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Schwanger in der Corona-Krise: Hebamme beantwortet die 5 häufigsten Fragen


Im Jahr 2021 schwanger zu sein ist nicht einfach. Gerade, wenn es das erste Kind ist und man so gar keine Ahnung hat, was auf einen zukommt. Hinzu kommt nun noch die Unsicherheit, was Corona, in dieser für Dich so besonderen Zeit, für zusätzliche Probleme mit sich bringt.

Trotz aller Aufregung rund um das Coronavirus, solltest Du Dein Baby und Dich nicht aus den Augen verlieren und nicht durch zusätzliche Ängste und Unsicherheiten belasten.

Deshalb möchte ich heute die fünf häufigsten Fragen beantworten, die mir als Hebamme gerade gestellt werden und die Du Dir als Schwangere in dieser außergewöhnlichen Zeit vielleicht auch stellst. Ich hoffe, ich kann so wenigstens ein bisschen Klarheit in dieses ganze Chaos bringen.

Ist Corona gefährlich für mein ungeborenes Baby?

Dazu muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich denke, so ganz genau weiss das wohl gerade noch keiner. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Studienlage, was Schwangere und Säuglinge angeht, sehr dünn, einfach deshalb, weil die Fallzahlen zu gering sind.

Bisher ist aber wohl davon auszugehen, dass Kinder intrauterin (in der Gebärmutter) nicht an Covid-19 erkranken und bei einer mütterlichen Erkrankung auch kein Schaden zu erwarten ist.

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Gerade erst habe ich dazu eine (kleine) Studie mit 15 Schwangeren aus Wuhan gelesen, die sehr positiv stimmt. Der Verlauf von Covid-19 war in allen Fällen komplikationslos, die Kinder hatten ein gutes Outcome bei der Geburt, einzig die Gefahr einer (späten) Frühgeburt war erhöht (Quelle: Deutsches Ärzteblatt).

Generell kann jedoch ein schlechter Allgemeinzustand der Mutter mit Fieber etc. immer mit einer Veränderung des kindlichen Zustandes im Bauch einhergehen. Deshalb solltest Du im Zweifel auf jeden Fall Deinen Frauenarzt oder die Hebamme telefonisch kontaktieren und das weitere Vorgehen besprechen.

Soll ich zu den normalen Vorsorgeuntersuchungen zum Frauenarzt gehen?

In Bayern und im restlichen Teil Deutschlands herrscht seit dem Wochenende eine Ausgangsbeschränkung bzw. ein Kontaktverbot, d.h. alle unnötigen Termine und Wege sind zu vermeiden, ebenso Menschenansammlungen und enger Kontakt zu anderen Menschen.

Arztbesuche, Einkäufe und Besorgungen in der Apotheke sind aber auch während der Coronakrise natürlich erlaubt. Darunter fallen auch Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft.

Wenn Du eine unauffällige Schwangerschaft hast und unnötige Wege vermeiden möchtest, könnte es aber eine Option sein, Deine Hebamme zu fragen, ob sie Vorsorgeuntersuchungen anbietet und eventuell zu Dir nach Hause kommt.

Leider wissen immer noch viel zu wenig Frauen, dass eine Hebamme die komplette Schwangerenvorsorge ebenso anbieten und leisten kann wie ein Frauenarzt. Lediglich einen Ultraschall kann sie nicht machen – die Untersuchungen von mütterlichem Urin, Blut, Blutdruck und Gewicht sind aber ebenso, wie die Überprüfung der kindlichen Herztöne, klassische Hebammentätigkeiten und benötigen bei unauffälligem Verlauf keinen Frauenarzt.

Vielleicht ist das ja jetzt ein guter Zeitpunkt für eine Hebammenvorsorge zu Hause, um den Kontakt zu anderen auf ein Minimum zu beschränken.

Darf mein Mann mit zur Geburt?

Eine absolute Horrorvorstellung für fast jede werdende Mutter ist die Aussicht, ohne einen geliebten Menschen in den Kreißsaal gehen und die Geburt „alleine“ durchstehen zu müssen.

Leider ist inzwischen wegen Corona in einigen Kliniken genau dieser Fall schon eingetreten. Aber ruhig Blut: erstens handelt es sich hierbei wirklich nur um eine handvoll Kliniken und zweitens ändern sich da die Vorgaben nahezu täglich, das heißt, es kann Dir heute niemand sagen, was in einer oder zwei Wochen ist.

Wenn Du unruhig bist, würde ich Dir aber raten, Dich bei Deiner Wunschklinik über den derzeitigen Standard zu informieren, dann bist Du auf der sicheren Seite.

In einigen Kliniken ist es nämlich beispielsweise auch so, dass der werdende Papa zwar mit in den Kreißsaal, im Falle eines Kaiserschnittes aber nicht mit in den OP darf.

Durch Corona wurden die Hygienemaßnahmen in allen Krankenhäusern deutlich verschärft, deshalb wird in manchen Kliniken zur Erhaltung der Ressourcen (Mundschutz, Kittel, Desinfektionsmittel, etc) zu diesem Mittel gegriffen.

Welche Folgen hat die Corona-Krise noch für die Geburt oder danach?

Die meisten Krankenhäuser haben ein generelles Besuchsverbot für alle normalen Stationen erlassen. Der Kreißsaal bildet hier, wie oben geschildert, die Ausnahme.

Anders sieht es auf der Wochenbettstation aus. Außer dem Vater des Kindes darf in den allermeisten Kliniken derzeit niemand nach der Geburt zu Besuch kommen, auch Geschwisterkinder leider nicht. Vielerorts ist die Besuchszeit, auch auf der Wochenstation, zeitlich begrenzt.

Familienzimmer werden derzeit ebenfalls nicht angeboten, d.h., es ist nicht möglich, dass Dein Partner nach der Geburt bei Dir und dem Baby bleibt.

Eine Alternative zu der eingeschränkten Kliniksituation könnte, wenn es Dir und dem Baby gut geht, eine ambulante Geburt sein.

Ansonsten wäre ratsam, die Klinik so schnell wie möglich nach der Entbindung zu verlassen. Hierfür ist allerdings die Betreuung durch eine Nachsorgehebamme dringend anzuraten. Mit ihr solltest Du im Vorfeld auch besprochen haben, wie Ihr das handhaben möchtet.

Wir Hebammen sind gerade zwar nicht an allerforderster Front, müssen aber dennoch viel abpuffern und zusätzlich leisten, deshalb sind hier gute Absprachen wichtig.

Kommt meine Hebamme trotz Corona zur Nachsorge?

Eine Hebamme hat, wie es derzeit so schön heißt, einen systemrelevanten Beruf. Das bedeutet, die Versorgung von Schwangeren, Wöchnerinnen und Säuglingen durch Hebammen kann und soll weiter erfolgen.

Zum eigenen Schutz und um andere zu schützen, finden derzeit keine Geburtsvorbereitungs-, Rückbildungs- oder sonstigen Kurse statt.

Die Betreuung zu Hause läuft aber weiterhin, nur eventuell mit bestimmten Auflagen (wie bspw., dass während des Besuchs niemand sonst im Zimmer sein soll, auch keine Geschwister). Am Besten besprichst Du das noch einmal direkt mit Deiner Hebamme, wenn Du schon kurz vor der Geburt stehst.

Für uns ist eine solche Situation auch neu, aber es haben bereits viele Hebammen reagiert und bieten Online-Kurse zur Geburtsvorbereitung an oder facetimen mit ihren Frauen.

In jedem Fall lassen wir Euch nicht im Stich!

Ein persönliches Wort zum Schluss

Ich habe selbst gerade erst vor fünf Monaten ein Baby bekommen und weiß sehr gut, wie verletzlich und unsicher man sich vor allem in den Tagen und Wochen vor und nach der Geburt fühlt. Man möchte so gerne die Sicherheit haben, dass jemand in dieser Zeit für einen da ist, sich zuständig fühlt und auf einen aufpasst. Und nun hat Corona uns alle bis in die Grundfeste erschüttert und sämtliche Normalität ausgehebelt. Aber:

Ein Kind zu bekommen ist immer etwas Besonderes und ein Erlebnis, das die „Normalität“ aushebelt. Die Krankenhäuser, Geburtshäuser , Hebammen und Ärzte sind für Dich bzw. Euch da – auch und gerade jetzt.

Vielleicht kannst Du in diesen Tagen darüber hinwegsehen, wenn Du etwas länger auf Dein CTG warten musst oder die Hebamme die Zeit für ihren Wochenbettbesuch auf ein Minimum herunterfährt und nicht so deutlich eingrenzen kann wie sonst. Eventuell kannst Du ja auch mal auf den ein oder anderen persönlichen Besuch verzichten, wenn es Euch gut geht, und Du nimmst mit Deiner Hebamme nur via Skype oder Telefon Kontakt auf.

Ärgere Dich nicht allzu sehr, wenn Du bei einem Anruf in der Klinik mal ein paar Minuten länger in der Warteschleife hängst. Und wenn neben den eigenen Sorgen und Problemen , die jeder gerade so mit sich herumtragen muss, noch etwas Platz ist, denk vielleicht daran, dass wir Hebammen durch das Absagen aller Kurse und die Einschränkungen, mit denen wir zu kämpfen haben, momentan auch rudern müssen, um über die Runden zu kommen.

Es ist für uns alle eine außergewöhnliche, belastende und anstrengende Zeit, aber sie geht vorbei. Also freu Dich trotz der besonderen Umstände auf Dein Baby und vergiss nie, worum es wirklich geht: um Dich und Dein Kind. Das ist das Wichtigste auf der Welt, egal zu welcher Zeit!

Wir wünschen Dir und Deinem Baby alles Gute! Kommt gut durch diese ungewöhnliche Zeit und passt aufeinander auf.


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2 Kommentare zu “Schwanger in der Corona-Krise: Hebamme beantwortet die 5 häufigsten Fragen

  1. Hallo, mein Name ist Schneider. Bin zur Zeit an Corona erkrankt, mir gehts so schlecht. Kann schon kaum essen. Die Ärzte helfen nicht, war im Krankenhaus. Dafür hat dort zu mir die Schwester und Ärztin deutlich gesagt das ich falsche Ort rausgesucht. Bei diesen Symptome die können mir nicht helfen. Wo ist bitte schön ärztliche Hilfe. Nach paar Untersuchungen nach Hause geschickt. Und zu Hause gehts mir richtig schlecht. Was soll ich in diese Situation machen? Bin vor allem in 34 Woche schwanger.

    1. Hallo Frau Schneider, bitte wenden Sie sich umgehendan Ihren Frauenarzt oder Ihre Geburtsklinik. Für gesundheitliche Probleme oder Erkrankungen braucht es eine individuelle und persönliche Begleitung, die nur Fachpersonal vor Ort leisten kann.
      Alles Gute für Sie und Ihr Baby!

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