Einige Jahre vor meiner Schwangerschaft wurde bei mir eine Histaminintoleranz diagnostiziert. Woher diese Enzymschwäche kam, konnte mir lange Zeit niemand sagen. Auch, warum sie während der Schwangerschaft und Stillzeit wie weggeblasen war, verstand ich lange nicht. Vor einigen Wochen stieß ich durch Zufall auf einen Erfahrungsbericht über den Zusammenhang von Histaminintoleranz und Östrogendominanz. Also ließ ich einen Speicheltest machen – und weiß seitdem, dass ich auch unter einer Östrogendominanz leide.
Was das genau ist und wie Östrogendominanz und Kinderwunsch zusammenhängen, erfährst Du im Folgenden.
Was ist eine Östrogendominanz?
Von einer Östrogendominanz spricht man, wenn das Verhältnis der weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen im Körper nicht stimmig ist. Bei einem ausgeglichenen Hormonhaushalt ist das Verhältnis etwa 1:100 bis 1:200. Bei mir beträgt es lediglich 1:53. Während einzeln betrachtet sowohl genügend Östrogen, als auch genügend Progesteron in meinem Körper vorhanden ist, stimmt das Verhältnis der beiden zueinander nicht. Feststellen kann eine Östrogendominanz ein Endokrinologe, also ein Arzt, der auf Hormone spezialisiert ist. Wenn Du diesen Weg scheust, kannst Du auch, so wie ich, einen eigenen Test in Auftrag geben. Das Set dafür kannst Du ganz einfach online kaufen. Zu Hause entnimmst Du dann nach der Anleitung am vorgegebenen Tag Speichel und schickst ihn ein. Das Ergebnis wird zu Dir nach Hause geschickt.
Doch wie bin ich eigentlich auf die Idee gekommen, dass bei mir eine Östrogendominanz vorliegen könnte? Wie äußerst sich diese und welche Symptome einer Östrogendominanz gibt es? Die Liste ist lang, weil fast jede Zelle im Körper und damit jedes Organ von Hormonen beeinflusst wird.
Hieran kann man Östrogendominanz erkennen
- PMS (Prämenstruales Syndrom), d.h. Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen vor der Regelblutung
- Gemütsveränderungen wie Ängste, Reizbarkeit, Depressionen
- Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten
- Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Hitzewallungen
- Zyklusstörungen und -unregelmäßigkeiten jeder Art
- Zyklen ohne Eisprung, Unfruchtbarkeit
- Beschwerden der Fortpflanzungsorgane
- mangelnde Libido
- Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenstörungen, Blutzuckerstörung
- Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, vermehrtes Bauchfett
- Hautprobleme, Haarausfall
- beschleunigtes Altern, graue Haare, Osteoporose
- Gelenkbeschwerden
- Störungen des Immunsystems
Östrogendominanz und Kinderwunsch
Gravierende Auswirkungen hat das Verhältnis der Geschlechtshormone auf den Zyklus und die Fruchtbarkeit einer Frau. Denn Östrogen stimuliert den Eisprung und regelt den Zyklus. Doch sobald die Eizelle (möglicherweise) befruchtet ist, also in der zweiten Zyklushälfte, geht der Östrogenspiegel zurück und das Gelbkörperhormon Progesteron dominiert. Progesteron regt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an und bereitet sie auf die Einnistung der Eizelle vor. Sie verhindert auch einen neuen Eisprung und das Einsetzen der Regelblutung, mit der die Gebärmutterschleimhaut samt Eizelle abgestoßen würde. Vereinfacht gesagt ist also das Progesteron zuständig für die Aufrechterhaltung und den positiven Verlauf einer Schwangerschaft.
Wenn sich nun zu wenig Progesteron und zu viel Östrogen im Körper einer Frau befindet, wie häufig bei einer Östrogendominanz, wird die Eizelle zwar möglicherweise befruchtet, aber in der 6. oder 7. Schwangerschaftswoche setzt eine Blutung ein und die Schwangerschaft wird vorzeitig beendet. Vorbeugen kann man diesem frühen Schwangerschaftsabbruch durch eine Progesteronsubstitution in der zweiten Zyklushälfte, sodass sich die Eizelle einnisten kann. Je nach Grad des Progesteronmangels kann auch eine generelle Behandlung sinnvoll und notwendig sein. Diese sollte aber immer mit einem Facharzt abgestimmt werden.
Ursache für Östrogendominanz: Pille, Wechseljahre und Umweltfaktoren
Die genaue Ursache für eine Östrogendominanz ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Eine Östrogendominanz in den Wechseljahren ist relativ häufig und auf das natürliche Nachlassen der Sexualhormone zurückzuführen. Wenn schon vorher eine Östrogendominanz diagnostiziert wird, kann das durch äußere Faktoren verursacht worden sein. Als großer Risikofaktor zählt die Pille. Sie führt dem Körper dauerhaft hohe Dosen an künstlichem Östrogen zu und bringt so den Hormonhaushalt durcheinander. Auch andere Medikamente oder Dauerstress können zu einem Ungleichgewicht der Geschlechtshormone führen. Zusätzlich kommen Östrogene oder östrogenähnliche Stoffe (Xenoöstrogene) vermehrt in unserer Umwelt und unseren Nahrungsmitteln vor. Unser Körper nimmt sie auf und sie docken an den Östrogenrezeptoren an.
Östrogendominanz behandeln
Um eine diagnostizierte Östrogendominanz zu behandeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auch in verschiedenem Maße in die natürlichen Regulierungsvorgänge im Körper eingreifen:
- Zunächst kann man versuchen, begünstigende Faktoren aus dem Umfeld und der Ernährung auszuschalten. Denn manche Lebensmittel, zum Beispiel Alkohol, Hopfen und Malz, fördern die Östrogenbildung. Eine Östrogendominanz beim Mann ist daher manchmal auf übermäßigen Bierkonsum zurückzuführen. Auch kann es passieren, dass der Körper Stoffe wie Mikroplastik (Xenoöstrogen) aus Kosmetika und Nahrungsmitteln aufnimmt, die im Körper den Östrogenspiegel ansteigen lassen. Hier hilft eine achtsame Ernährung und ein Verzicht auf ein Übermaß an kosmetischen Substanzen.
2. Weiterhin kann es helfen, hormonähnliche pflanzliche Substanzen in die Ernährung einzubauen und so dem hormonellen Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Diese Pflanzen, z.B. die Yamswurzel, enthalten zwar kein Progesteron, aber Stoffe, die teilweise an dieselben Rezeptoren andocken können. So kannst Du die Symptome lindern, ohne in direkt in den Hormonhaushalt einzugreifen:
- Mönchspfeffer
- Schafgarbe
- Wilder Yams
- Passionsblume
3. Weiterhin gibt es Nahrungsergänzungsmittel und Cremes, für die pflanzliche Stoffe – überwiegend wilde Yams – chemisch so verändert wurden, dass sie dieselbe Struktur wie natürliches Progesteron haben. Dabei handelt es sich um sogenannte humanidentischen Hormone (Naturidentisches Progesteron).
4. Wenn all diese Maßnahmen zu keiner Verbesserung führen, gibt es noch die Möglichkeit, synthetisch hergestellte Hormonpräparate, meist als Creme, anzuwenden. Dabei werden dem Körper Substanzen zugeführt, die fast genau den menschlichen Hormonen entsprechen. Durch ein abgewandeltes Molekül halten sie sich länger im Körper und haben dadurch eine sehr starke Wirkung – allerdings auch mehr mögliche Nebenwirkungen.