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Papa in Elternzeit


Das Thema Elternzeit ist besonders für (junge) werdende Eltern ein wichtiges und kompliziertes Thema. In den letzten Jahren wird auch das Modell immer beliebter, bei dem die Papas auch eine Auszeit vom Job nehmen.

In den allermeisten Fällen bleibt der Papa zwei Monate zu Hause. Genau diese zwei Monate,  um die sich die Zahlung des Elterngeldes verlängert, wenn sich beide Elternteile dazu entschließen, in Elternzeit zu gehen. Ich, Pappa_franz, hab das anders gemacht ;)

Aber von vorn: Elternzeit können beide Elternteile ab dem Tag der Geburt nehmen, mehr dazu kannst Du beim Bundesfamilienministerium nachlesen. Jedes Elternteil hat einen Rechtsanspruch darauf. Sie ist flexibel gestaltbar von 2 Monaten bis 3 Jahren und man hat Anspruch auf einen Lohnersatz, der je nach Lohnhöhe einen bestimmten Prozentsatz des letzten Netto-Einkommens beträgt. Genauere Angaben findet Ihr im Ratgeber zum Elterngeld.

So weit, so kompliziert.

Ich erfuhr im zarten Alter von 19 Jahren, dass ich Papa werde. Für meine Freundin und mich war das anfangs ein Riesenschock, wir wussten erstmal nicht, wie wir damit umgehen sollten. Ich befand mich im zweiten Semester meines Studiums, meine Freundin im letzten Jahr ihrer Berufsausbildung. Die Regeln an der Berufsschule waren streng. Maximal 20 Fehltage im Jahr darf man haben, egal ob schwanger, krank oder unentschuldigt. Hat man mehr, wird man nicht zur Prüfung zugelassen und muss von vorn anfangen.
Wir informierten uns also umfassend. Ließen uns in Familienzentren beraten, waren beim BaföG-Amt, beim Jobcenter, beim Landratsamt in der Elterngeldstelle und jeder erzählte uns etwas anderes.

Was wir aber relativ schnell gecheckt haben war, dass es bei mir viel flexibler zu handhaben ist als bei Anna. Also informierte ich mich mehr über das Thema „Studium mit Kindern“. Ich war bei der Gleichstellungs-und Familienbeauftragten meiner Hochschule, habe mich mit anderen Eltern ausgetauscht und letztendlich haben wir beschlossen, dass es für uns das Beste ist, wenn ich mit Emil zu Hause bleibe und Anna dafür ihre Ausbildung beenden kann.

Sale

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Gut geplant ist halb gewonnen!

Wir haben also alles entsprechend in die Wege geleitet. Anträge gestellt, mit Dozenten gesprochen, die Leiterin der Berufsschule eingebunden und einen Fahrplan erstellt, der auch Eventualitäten berücksichtigt. Anna hatte in ihrer Klasse tolle Freundinnen, die unseren Entschluss nachvollziehen konnten und gleich versprachen, uns zu unterstützen. Als Anna wegen frühzeitiger Wehen im Krankenhaus liegen musste, brachten sie ihr Unterrichtsstoff, Hausaufgaben und hielten sie einfach auf dem Laufenden. Anna half das sehr. Ich bereitete in der Zeit meiner Pause weiter das Studium vor. Ich lernte für die Prüfungen im Januar (Emils Geburtstermin war der 3.1.13), plante das restliche Semester. Währenddessen besorgten wir uns die nötige Ausrüstung, damit alles für den kleinen Mann fertig ist. Bettchen, Fläschchen, Sauger, Milchpumpen, einen Kinderwagen natürlich. Alles, was so dazugehört.
Wir wollten alles so gut machen, wie nur möglich. Dabei brauchten wir einige Zeit, um uns im Dschungel der Babyartikel zurechtzufinden.

Für uns war es ein Abenteuer, dessen Ausgang wir nicht kannten – ein Experiment gewissermaßen. Wir hatten kein Beispiel oder Vorbild im näheren Familien- oder Freundeskreis. Wir haben uns immer wieder gesagt: „Wenn wir das schaffen, kann uns keiner irgendwelche Vorwürfe machen.“ Es sollte einfach nicht passieren, dass wir uns den immer gleichen Vorwürfen ausgesetzt fühlen müssten, von wegen wir würden auf Kosten der Gesellschaft leben, nicht für unsere Familie sorgen können usw.

Reaktionen in unserer Umwelt

Spannend waren die verschiedenen Reaktionen unserer Umwelt auf die Entscheidung. Annas Freundinnen verstanden es sehr gut und zollten uns Respekt, diesen Weg zu gehen. Unsere Familienmitglieder waren erst skeptisch, versprachen dann aber, uns so gut es geht zu unterstützen, was sie auch taten und wofür wir auch unendlich dankbar waren.

Ein Teil unserer Kritiker sagte, ich würde dadurch mein Studium zu sehr schleifen lassen und ohnehin solle ich doch zusehen, lieber schneller fertig zu werden, um meine Familie ernähren zu können, statt noch eine Auszeit einzulegen.
Ein anderer Teil sagte, dass ein Baby doch seine Mutter braucht und wieder ein anderer Teil sagte, dass es einfach uncool und prinzipiell Frauensache sei. Nicht nur, dass wir jung und dumm waren. Nein, ich war sogar noch ein Mann. Und einen dummen, jungen Mann kann man doch nicht alleine mit einem Baby zu Hause lassen, oder? Am Ende sollten wir eigentlich alle Bedenken und Kritiken widerlegt und ausgeräumt haben…

Wie und warum, das erfahrt ihr im zweiten von drei Teilen der Reihe „Papa in Elternzeit“… :)

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    5 Kommentare zu “Papa in Elternzeit

    1. Mein Mann ist auch einer der wenigen „Exemplare“, die komplett zwei Jahre Elternzeit nehmen. Auf seiner Arbeit mit allen Nebenwirkungen, von denen man häufig hört – mobbing etc. Ich bin dafür bei vielen anderen Müttern auf Unverständnis gestoßen, wie ich denn nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen kann.
      Es ist aber halt auch einfach eine finanzielle Frage!
      Was ich wiederum schade finde, es gibt kaum Angebote, die eine berufstätige Babymama annehmen kann, da fast alles vormittags statt findet. Wir leben egtl in einer so modernen Gesellschaft, aber hinsichtlich des nicht-klassischen EZ-Models gibt es noch viel Nachholbedarf.

    2. Klasse Artikel genau so etwas habe ich gesucht.
      Ich selber werde grade Vater mit dem Et 01.02.2017
      und bei uns steht auch die Frage im Raum ob ich mit unserem Sohn zuhause bleibe oder meine Frau.
      Ich muss sagen ich finde diese Zeit am Anfang einfach tierisch spannend. Was unser Umfeld dazu sagen würde wenn ich zuhause bleibe ist uns eigentlich egal denn Wir freuen uns einfach zu sehr :)

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