Eine Saugglocke kommt dann zum Einsatz, wenn der Geburtsvorgang beschleunigt werden soll. In welchen Fällen die Saugglocke verwendet wird, wie das Prinzip dahinter funktioniert und vor allem welche Spätfolgen eine Saugglockengeburt haben kann, möchte ich Dir gerne in diesem Artikel erklären.
Was ist eine Saugglockengeburt?
Eine Saugglockengeburt nennt man auch Vakuum-Extraktion. Hierbei holt das Ärzte-Team Dein Baby mit einer Saugglocke auf die Welt. Diese besteht aus einer kleinen Schale, meistens aus Metall oder Silikon, welche mit einer Pumpe verbunden ist. Das Baby befindet sich im Geburtskanal, der Arzt oder die Ärztin setzt nun die Glocke am Köpfchen an. Jetzt muss er / sie darauf achten, mit der Pumpe nur das Köpfchen angesaugt wird. Der Unterdruck wird dabei manuell erzeugt. Schließlich überprüfen die Fachleute (mit einem Probezug), ob die Saugglocke tatsächlich festsitzt.
Ist das der Fall, ziehen sie das Kind mit der nächsten Wehe vorsichtig bis zum Nacken heraus. Danach wird die Saugglocke entfernt und die Geburt verläuft normal weiter.
Wenn Du mehr zum Ablauf der Saugglocken-Geburt lesen möchtest, empfehle ich Dir den folgenden Beitrag:
Wann ist eine Saugglockengeburt notwendig?
Die Saugglocke kommt dann zum Einsatz, wenn es notwendig ist, eine Geburt schnell zu beenden. Zum Beispiel, wenn:
- die Mama keine Kraft mehr zum Pressen hat oder Fieber bekommt
- die letzte Phase der Geburt sich zu lange hinzieht
- das Baby ungünstig liegt und von selbst nicht weiter in den Geburtskanal kommt
- das Baby auffällige Reaktionen von Stress zeigt (Beispiel: nachlassende Herztöne)
Wichtig ist, dass der Muttermund bereits vollständig geöffnet und die Fruchtblase gesprungen oder eröffnet ist. Das Kind muss in Schädellage liegen und mit der Saugglocke gut erreichbar sein. Zudem muss sich der Kopf Deines Babys fest im Becken befinden. Erst dann kann die Geburt mit der Saugglocke stattfinden.
Wichtig zu wissen: Saugglockengeburten sind selten! Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit mehr als 773.000 Kinder geboren, 44.394 von ihnen kamen mittels Vakuumextraktion (Saugglocke) zur Welt. Das ist ein Anteil von rund 6 %. (Quelle: Statista)
Welche Spätfolgen kann eine Saugglockengeburt haben?
Mit der Saugglocke haben Ärzte die Möglichkeit, schnell bei stockenden Geburten einzugreifen. Man sollte aber auch die möglichen Spätfolgen beachten:
Die Kopfform des Babys verändert sich
Meistens haben Kinder einer Saugglockengeburt eine Schwellung am Kopf. Sie ist so groß wie die Größe der Glocke. Immer glauben viele Eltern, dass sich die Kopfform dadurch dauerhaft verändert. Das ist nicht so! Die Schwellung ist in der Regal harmlos und bildet sich innerhalb kurzer Zeit wieder zurück. Ebenso kann eine Saugglocke Blutergüsse oder kleinere Hautverletzungen verursachen. Auch diese sind harmlos und verschwinden wieder.
Gelbsucht
Es kann passieren, dass Dein Kind nach einer Saugglockengeburt eine Neugeborenen-Gelbsucht entwickelt. Das liegt daran, dass durch die Saugglocke ein Kephalhämatom (=Blutansammlung am Kopf) entsteht. Nach der Geburt baut der Körper das Blut in diesem Hämatom wieder ab und das kann eine Gelbsucht begünstigen. Neugeborene mit Gelbsucht werden in den ersten Tagen besonders gut beobachtet. Der Abbau wird oft auch mit einer UV-Lichttherapie in einem Inkubator unterstützt. Eine Gelbsucht verläuft in den meisten Fällen unkompliziert.
Hirnblutungen
Durch den Einsatz des Unterdrucks kann es im Kopf des Babys zu Druckschwankungen kommen. Diese können Hirnblutungen verursachen. Bei Frühchen ist das Risiko erhöht, bei ihnen kommt deshalb keine Saugglocke zum Einsatz.
Erhöhtes Risiko für einen Hirntumor
Ein griechisches Ärzte-Team hat Daten des National Registry for Childhood Hematological Malignancies and Solid Tumors“ (Narechem-ST) ausgewertet. Hierbei geht es um die Faktoren für Krebserkrankungen im Kindesalter. Es wurden Daten von 203 Kindern mit der Diagnose Hirntumor mit denen von 406 Kindern im gleichen Alter ohne Krebserkrankung verglichen. Das Risiko, nach einer Saugglocken- oder Zangengeburt, einen Tumor im zentralen Nervensystem zu entwickeln, sei demnach um fast das Achtfache höher als das von Kindern, die ohne Instrumente zur Welt kamen, erklärten Wissenschaftler um Eleni Petridou in der medizinischen Fachzeitschrift „Cancer Epidemiology“. Man muss jedoch dazu sagen, dass hier erst einmal nachgewiesen werden muss, ob wirklich ein belastbarer statistischer Zusammenhang besteht.
Mögliche Spätfolgen für Mütter bei einer Saugglockengeburt
Nicht nur für Babys gibt es Risiken, auch Mütter sind unter Umständen betroffen. Für diese Art der Geburt muss häufig ein Dammschnitt durchgeführt werden. Dieser bringt oft unangenehme (Spät-)Folgen mit sich.
Oft belastet eine Geburt mit Geburtshilfe auch die Mama psychisch sehr. In diesem Fall ist es enorm wichtig, dass sie engen Kontakt mit dem entbindenden Arzt oder ihrer Hebamme pflegt. Über die Geburt sprechen, Gefühle kommunizieren und alles verarbeiten ist eine große Hilfe.