Bei einer Lotusgeburt wird die Plazenta nach der Geburt so lang am Baby belassen, bis die Nabelschnur von alleine abfällt. Bis das passiert, vergehen einige Tage, in denen die Plazenta gereinigt, gesalzen und in ein Tuch eingewickelt an der Nabelschnur und damit am Baby verweilt. Klingt ekelhaft? Ist es aber nicht!
Unsere Autorin Kerstin erklärt, was bei einer Lotusgeburt passiert. Und räumt mit ein paar Vorurteilen auf, die unerfahrene Schwangere oder Mamas vielleicht haben.
Was passiert bei einer Lotusgeburt?
Bei einer „normalen“ Geburt wird die Nabelschnur abgeklemmt und durchtrennt, nachdem das Baby geboren wurde. Anders ist es bei der Lotusgeburt: Hierbei bleibt das Neugeborene so lang über die Nabelschnur mit der Plazenta verbunden, bis sich diese von alleine löst. Meist ist dies wenige Tage nach der Geburt der Fall.
Ich habe selbst keine Erfahrung mit der Lotusgeburt, kenne aber einige Mütter, die diese Form der Geburt gewählt und damit sehr positive Erfahrungen gemacht haben.
Was sind die Vorteile einer Lotusgeburt?
Befürworter der Lotusgeburt glauben, dass diese Form der Geburt dem Baby einen besseren und sanfteren Start ins Leben ermöglicht und die Mutter-Kind-Bindung stärkt.
Die Lotusgeburt soll folgende Vorteile für das Kind bieten:
- Das Neugeborene nimmt schneller an Gewicht zu
- Das Baby wird besser mit Eisen, Vitaminen und Sauerstoff versorgt
- Das Immunsystem des Kindes wird gestärkt
- Der Blutverlust des Babys ist geringer
- Das Gelbsuchtrisiko sinkt
Derzeit gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die die Vorteile der Lotusgeburt untermauern. Grundsätzlich richtig und nachgewiesen ist allerdings, dass das Neugeborene besser mit Eisen und Nährstoffen versorgt wird, wenn die Nabelschnur erst dann durchtrennt wird, wenn sie auspulsiert ist.
In diesem Fall fließt auch mehr Blut in das Baby zurück als bei einer Geburt, bei der das Baby sofort abgenabelt wird. Dafür muss die Plazenta jedoch nicht mehrere Tage am Kind verbleiben. Es genügt, wenn die Nabelschnur erst nach dem Auspulsieren durchtrennt wird.
Wie läuft eine Lotusgeburt ab?
Direkt vorab ein Hinweis für Dich, falls Du eine Lotusgeburt planst: In den meisten Krankenhäusern sind Lotusgeburten nicht erlaubt beziehungsweise darf die Plazenta aus Gründen der Hygiene nicht mit nach Hause genommen werden. Anders ist es in Geburtshäusern oder bei einer Hausgeburt. Dort sind Lotusgeburten üblicher und werden regelmäßig begleitet. Wenn Du eine Lotusgeburt planst, solltest Du dies mit Deiner bzw. der Hebamme besprechen, die Deine Geburt leitet.
Ablauf der Lotusgeburt
- Wenn Dein Baby geboren ist, wird die Plazenta zunächst untersucht. Dies macht die Hebamme, um herauszufinden, ob sie intakt und vollständig ist und um auszuschließen, dass sich noch Reststücke der Plazenta in Deinem Körper befinden.
- Währenddessen kannst Du die erste Zeit mit Deinem Baby genießen. Die Plazenta kann in dieser Zeit einfach in ein Gefäß gelegt werden. Nach ca. 2 bis 3 Stunden solltest Du, die Hebamme oder Dein Partner den Mutterkuchen unter fließendem Wasser gründlich waschen und abtrocknen. Um zu vermeiden, dass die Plazenta verdirbt, muss sie nun trocknen. Dazu kannst Du sie in ein Sieb legen und über einer Schüssel abtropfen lassen.
- Sobald kein Blut mehr durch die Nabelschnur fließt, wird die Plazenta behandelt. Dazu bestreust Du sie großzügig mit Himalaya-Salz und reibst sie mit Kräutern ein. Nein, keine Sorge, Du musst sie nicht essen (ein umstrittener Trend!), der Prozess des Salzens dient der Konservierung und Trocknung. Wird die Plazenta nicht trocken gehalten, kann sie faulen. Nach der Behandlung packst Du die Plazenta am besten in Mullwindeln ein.
- In den kommenden Tagen muss die Plazenta mindestens alle zwei Tage neu mit Salz bestreut werden, damit nicht zu viel Feuchtigkeit entsteht. Um Infektionen zu vermeiden, solltest Du unbedingt darauf achten, den Mutterkuchen trocken zu halten. Achte auch darauf, den Nabelschnuransatz am Baby trocken zu halten.
- Etwa gegen Ende der 1. Woche nach der Geburt wird die Nabelschnur von alleine abfallen. Du kannst die Plazenta nun einfrieren, sie vergraben und einen Baum auf ihr pflanzen oder sie entsorgen.
Die Risiken der Lotusgeburt
Ich habe es oben kurz erwähnt: In Kliniken sind Lotusgeburten meist nicht erlaubt oder nicht erwünscht. Dies liegt daran, dass die Plazenta als quasi totes Gewebe ein recht hohes Infektionsrisiko birgt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie nicht gut durchtrocknet und die Konservierung nicht gelingt.
Wenn Du Dich für eine Lotusgeburt entscheidest, solltest Du deshalb unbedingt eine Nachsorgehebamme haben, die Erfahrungen mit Lotusgeburten hat. Und die sich nicht nur Dein Baby, sondern auch die Plazenta in den Tagen nach der Geburt genau ansieht.
Mein Fazit
Der Gedanke an eine Lotusgeburt mag zunächst befremdlich sein, ekelhaft ist sie aber auf keinen Fall. Die Plazenta hat Dein Baby über viele Monate ernährt und sieht wirklich faszinierend aus. Nachdem ich den Mutterkuchen auch selbst schon gesehen und befühlt habe, kann ich mir eine Lotusgeburt grundsätzlich gut vorstellen. Und ansonsten gilt sowieso wie überall und immer: Leben und leben lassen.
Wie stehst Du zur Lotusgeburt? Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar!