Häufig lese und höre ich von anderen Eltern nicht nur, dass ein Kind das Leben bereichern kann, sondern auch wie anstrengend und nervend die erste Zeit mit Baby ist. Die Kleinen weinen viel, schlafen schlecht, trinken oft und doch nicht genug, brauchen ständig Aufmerksamkeit. Da bleibt das eigene Leben schon mal auf der Strecke. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dieses Beklagen fast wie ein Mantra wiederholt wird und andere mit einstimmen. Aber muss das so sein?
Gestern hat eine befreundete Mama mir von den ersten Wochen mit ihrer Kleinen erzählt. Schon während ihrer Schwangerschaft hatte ihre eigene Mama ihr wieder und wieder vorgehalten, was für ein anstrengendes Kind sie gewesen sei und dass sie Monate lang nur geschrien hätte. In ihr entwickelte sich langsam so etwas wie Panik. Was, wenn ihr eigenes Kind auch so sein würde? Wie anstrengend würden die ersten Monate wirklich werden? Ihr Baby kam zur Welt und sie hatte den ganzen Tag Angst, dass sie schreien würde. Nach ein paar ruhigen Wochen fing sie auch tatsächlich an zu schreien und für meine Freundin war klar: jetzt geht der Horror los. Die nächsten zwei Monate schrie ihr Baby fast ununterbrochen. Bis die Freundin sich eines Tages dachte: „Wovor habe ich eigentlich Angst? Ich habe mich doch entschieden, Mama zu sein. Ich bin ja eh zu Hause, um für mein Baby da zu sein. Wenn sie schreien muss, dann schreit sie eben, ich halte das doch eigentlich gut aus. Sie kann ja nichts dafür, dass sie da ist. Ich wollte sie hier haben.“ Binnen weniger Tage hatte sich die Lage beruhigt und obwohl die Tochter auch weiterhin öfter mal weinte, war es viel seltener geworden und meine Freundin hatte keine Angst mehr vor den Momenten.
Genauso habe ich mich vor einiger Zeit ertappt, wie ich unreflektiert in das Gejammer über Schlafmangel, viel Geschrei und die Anhänglichkeit meines Sohnes einstimme. Doch auch ich habe erkannt, dass ich das eigentlich gar nicht möchte. Eigentlich ist die Zeit mit meinem Baby so schön und wertvoll und ich bin doch da, um mich um ihn zu kümmern. Es gibt nichts, was ich „eigentlich“ machen sollte, nichts Wichtigeres für den Moment. Babys sind so. Sie weinen, sie wollen oft trinken und schlafen nachts nicht durch. Sie brauchen ihre Eltern rund um die Uhr. Und mein Mann und ich haben uns nun mal entschieden, diese Eltern sein zu wollen und unserem Kleinen alles zu geben, was er braucht.
Wann immer ich nun Gefahr laufe, „Angst“ zu haben – Angst, dass er nachts etwas braucht, dass er nicht einschläft, wenn ich der Meinung bin, dass er jetzt schlafen sollte, wenn wir mal wieder spät dran sind, weil er noch trinken und dann sein Geschäft machen muss – atme ich tief durch, drücke meinen kleinen Engel etwas fester an mich und sage mir: „Es ist alles gut, es gibt im Moment keine wichtigere Aufgabe, als bei ihm zu sein.“
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es in 99% der Momente einfach nur schön, seine Mama zu sein.