beantworten. Bei allem was noch offen blieb, musste meine Beleghebamme bei mir zu Hause herhalten. Eins möchte ich aber noch betonen: Egal zu welcher Tages-und Nachtzeit, ich konnte immer klingeln und die Schwestern kamen so schnell wie es ihnen möglich war.
Geburtshaus
Wohlfühloase
Als ich das erste mal ein Geburtshaus betrat, war ich überrascht. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Alles wirkte so gemütlich, die Räumlichkeiten waren mit so viel Liebe eingerichtet. Die professionelle Ausstattung überzeugte ebenfalls. Selbst die Farben an den Wänden waren so ausgewählt, dass alles um mich ringsum Ruhe und Geborgenheit ausstrahlte. Zum Wohlbefinden trägt nicht nur die Umgebung bei. Ein wichtiger Punkt ist das Personal. Da Du Dir mit Deiner Entscheidung, in ein Geburtshaus zu gehen, sicher auch eine Beleghebamme aussuchst, hast Du jemanden an Deiner Seite, der mit Dir auf einer Wellenlänge ist und dem Du vertraust.
Ausschlusskriterien
Ein Geburtshaus kann als gutes Zwischenmaß von Klink und Hausgeburt gesehen werden. Doch auf Grund der medizinischen Einschränkung gibt es gewisse Ausschlusskriterien:
- pathologische Kindslage
- pathologische Kindgröße- oder Entwicklung
- Mehrlingsgeburt
- Komplikationen während der Schwangerschaft
- schwere Allgemeinerkrankungen der Mutter
- schwangerschaftsbedingte Erkrankungen der Mutter
Medizinische Versorgung / Notfallplan
Auch wenn es vor der Geburt keinen Hinweis auf eine mögliche anstehende Komplikation gab, kann es in einem Geburtshaus unter der Geburt mal brenzlig werden. In so einem Fall bist Du trotzdem gut abgesichert und wirst in das nächste Krankenhaus verlegt. Auf diesen Notfallplan muss sich jede werdende Mama, die in einem Geburtshaus entbinden möchte, seelisch vorbereiten. Die Hebammen haben genaue Vorschriften und dank eigener Gerätschaften wie CTG und Ultraschall können sie sich auch einen schnellen Überblick verschaffen. Das Wohl von Kind und Mutter geht stets vor.
Nachsorge
Nach einer erfolgreichen Entbindung bleibst Du noch ein paar Stunden zur Erholung und Beobachtung mit deinem Neugeborenem im Geburtshaus. Ist alles gut, geht es danach wieder nach Hause. Am nächsten Tag kommt deine Nachsorge- oder Beleghebamme Dich zu Hause besuchen und schaut nach dem Rechten. Weitere Termine werden individuell abgestimmt. Auf diese Weise könnt ihr euch als Familie in aller Ruhe und ungestört einfinden.
Fazit
Beide Varianten haben ihre Vor-und Nachteile. Niemand kann Dir niemand jemals zu 100 Prozent versichern, was bei der Geburt passiert und wie es passiert. Eine Geburt ist immer ein Erlebnis für sich, etwas Unvorhersehbares, das Du beim besten Willen nicht planen kannst. Trotzdem solltest Du bei jeder Deiner Entscheidungen ein gutes, sicheres Gefühl haben.
Wo hast Du entbunden? Würdest Du beim nächsten Mal lieber in eine Klinik oder in ein Geburtshaus gehen? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!