Irgendwann kommt jede Schwangere an diesen Punkt. An den Punkt, an dem sie sich vorstellt, wie denn die Geburt ablaufen könnte. Beeinflusst wird man dadurch von den Geschichten der Freundinnen, der eigenen Mutter, der Bekannten. Genauso war es bei Bloggerin Mareike. Bei ihr kam es aber ganz anders als sie es sich vorgestellt hatte.
Die Geschichten
Ich war in etwa im sechsten Monat schwanger, als ich mir das erste Mal Gedanken darüber gemacht habe, wie die Geburt meines Sohnes wohl verlaufen könnte. Bisher hatte ich nur Horrorstories aus den Medien gehört und wollte das Ganze eigentlich auf mich zukommen lassen. Dass mir aber mein Umkreis von den eigenen Erfahrungen berichtete, darum kam ich nicht herum. Na gut, dann hörte ich mir das eben an. Und Überraschung: Es waren eigentlich nur positive Erfahrungen. Eine Geburt, die nur zwei Stunden dauerte und bei der die Fruchtblase platzte, ohne dass die werdenden Mutter davon wirklich etwas mitbekommen hatte. Eine Geburt, bei der die werdende Mutter die Wehen gar nicht so sehr spürte und von wenig Schmerzen berichtete. Das macht doch Hoffnung auf eine „angenehme“ und unkomplizierte Geburt, dachte ich.
Als ich dann Ende des neunten Monat auf den Tag der Entbindung wartete, war ich gar nicht so nervös. „Wird schon nicht so schlimm“, dachte ich. „Vielleicht dauert das Ganze ja auch nur zwei Stunden.“ Im Nachhinein bin ich eigentlich ganz froh, dass ich so positiv gestimmt war. Denn ich war wirklich entspannt und hatte auch nach den ersten Wehen im Kopf, dass ich sicherlich keinen ganzen Tag mehr auf meinen Sohn warten muss. Na ja, das war dann wohl etwas zu optimistisch …
Der Countdown
Es war der berechnete Entbindungstermin. Schon in der Nacht merkte ich, dass etwas anders war als sonst. Ich merkte diese Nervosität im Bauch, hatte leichte Schmerzen. Nach dem nächtlichen Gang zur Toilette (viele Schwangere kennen das) merkte ich: Da ist doch etwas Schleimiges! Und ein wenig Blut! Hilfe! Direkt mal im Netz geschaut, ob das normal ist. Und ich fand schnell raus: Das kann nur die bevorstehende Geburt sein. Also direkt den werdenden Papa geweckt und besprochen, was wir tun. Natürlich war der direkt aufgeregt und wollte ohne Umwege ins Krankenhaus. Aber ich war noch nicht so weit. Denn diese leichten Schmerzen im Unterleib, das konnten doch nicht die Wehen sein? Als sie dann aber in regelmäßigen Abständen kamen und stärker wurden, habe ich mich dann doch überreden lassen. Schnell die Kliniktasche geschnappt und ab ins Krankenhaus!
Natürlich war das aber noch deutlich zu früh: Zwar wurde mir schon ein Zugang gelegt und wir konnten auch unser Zimmer „beziehen“, aber es dauerte und dauerte. Die Schmerzen wurden nicht stärker, es tat sich nicht viel. Na toll! Also ging’s wieder nach Hause. Kleine Notiz an mich: Sollten wir ein zweites Kind bekommen, lege ich mich erst mal mit einer Wärmflasche vor den Fernseher, wenn die leichten Wehen einsetzen! Denn: Die leichten Schmerzen hielten noch bis zum Abend an. Und dann kam es natürlich so unpassend, wie es kommen musste: Mitten in der Nacht wurden die Schmerzen so unerträglich, dass wir uns wieder auf den Weg ins Krankenhaus machten. Hello again!
Viel hilft viel? Nicht bei mir
Dieses Mal war es aber wirklich akut. Der Muttermund hatte sich etwas geöffnet, jetzt konnte es doch nicht mehr lange dauern, oder? Und ob: Stundenlang atmete ich die Schmerzen weg, nahm ein Bad, lief herum, nahm Platz auf dem Gymnastikball. Half alles nichts: Es tat sich wieder nicht viel. Die Hebammen hatten Erbarmen und setzten mir einen Wehentropf, um die Presswehen langsam einzuleiten. Aber Überraschung: Auch das sollte nicht viel helfen. 30 Stunden hatte ich nun mit den Wehen zu tun. Und liebe werdende Mamas, ich will Euch keine Angst machen: Ich fand das gar nicht so schlimm! Ich konnte sie gut veratmen und kam auch mit dem Schmerz klar. Nur wollte ich doch endlich meinen Sohn im Arm halten
Der Plan: Der Muttermund muss sich endlich öffnen! Also bekam ich Massagen, denn der Tropf zeigte wenig Wirkung. Genauso wenig wirkte Bewegung. Die armen Hebammen mussten wirklich Geduld beweisen! Denn auch am Mittag war noch kein Kind in Sicht. Und ich wurde allmählich müde. Also sollte Lachgas helfen, die Schmerzen etwas zu lindern und mir Ruhe zu gönnen. Eigentlich keine schlechte Überlegung. Wenn mir von dem Zeug nicht übel geworden wäre. Und wie! Einzelheiten möchte ich Euch an dieser Stelle ersparen.
Am Ende ist alles vergessen
Aber was jetzt tun? Die Hebamme ließ mir keine andere Wahl: Ich sollte eine PDA bekommen. Na gut, dachte ich, wenn das denn sein muss. Aber es lief ja an diesem Tag sowieso nicht alles glatt, also wurde sie natürlich falsch gesetzt. Es passierte mal wieder: nichts. Die PDA wurde also neu gesetzt und ich konnte mich nach eineinhalb Tagen voller Aufregung ein paar Minuten erholen. Ein paar Minuten, in denen ich Globuli bekam, um die Presswehen endgültig einzuläuten und endlich, endlich, endlich, nach etwa 36 Stunden: Das Kind kommt!
Als ich merkte, dass es wirklich nicht mehr weit entfernt ist, mobilisierte ich alle Kraft für den „Endspurt“. Und der dauert dann noch einmal eine halbe Stunde. Nach meinem letzten „Ich kann aber wirklich nicht mehr, ich schaff das nicht!“, schaffte ich es doch und konnte nach vier verschiedenen Geburtspositionen, völlig verausgabten Hebammen und einem unendlich glücklichen und geduldigen werdenden Papa an meiner Seite endlich unseren Sohn im Arm halten. Schreiend, schmierig, verknirscht, aber das Schönste, was einem passieren kann. Und auf einmal waren alle Strapazen in Luft aufgelöst und vergessen. Denn dieses kleine Wunder ist jede einzelne Sekunde davon wert gewesen!