Nach der Ausschabung haben wir 3 Monate gewartet, bis wir erneut versucht haben schwanger zu werden. Wir kauften uns einen digitalen Ovulationstest, dieser zeigte mir bis November aber nicht einmal an, dass ich fruchtbar bin. Ich war frustriert und genervt, es kann doch nicht sein, dass ich nicht fruchtbar bin? Ich kaufte mir dutzende von Büchern und immer wieder las ich, dass es normal ist, nicht sofort schwanger zu werden. Das es normal sei, dass ich nicht jeden Monat einen Eisprung habe. Meine Laune gelang am Tiefpunkt an und ich wusste nicht weiter. Auf Bitten einer Freundin sollten mein Mann und ich einen Termin in einer Kinderwunschklinik machen. Sie empfahl uns eine im Raum Hannover. Wir vereinbarten dort für Januar 2013 einen Termin.
In der Kinderwunschklinik
Für den Termin benötigten wir beide eine Überweisung vom Arzt. Mein Mann ging zu seinem Hausarzt und ich zu meiner Gynäkologin, die sich positiv dazu äußerte, mir aber auch zu verstehen gab, dass wir noch sehr jung seien und uns keine Sorgen machen sollten. Beim Termin erzählten wir von unserer bisherigen Geschichte, dem Wunsch nach Nachwuchs und auch von den Ängsten, die wir seit der Ausschabung haben. Die Ärztin war sehr empathisch und reagierte menschlich und nicht so abgeklärt wie es viele Ärzte tun. Wir wurden auf Herz und Nieren untersucht. Mein Mann musste eine Spermaprobe abgeben und mir wurde Blut abgenommen. Wir vereinbarten mit der Ärztin einen Telefontermin um die Ergebnisse zu besprechen. Zwei Wochen später klingelte abends das Telefonat und die nette Ärztin war dran. Sie erklärte uns, dass mein Anti-Müller-Hormon zu niedrig sei. Das Hormon ist für die Bildung der Follikel zuständig. Im ersten Moment war mir gar nicht bewusst, was sie mir damit sagen will. Im zweiten Moment dämmerte mir, dass dieses Hormon für die Menopause zuständig ist. Die Ärztin bestätigte mir dies, war dennoch positiv gestimmt. Sie sprach direkt von einer ICSI- Behandlung, da auch das Spermiogramm meines Mannes nicht gut aussah, zu langsam, zu wenig. Ich merkte wie sich in meinem Kopf alles drehte. ICSI? Was ist das, wie läuft das ab? Und vor allem wie stehen die Chancen, dann schwanger zu werden? Wir entschieden, das Ganze sacken zu lassen und in naher Zukunft einen Termin zur weiteren Behandlung zu vereinbaren.
Eine Entscheidung treffen
Wir entschieden uns für den Schritt der künstlichen Befruchtung und machten erneut einen Termin in der Kinderwunschklinik. Die Ärztin erklärte uns den Ablauf und sagte, dass wir nun auf meinen Zyklus warten müssen. Und mit dem warten auf den Zyklus fing mein Kopfkino an, was ist wenn es nicht funktioniert? Was wenn ich wieder eine Fehlgeburt habe? Was wenn… Ich setzte mich selbst mit diesen Gedanken so stark unter Druck und merkte nicht, dass ich mich von meinem Mann, Familie und Freunde immer mehr distanzierte. Die Ängste wuchsen und um mich herum wurden plötzlich gefühlt, alle Freundinnen und Familienmitglieder schwanger. Wir sprachen nicht mehr über unseren Wusch schwanger zu werden, stattdessen wurde ich immer stiller und introvertierter. Ich beneidete jede Schwangere um ihren Bauch und jede Mama um ihr Kind. Jedes Mal, wenn in der Zeitung stand „Säugling zu Tode geprügelt“ wuchs in mir das Unverständnis, wieso man sein Kind zu Tode prügelt, anstatt es Eltern zu geben, die keine Kinder kriegen können und sich ein Kind wünschen.
Welcher Weg ist der Richtige?
Ich weiß noch wie ich mit meinem Mann im Auto saß auf dem Weg zum einkaufen. Wir saßen still nebeneinander und sprachen nicht, wir hatten uns kaum noch etwas zu sagen. Mir stiegen die Tränen in die Augen und mein Hals wurde dick, die Tränen liefen die Wange hinunter. Ich fuhr rechts ran und schaute meinen Mann an. Ich sagte ihm, dass ich ihn liebe und nicht ohne ihn sein will ich. Aber das ich nicht bereit bin, zur momentanen Zeit den Weg der ICSI- Behandlung zu gehen. Mein Mann nahm mich in den Arm und sagte mir, dass alles gut wird und er mich liebt. Abends sprachen wir sehr lange darüber, welchen Weg wir nun gehen. Und für uns war die Entscheidung gefallen: Wir entschieden uns einem Kind ein Zuhause zu geben, welches bisher nicht die Chance dazu hatte in einem geschützten und liebevollen Zuhause groß zu werden.