Sobald der erste Schnee liegt, zieht es die Familien nach draußen. Die Kinder lieben es, mit dem Schlitten die Hügel und Berge hinunter zu rasen. Eltern von kleineren Kindern fragen sich oft, ob ein Schlitten mit Baby bereits Sinn macht. Unter welchen Voraussetzungen das Schlittenfahren mit Säugling oder Kleinkind möglich ist und was Du beachten musst, erkläre ich Dir.
Ab wann ist ein Schlitten mit Baby möglich?
Machen wir uns nichts vor – mit einem Neugeborenen kannst Du nicht wild Schlittenfahren. Und mit ziemlicher Sicherheit willst Du das auch gar nicht. Denn die Verletzungsgefahr ist viel zu groß.
Was Du aber ab circa 6 bis 9 Monaten machen kannst, sind Ausflüge mit dem Schlitten, bei denen Du das Baby schiebst oder ziehst.
Voraussetzung: Köpfchen halten und alleine sitzen können
Dabei liegt Dein Nachwuchs warm eingepackt auf dem Schneeflitzer. Wichtig ist, dass Dein kleiner Schatz bereits alleine sitzen und sein Köpfchen halten kann. Denn selbst bei einem Spaziergang mit dem Schlitten ist die Sache nicht ganz ungefährlich.
Beachte: Ein Schlitten ist nicht gefedert und Dein Baby spürt jede Unebenheit
Das Köpfchen und der Nacken werden wesentlich weniger gestützt als im Kinderwagen. Außerdem hat der Rodel weder Kugellager noch Federung, wodurch Unebenheiten im Boden stärker auf das Baby übertragen werden.
Kleinkinder nicht alleine auf die Rodelbahn lassen
Auch bei Kleinkindern ist an ein selbstständiges Schlittenabenteuer mit langer Abfahrt noch nicht zu denken. Sie können den Rodel oder Bob nicht ausreichend steuern oder halten. Es wäre viel zu gefährlich, die Kids vor dem Schulalter alleine auf die Rodelbahnen zu lassen. Natürlich ist ein kleiner Hügel im Park in Ordnung. Trotzdem solltest Du gerade am Anfang ganz in der Nähe Deines Kindes sein, um im Notfall sofort eingreifen zu können.
Ruhige Strecken aussuchen
Kinder ab einem Jahr können mit den Eltern oder Großeltern mitfahren. Sie sollten dann bereits sicher sitzen und sich festhalten können. Je jünger der Nachwuchs, desto langsamer und sanfter sollte der Schlitten gesteuert werden.
Erst ab dem Schulalter sind Kinder in der Lage, alleine die Rodelbahn hinunterzurasen. Aber auch dann sind am besten Eltern oder andere Erwachsene vor Ort.
Typen von Schlitten: Was passt für welche Altersstufe?
Bevor du die erste Rodelfahrt mit deinem Baby unternimmst, brauchst Du erst einmal einen geeigneten Schlitten. Nicht jedes Modell ist für jede Altersgruppe geeignet. Hier findest Du passende Beispiele:
Schlitten-Typ | Altersempfehlung | Beispiel |
Schiebeschlitten | Ab 6 Monaten | Premium LINE Plus-Kinderschlitten Rawstyle *KOMBIPAKET* SCHIEBESCHLITTEN mit Rückenlehne |
Ziehschlitten mit Rückenlehne | Ab 6 Monaten | Stiga Sports Unisex Baby Cruiser |
Holzschlitten ohne Lehne | Ab 6 Jahren | Colint Davos Rodelschlitten Buche |
Plastik-Bob | Ab 3 Jahren | Skipper Lenkbob |
Popo-Rutscher | Ab 3 Jahren | Traptix®Schlitty – Robuster Poporutscher |
Bollerwagen mit Kufen | Ab 2 Jahren | Kufen für den Bollweragen Beachtrekker Life |
Holzschlitten zu schwer und unhandlich für Kleinkinder
Du kennst sicher die klassischen Holzschlitten. Meiner Meinung nach bieten sie Vor- und Nachteile. Da die Modelle normalerweise robust und stabil sind, können darauf Eltern mit ihrem Nachwuchs gemeinsam Schlittenfahren. Das ist gerade bei jüngeren Kindern sinnvoll. Allerdings ist ein Holzschlitten für die Kleinen eigentlich nicht ideal, weil sie ihn nicht gut bedienen können. Er ist zu schwer und unhandlich für Kleinkinder.
Schlitten mit Baby: Mit dem Rodel spazieren fahren
Falls nach massiven Schneefällen mit dem Kinderwagen kein Durchkommen ist, dann kannst du im Notfall auf den Schlitten zurückgreifen. Ich empfehle Dir, einen Säugling unter 6 Monaten zu tragen. Ist der Nachwuchs älter, kannst Du es mit dem Schlitten versuchen.
Fußsack und Lammfell für den Schlitten verwenden
Stelle aber unbedingt klar, dass das Kind beim Schlittenfahren sicher liegt oder sitzt. Eine weiche und gut gepolsterte Unterlage ist wichtig, weil sie mögliche Schläge abfedert. Falls Dein Schlitten keinen Fußsack inklusive hat, kannst Du einen speziellen Fußsack für Schlitten verwenden. Damit lässt sich der Rodel perfekt auf Babys umrüsten. Es ist aber auch kein Problem, das Modell von Deinem Kinderwagen oder der Babyschale zu nutzen. Achte jedoch unbedingt darauf, dass der Fußsack nicht vom Schlitten rutschen kann. Besonders gemütlich wird es, wenn Du noch ein Lammfell zwischen Fußsack und Schlitten legst.
Rodeln mit Baby: Wie wird der Säugling beim Schlittenfahren gesichert?
Damit Dein Nachwuchs sicher auf dem Schlitten sitzt, braucht es einen Gurt. Gerade Babys und Kleinkinder schnallst Du am besten mit einem 5-Punkt-Gurt fest. Eine Ausführung, bei dem nur jeder Arm in eine Schlaufe gefädelt wird, sitzt in der Regel nicht fest genug.
Vorsicht bei Eigenkonstruktionen
Einige Eltern fixieren die Babyschale oder den Kinderwagenaufsatz auf dem Schlitten. Das mag bei manchen Holzschlitten funktionieren. Allerdings sehe ich solche Eigenkonstruktionen kritisch. Der Schwerpunkt des Schlittens verändert sich. Dadurch verhält sich das Gefährt beispielsweise in Kurven anders und kann schneller kippen.
Kleinkinder: Schlittenfahren nur mit Lehne
Solange Du mit einem Sprössling im Kleinkindalter die Schneepisten unsicher machst, nimmst Du idealerweise nur einen Schlitten mit stabiler Lehne. Denn Kinder bis 5 Jahre sitzen am besten aufrecht und mit den Beinen nach vorne dem Schlitten. Dadurch ist die Verletzungsgefahr am geringsten. Die Lehne sorgt dafür, dass die Kleinen nicht so leicht nach hinten oder zur Seite kippen können.
Rückenlehne bei Holzschlitten nachrüsten
Bei manchen Modellen lässt sich die Lehne nachrüsten, falls keine im Lieferumfang enthalten ist. Vor allem die klassischen Holzschlitten kannst du nachträglich mit einer Rückenhalterung versehen.
Am besten fährt Dein Kind bis einschließlich 3 Jahre mit der Lehne. Danach kannst Du sie bei Bedarf abmontieren.
Baby + Schlitten? Die richtige Kleidung ist ein Muss!
Denke daran, Dein Kind warm einzupacken, wenn Ihr gemeinsam auf Schlittentour geht. Gerade Babys kühlen schnell aus, weil sie sich kaum bewegen.
Das solltest Du Deinem Kind zum Schlittenfahren zusätzlich anziehen:
Baby:
- Kleidung im Zwiebellook
- Geschlossener Body und Socken
- Mütze
- Fäustlinge
- Fußsack
Kleinkind:
- Wasserabweisender Schneeanzug
- Handschuhe
- Mütze
- Schal
- Helm
Lammfell oder Wolldecke sorgen für ausreichende Wärme
Sowohl bei Säuglingen als auch Kleinkindern kannst Du ein Lammfell oder eine Wolldecke auf den Schlitten legen. Dann wird die Kälte von unten etwas gedämmt. Bei Deinem Baby kontrollierst Du im Nacken, ob es friert oder nicht. Ist der Nacken angenehm warm, dann ist alles okay. Wenn Dein Kind dort kühl ist, dann braucht es mehr Kleidung oder Du gehst direkt mit ihm nach Hause.
An Funktionskleidung und Sonnenschutz denken
Achte darauf, dass keine Bänder und Schnüre an der Kleidung sind. Sie können sich beim Schlittenfahren verfangen. Denke außerdem an den Sonnenschutz im Gesicht. Wenn das Wetter gut ist, kann man sich auf schneebedeckten Pisten schnell einen Sonnenbrand holen.
Welche Sonnencreme für Kinder empfehlenswert ist, haben die Experten von Ökotest zuletzt 2022 und die Stiftung Warentest im Sommer 2023 getestet.
Wechselkleidung ist ein Muss
Nimm am besten Wechselkleidung mit, falls zum Beispiel die Socken oder Ärmel nass werden. Zusätzlich packst Du auch noch ausreichend Proviant und Getränke ein. Die Kleinen bekommen bei Bewegung an der frischen Luft schnell Hunger und Durst.
ADAC-Test zum Schlittenfahren ohne Helm
Der ADAC veröffentlichte im Dezember 2022 einen Test zu Schlittenunfällen. Gegenstand der Untersuchung waren Schlittenunfälle mit und ohne Helm. Denn inzwischen gilt zwar in einigen Ländern für Ski- und Snowboardfahrer eine Helmpflicht, für Rodler jedoch nicht. Und das, obwohl jedes Jahr viele Kollisionen passieren und manche davon sogar tödlich enden.
Ein Helm schützt Dein Kind optimal bei Stürzen
Nach den Crashtests des ADAC ist klar, dass ein Helm auch für Schlittenfahrer Pflicht sein sollte:
- 70 Prozent geringere Kopfbelastung mit Helm.
- Risiko schwerer Kopfverletzungen sinkt mit Kopfschutz von 90 auf 10 Prozent.
Verwendung von Skihelm ab dem Kleinkind-Alter
Einem Säugling brauchst Du keinen Helm aufzusetzen, weil er auf dem Schlitten liegt und das Gefährt wie einen winterlichen Kinderwagen nutzt. Bei älteren Kindern ist ein Kopfschutz allerdings empfehlenswert. Von der Verwendung des ohnehin schon zuhause vorhandenen Fahrradhelms rät der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (BVKJ) jedoch ab. Er schützt beim Rodeln vor allem an den Seiten nicht zuverlässig. Einen geeigneten Skihelm bekommst Du in jedem Sportgeschäft.
Darauf solltest Du bei der Rodelbahn achten
Mit Säuglingen solltest Du nur gerade Wege fahren. Erst ab frühestens einem Jahr kannst Du mit Deinem Kleinkind zusammen eine kleine Rodeltour unternehmen. Suche Dir dafür die Strecke gut aus.
Beachte folgende Punkte:
- Die Strecke ist nur für Schlitten freigegeben.
- Es gibt eine Beschilderung, gut einsehbare Verhaltensregeln sowie Notfallnummern an Start, Strecke und Ziel.
- An den Streckenrändern sind Begrenzungen aus Fangnetzen/Polstern angebracht.
- Es ist genug Schnee vorhanden.
- Es handelt sich um eine leichte Strecke, die normalerweise blau markiert ist.
Mit Kindern nur auf blauen Rodelstrecken fahren
Eine kurze Erklärung zur blauen Strecke: Sie eignet sich ausdrücklich für Kinder. Es ist vorgeschrieben, dass eine blaue Rodelbahn nicht vereist sein und nur ein Gefälle von durchschnittlich 10 Prozent haben darf. Die maximale Neigung des Hangs darf nicht mehr als 14 Prozent betragen. Der Mindestradius der Kurven von 8 Metern ist ebenfalls vorgeschrieben.
Wenn Du meine Tipps beachtest, dann kann steht dem ersten Spaß im Schnee nichts mehr im Wege. Berichte gerne in den Kommentaren, wie Dein erster Schlittenausflug mit Baby oder Kleinkind gelaufen ist.