Buggys mit drei Rädern heißen oft „Jogger“. Doch nicht jeder als Jogger bezeichnete Kinderwagen ist tatsächlich für das schnelle Laufen geeignet! Hier gibt es strenge Richtlinien der EU. Wenn Du mit dem Kinderwagen sportlich unterwegs sein möchtest, sollte Dein Baby mindestens 12 Monate alt sein. Vorher ist die Wirbelsäule dafür einfach noch nicht geeignet. Der Buggy selbst muss eine Sportzulassung haben, zuverlässig geradeaus laufen, stabil und leicht sein – und Deinem kleinen Schatz zu jeder Zeit Sicherheit bieten.
Aber mit welchem Wagen kannst Du bedenkenlos joggen gehen? Das erkläre ich Dir hier.
Das braucht ein Wagen zum Joggen:
- Sport-Zulassung (steht in der Bedienungsanleitung)
- Hand- und Feststellbremse
- Leichter Rahmen
- Drei große, federnde Reifen
- Ein feststehendes/feststellbares Rad vorne
- Langer Radstand
- Höhenverstellbarer Schieber
- 5-Punkt-Sicherheitsgurt für Dein Kind
- Hohe, verstellbare Rückenlehne
- Ausklappbares Verdeck
Mit welchem Kinderwagen kann man joggen gehen? Mit einem zugelassenen!
Grundsätzlich verbietet die Europäische Union Norm EN 1888:2012 das sportliche Laufen mit einem Kinderwagen. Deshalb steht in den Bedienungsanleitungen auch oft sowas wie „Dieses Erzeugnis ist nicht geeignet zum Joggen oder Skaten.“
Ausnahme: Der Kinderwagen besteht einen Sicherheitstest – genauer: den „GS-Prüfgrundsatz für Kinderwagen zur sportlichen Nutzung“. Der TÜV hat in einer Sportlichkeitsprüfung Standards dafür entwickelt. Der Test simuliert die Bedingungen, die beim Joggen entstehen, und bewertet die Auswirkungen.
Geprüft wird unter anderem, ab wie viel Grad Neigung der Wagen umkippt. Das ist wichtig, wenn der Boden zum Beispiel uneben ist oder jemand an den rollenden Kinderwagen stößt. Es gibt auch einen Laufbandtest, der die Lebensdauer bzw. die Auswirkungen auf das Material testet.
Höhere Belastung als beim Spazierengehen
Denn natürlich ist der Kinderwagen beim Joggen einer anderen Belastung ausgesetzt, als beim normalen Spazierengehen. Deshalb darf hier trotz der hohen Anforderungen an Bremse, Räder, Gestell etc. nichts schnell verschleißen.
Blick in die Bedienungsanleitung gibt Auskunft
Achte bei der Auswahl also darauf, dass der Kinderwagen tatsächlich zum Joggen zugelassen ist. Das steht dann auf jeden Fall in der Bedienungsanleitung. Beispiele für solche Sport-Kinderwagen sind:
TÜV-Zulassung für schnelles Joggen
Diese Wagen haben eine TÜV-Zulassung für schnelles Joggen und sogar für Inlineskaten. Außerdem besonders beliebt zum Joggen: Der Thule Urban Glide 2+.
➔ Hier geht es zu Jennifers großem Salsa Run-Test.
➔ Lies in Julias Test-Beitrag alles über den TFK Mono 2.
Der Kinderwagen muss in der Spur bleiben
Beim Joggen hast Du normalerweise die Arme angewinkelt und bewegst beide. Mit einem Kinderwagen geht das nur eingeschränkt. Du kannst zwar beide Hände am Lenker halten und den Wagen während des Laufens die ganze Zeit vor Dir herschieben: Das wird aber auf Dauer ganz schön anstrengend. Außerdem kann es gut sein, dass Du bald keine Lust mehr hast – denn das ist auf Dauer gegen den natürlichen Laufrhythmus.
Jogge etwas versetzt zum Kinderwagen. Oder gib ihm immer wieder einen kleinen Schubs. Wenn der Untergrund eben ist, kannst Du dann fünf bis sechs Schritte hinterherlaufen. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Kinderwagen immer geradeaus weiterfährt und nicht schlingert.
Dafür sorgen
- die 3 Räder (2 hinten, 1 vorne) und
- ein langer Radstand (das ist der Abstand zwischen dem vorderen und den hinteren Rädern).
Der Schieber sollte sich in der Höhe verstellen lassen, damit er genau auf Deine Körpergröße passt. Die Höhe zwischen Bauchnabel und Hüfte ist die optimale Position.
Leichtgewicht mit Hand- und Feststellbremse
Ein Kinderwagen, den man zum Joggen benutzen kann, sollte leer auf jeden Fall unter 15 kg wiegen. Wenn Dein kleiner Schatz Platz nimmt, kommen nämlich noch einige Kilo an Gewicht dazu. Ideal sind deshalb Wagen mit Alurahmen. Je leichter der Rahmen, desto leichter kannst Du den Wagen auch um Kurven lenken.
Hohe Geschwindigkeit = schwierigeres Bremsen
Eine Handbremse ist ein Muss! Denn Du solltest in der Lage sein, den Kinderwagen während der Fahrt schnell zu stoppen – vor allem bergab! Unterschätze dabei nicht die Physik: Der Buggy ist durch die Geschwindigkeit beim Joggen deutlich schwerer zu bremsen als bei normalem Tempo.
Deshalb muss die Handbremse die Räder schnell zum Stehen bringen. Außerdem schonst Du auch bei nur leichtem Gefälle mit einer Handbremse Deine Armmuskeln.
Feststellbremse bei abschüssigem Gelände
Ideal ist es, wenn Du mit dem Bremshebel auch die Feststellbremse betätigen kannst. Das ist nicht nur bei abschüssigem Gelände nützlich, sondern auch bei Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln – falls Du mit Bus und Bahn zu Deiner Joggingstrecke fahren möchtest.
Manche Jogging Kinderwagen, wie zum Beispiel der Burley Kinderjogger Solstice, haben zusätzlich eine Schlaufe für das Handgelenk. Dadurch hast Du immer Kontakt zum Wagen – auch, wenn Du ihn kurz loslässt.
Gut zu wissen: Die Schlaufe ist übrigens nicht am Schieber, sondern möglichst tief am Wagen befestigt – zum Beispiel an der Hinterachse. Sonst besteht die Gefahr, dass er leichter umgerissen wird.
Gefederte Reifen schützen Dein Baby vor Erschütterung
Im Vergleich zur normalen Spazierfahrt ist Dein Baby während Du joggst einem höheren Druck ausgesetzt. Wir Erwachsenen haben eine geschwungene Wirbelsäule, die wie ein Stoßdämpfer am Auto Erschütterungen abfedert.
Joggen mit Baby erst im Sitzalter
Dein kleiner Schatz hat das in den ersten Lebensmonaten noch nicht und auch noch keine starken Rückenmuskeln. Babys haben anfangs einen runden Rücken. Gehe deshalb erst mit Deinem Baby joggen, wenn es sich alleine hinsetzen kann und stabil sitzt.
Ab wann Du nach der Geburt wieder joggen gehen kannst, erklärt Expertin Simone Dir in diesem Beitrag.
Große Luftreifen für ein ruhiges Fahrgefühl
Kinderwagen zum Joggen brauchen eine extra auf die Belastung ausgelegte Federung. Zusätzlich fangen große Luftreifen die Stöße ab und schützen Dein Kind. Groß bedeutet mindestens 12 Zoll (das sind etwa 30 cm Durchmesser). Gleichzeitig sorgen große Räder dafür, dass der Wagen schön ruhig läuft.
Prüfe vor jeder Jogging-Tour den Luftdruck. Das Vorderrad sollte feststehen oder zumindest feststellbar sein, damit es bei hoher Geschwindigkeit nicht „schlackert“
Sicherheit für Dein Kind an erster Stelle
Kinderwagen, die sich zum Joggen eignen, legen ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit Deines Babys. Die Rückenlehne sollte zum Schutz um einiges höher sein als der Kopf Deines Kindes und sich in mehrere Positionen nach hinten klappen lassen. Je flacher Dein Kind liegt, desto besser verteilt sich das Gewicht auf den kleinen Körper.
5-Punkt-Gurtsystem vom TÜV geprüft
Mit einem 5-Punkt-Sicherheitsgurt sitzt Dein Schatz auch dann noch sicher, wenn Du plötzlich stark bremsen musst. Deshalb halten die Gurte bei Kinderwagen mit der Sport-Zulassung vom TÜV eine hohe Gewichtskraft aus.
Richtiges Anziehen ist ein Muss
Denk auch daran, dass Dein kleiner Liebling beim Joggen dem vollen Fahrtwind ausgesetzt ist. Darum sind nicht nur die richtige Kleidung (Mütze, Sonnenbrille, Jacke, Handschuhe) und gegebenenfalls Sonnencreme wichtig – sondern auch ein großes, aufklappbares Verdeck am Buggy.
Faustregel für Dich: Je jünger Dein Baby, desto
- kürzer soll die Laufstrecke sein (aber immer nur maximal 1 Stunde),
- flacher muss es liegen, um den Druck besser zu verteilen,
- besser ist es, auf ebenen Wegen wie Asphalt zu laufen.
Fazit: Mit welchem Kinderwagen kann man joggen gehen
Kinderwagen zum Joggen müssen ganz andere Belastungen aushalten als Alltags-Kinderwagen. Sie werden deshalb einigen Tests unterzogen. Ob sich der Kinderwagen explizit zum Joggen eignet, steht immer in der Gebrauchsanleitung.
Ein wirklich sehr schön recherchierter Beitrag. Man sollte aber auch erwähnen wie wichtig die geeigneten Klamotten für die Kleinen sind.
Oftmals vergisst man vor lauter Anstrengung das ein Kind vorne Sitzt :-D. Dieser ist den Witterungseinflüssen ausgesetzt. Der Blickkontakt fehlt und wir können schlechter einschätzen ob z.B. die Sonne auf das Kind knallt.
Einen großen Lob für diesen Beitrag
Vielen Dank!
Ja – das ist absolut wichtig, dass man auch an die richtige Kleidung bzw. Sonnenschutz für das Kind denkt!
Danke für diese Ergänzung.