Heute möchte ich mit Euch ein paar Informationen und Gedanken zum Thema Moxibustion oder kurz „Moxen“ in der Schwangerschaft teilen. Was Moxen ist, warum es in der Schwangerschaft – insbesondere bei einer Beckenendlage (BEL) gemacht wird – und was ich persönlich davon halte: Darum soll es heute in diesem Artikel gehen.
Moxen in der Schwangerschaft: Alternative Therapie bei BEL und Geburtsstillstand
Unter Moxibustion versteht man eine Behandlung aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), ähnlich der Akupunktur.
In der Schwangerschaft wird Moxibustion meist dazu eingesetzt, ein Kind, das in Beckenendlage (also mit dem Popo unten) liegt, in Schädellage zu drehen.
Auch unter der Geburt kann Moxibustion eingesetzt werden, z.B. bei Fehleinstellungen wie dem hohen Geradstand – der in der Klinik oft mit dem Begriff „Geburtsstillstand“ kommuniziert wird.
Moxen in der Schwangerschaft: Das Wichtigste in Kürze
Moxibustion bei Schwangeren…
- Wird in der 33./34.SSW gemacht.
- Dauert 10-20 Minuten pro Termin.
- Sollte nur von geschultem Fachpersonal ausgeführt werden.
- Kann alle 2-3 Tage gemacht werden.
- Ist eine relativ sanfte Möglichkeit, dem Baby beim Finden der richtigen Position zu helfen.
- Hat keine schwerwiegenden erfassten Nebenwirkungen.
- Wird von den meisten Kassen nicht übernommen.
- Hat maximal eine 50% Chance, dass das Kind sich dreht.
Moxen in der Schwangerschaft: So funktioniert’s
Ich persönlich kenne in der Schwangerschaft in erster Linie die Verwendung von Moxazigarren, theoretisch gibt es aber auch Moxa-Hütchen oder -Kegel. Dabei wird getrockneter Beifuß unterschiedlich fein verarbeitet und dann in die entsprechende Form gebracht.
- Die Moxa-Zigarre wird an einer Seite angezündet und zum Glimmen gebracht.
- Mit der Wärme wird dann ein Akupunkturpunkt an der Außenseite des kleinen Zehs stimuliert. Die Zigarre berührt den Zeh dabei natürlich nicht!
- Meistens dauert die Behandlung etwa 10-20 Minuten und wird alle 2-3 Tage durchgeführt.
Moxen: Alle Deine Fragen beantwortet
Im Folgenden habe ich Dir alle weiteren Fragen & Antworten rund ums Moxen in der Schwangerschaft aufgelistet.
➔ Wie wirkt das Moxen auf das Baby?
Die Erwärmung des Akupunkturpunktes in Kombination mit dem Geruch des Beifußes soll das Baby zur Drehung anregen. Tatsächlich berichten viele Schwangere über stärkere Kindsbewegungen während oder kurz nach der Moxibustion.
➔ In welcher Position wird gemoxt?
Im Kreißsaal wird oft in Knie-Ellenbogen-Lage oder im Vierfüßlerstand gemoxt. Ich kenne aber auch Kolleginnen, die die Schwangere in Seitenlage oder halb sitzend moxen.
➔ Wer darf bei Schwangeren moxen?
Die Moxibustion kann von einer geschulten Hebamme, einem Arzt oder auch von einem Heilpraktiker durchgeführt werden.
➔ Wann ist der ideale Zeitpunkt zum Moxen?
Normalerweise wird die Moxibustion etwa in der 33.-34. bis zur 36. SSW durchgeführt. In dieser Woche ist das Baby meistens mit dem Popo noch nicht richtig tief ins Becken gerutscht und kann sich aufgrund seiner Größe und der Fruchtwassermenge noch ganz gut bewegen und drehen.
Darüber hinaus bestünde dann, wenn die Moxa-Therapie keinen Erfolg zeigt, noch die Möglichkeit, es mit einer äußeren Wendung zu versuchen.
➔ Gibt es Statistiken zur Erfolgsquote beim Moxen?
Ich habe für diesen Artikel wirklich viel recherchiert und die unterschiedlichsten Zahlen gefunden. Die Website „Medizinfo“ gibt ohne konkrete Quellenagabe ein Erfolgsquote von 30-40% an.
In nahezu allen Artikeln rund um das Thema Moxen in der Schwangerschaft wird außerdem eine wissenschaftliche Studie der Uni Mannheim zitiert, in deren Rahmen sogar eine Erfolgsquote von 50% ermittelt wurde. Allerdings findet man diese Studie im Netz nicht im Original.
Generell ist aber das Erstellen einer ordentlichen Statistik in diesem Zusammenhang vermutlich schwierig. Im Grunde bräuchte man eine Vergleichsgruppe mit „identischen“ Schwangeren, bei denen nichts getan wird. Also Schwangere, die gleich groß, gleich alt mit gleicher Beckenform gleich große Kinder im Bauch haben und eben nicht gemoxt werden. Das gibt es aber nunmal nicht, zumal die Menge an Schwangeren, die sich zum Moxen entscheiden, meiner Erfahrung nach in den letzten Jahren auch eher abgenommen hat.
➔ Werden die Kosten für das Moxen von der Krankenkasse übernommen?
In der Regel werden die Kosten für die Moxibustion nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Generell macht eine Anfrage bei der Krankenkasse in meinen Augen aber trotzdem immer Sinn, einfach auch, um den Versicherungen zu zeigen, dass die Nachfrage nach alternativen Heilmethoden steigt. Die Kassen könnten im Endeffekt ja sogar Geld sparen, wenn beispielsweise eine Frau dann dank dem gedrehten Kind spontan entbindet und keinen Kaiserschnitt benötigt.
Bei privaten Krankenversicherungen kommt es immer auf den jeweiligen Vertrag an. Hier übernehmen durchaus manche die Kosten für Akupunktur, Homöopathie oder TCM. Allerdings kann man das pauschal nicht sagen – deshalb werden die meisten Hebammen vermutlich eine private Rechnung stellen, die Du hinterher bei der Kasse einreichen kannst.
➔ Gibt es Risiken oder unerwünschte Nebenwirkungen beim Moxen?
Ich persönlich würde behaupten, dass alles, was eine Wirkung erzielt, auch eine Nebenwirkung haben kann.
- Der Geruch von Beifuß ist relativ prägnant und obwohl er eher entspannende Wirkung haben soll, gibt es immer mal wieder Schwangere, die durch den Geruch Kopfschmerzen oder Übelkeit bekommen können.
- Wie ich bereits zu Anfang erwähnt habe, werden durch die Stimulation des Punktes am kleinen Zeh Kindsbewegungen angeregt. Diese können zu Veränderungen am CTG führen (v.a. zu einer Tachykardie – also einer zu hohe Herzfrequenz beim Baby oder auch zu einem saltatorischen CTG, bei der die Schwankungsbreite von einem Herzschlag zum anderen zu hoch ist). Dieser Effekt ist meistens nach einigen Stunden wieder vorbei. Aus diesem Grund wird in manchen Kliniken ein CTG vor und nach dem Moxen empfohlen, was dann natürlich wieder mit einem höheren Zeitaufwand für Dich verbunden ist, den Du einplanen solltest. Inwieweit Heilpraktiker oder Ärzte, die TCM praktizieren, die Möglichkeit haben, ein CTG zu schreiben, solltest Du im Vorfeld klären, wenn Dir da eine Kontrolle wichtig wäre.
- Theoretisch können diese vermehrten Kindsbewegungen auch zu einer Nabelschnurumschlingung beitragen, denn wenn das Kind sich stark bewegt oder gar zu einer Drehung ansetzt, kann es immer sein, dass es sich irgendwo in der Nabelschnur verheddert. Dieses Risiko gibt es aber immer, denn Kindsbewegungen werden auch durch andere äußere Reize wie z.B Musik, Lärm oder Bewegung verstärkt. Insofern würde ich mir da keine allzu große Sorgen machen!
Meine persönliche Meinung zum Moxen
Meine Meinung als Hebamme hat sich in den Jahren meiner beruflichen Tätigkeit ein bisschen verändert. Denn ich vertrete zunehmend die Meinung, dass viele wirklich potente Therapiemöglichkeiten aus der Pflanzenheilkunde oder der Traditionell Chinesischen Medizin nach dem Motto „hilft’s nix, schad’s nix“ falsch oder nicht fachgerecht eingesetzt werden.
Beim Moxen habe ich das tatsächlich oft so erlebt, dass das im Prinzip jeder einfach irgendwie macht, ohne im eigentlichen Sinne richtig geschult zu sein. Auch eine ordentliche Aufklärung der Schwangeren erfolgt meistens nicht, eben weil es nicht einmal richtige Standards gibt. Beispielsweise die Überwachung der kindlichen Herztöne (wann, wie lange, ob überhaupt) handhabt jeder, wie er mag.
Was ebenfalls zu bedenken ist, ist, dass eine Drehung alleine ja nicht heißt, daß das Kind dann auch wirklich spontan (oder vaginal) geboren wird. Ähnlich wie bei einer äußeren Wendung fände ich hier nicht nur die Zahl derer interessant, bei denen das Kind sich dreht. Vielmehr müsste doch in die Statistik einfließen, wie viele der Babys dann tatsächlich auch „normal“ auf die Welt kommen. Dazu konnte ich aber leider keinerlei Zahlen finden.
Heute sehe ich das Moxen ein wenig kritischer als früher. Ich fände es wichtig, gerade auch im Bezug auf „Nebenwirkungen“ genauer nachzuforschen. Da ist mir die Datenlage ein bisschen zu dünn, um wirklich eine Empfehlung aussprechen zu können.
Und ich höre auch immer wieder mal von Frauen, die einfach daheim nach Anleitung aus dem Internet alleine ihr Kind moxen, weil „man da ja quasi nichts falsch machen kann“. Das sehe ich ebenfalls eher kritisch.
Fazit
Wenn Du einen erfahrenen Heilpraktiker oder eine Hebamme an Deiner Seite hast, der bzw. dem Du vertraust, dann denke ich: Moxen ist eine gute, nicht invasive Möglichkeit, Dein Baby zum Umdrehen zu überreden.
Aber ich persönlich finde es wichtig, sich klar zu machen, dass es doch trotzdem noch einmal etwas anderes ist, als mit einer Taschenlampe über den Bauch zu fahren oder eine Spieluhr aufs Schambein zu legen. Schließlich würdest Du Dich ja auch nicht von jemandem akupunktieren lassen, der keinerlei Ausbildung in diesem Bereich hat.
Informiere Dich am Besten im Vorfeld selber und suche Dir einen Therapeuten, der Moxen wirklich gelernt hat und höre auch auf Dein Bauchgefühl. Wenn es sich richtig, gut und sicher anfühlt, ist es das auch ;-)
1997 hat man im Weilburger Krankenhaus an meinen Füßen Moxibustion (moxen) mehrere Male ausprobiert. Jedesmal hat sich mein Sohn gedreht und lag somit nicht mehr in Beckenendlage. Leider hat es unter der Geburt nicht mehr geklappt. Zum Glück, wie sich herausstellte hatte sich eine Wucherung an der Gebärmutter gebildet und es mußte ein Kaiserschnitt gemacht werden.
Danke für diese gute Ausführung über das Moxen. Darf ich noch ergänzen?
Aus meiner Praxis-Erfahrung (24järigen Shiatsu-Körpertherapie, zusätzliche Spezialausbildung für Schwangerschaft und Geburt):
Die Stimmulierung von BI 67 durch Moxen oder Akupunktur, ist zum Wenden aus der Beckenendlage nur bedingt wirksam. Shiatsu ist die große Schwester der Akupunktur und orientiert sich an dem funktionellen Zusammenspiel von faszialem und funktionellem Reflex bei emotionalen, mentalen und psychosozialen Stimuli. Einfach gesagt: das Baby und die Mutter sollten sich gemeinsam in die gleiche Richtung wenden. Eben nach innen und nach unten. In den meisten Fällen von BEL ist die Mutter zu sehr OBEN im Denken oder in Emotionen oder noch höher im spirituellen Resonanzraum gebannt. Durch das langsame nach innen und hinunterbegleiten bei der Shiatsubehandlung, wird die Barriere spürbar weich, die Schultern gleiten im besten Fall nach unten, das Zwerchfell wird geschmeidig, Ahhhh, das Kiefer locker…..besonders das Konzeptionsgefäss (Mittellinie vom Brustraum über den Bauch zum Uterus, sollte eine verbundene Qualität ohne tastbare Verdichtungen oder Dellen aufweisen. Die Herz-Uterus Verbindung nährt das Baby physisch (Blutversorgung) und psychisch (Mama ist mir körperlich emotional und mental zugewandt) Den Bauch und damit das Baby immer wieder angreifen, nach innen mit den Händen horchen, ins Becken genüsslich runterrutschen, auf dem Popsch ohne zusammen zwicken, genüsslich sitzen und sich zurücklehnen, sind notwendige Daseinsqualitäten, die das Mutter-Kind-Team für das Projekt Geburt ideal vorbereitet.
Bl 67 ist der Endpunkt des Blasenmeridians der beim inneren Augenwinkel beginnt. In der Praxis arbeite ich vom Kopf bis Zeh Millimeter für Millimeter je nach Spannungszustand, begleitend nach unten um diesen Zustand des in sich daheim seins spürbar zu machen. Dann ist die Frau sichtbar verzaubert und glücklich das Baby und sich ganz anders wahrzunehmen. Tiefe gelassene Atemzüge, mehr Bauchraum zum drehen, weniger Spannungsstress für Beide.
Die alleinige Stimulierung einzelner Punkte kann Mutter wie Kind zu schnell gehen und Stress erzeugen weil es nicht um Manipulation geht, sondern um wesentliche Prozesse die die Mutter anleiten soll, das neue Leben aus sich heraus, aus der Gelassenheit heraus zu gestalten. Ich wünsch allen diesen wunderbaren Einlassprozess glücklich zu erleben.