Besonders in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft leiden viele Frauen an einem verstärkten Juckreiz der Haut. Daran sind zur Abwechslung mal nicht die Hormone Schuld, sondern die Überdehnung der Haut. Hinzu kommt, dass sich bei den meisten Schwangeren mehr Schweiß bildet. Das reizt die Haut in größeren Hautfalten, zum Beispiel unter den Brüsten, noch zusätzlich. Manche Frauen bekommen auch richtige Erkrankungen der Haut – sogenannte Schwangerschaftsdermatosen. Wenn Du also in Deiner Schwangerschaft unter Juckreiz leidest, solltest Du dies von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen lassen.
Was ist Schwangerschaftsdermatose und welche Arten gibt es?
Der Begriff Dermatose ist ein allgemeiner, medizinischer Ausdruck für eine Hauterkrankung. Schwangerschaftsdermatose ist also ein Überbegriff für Hauterkrankungen, die während der Schwangerschaft auftreten. Die 4 häufigsten Arten der Schwangerschaftsdermatose sind:
- Atopische Schwangerschaftsdermatose (Schwangerschaftsneurodermitis)
- Polymorphe Schwangerschaftsdermatose (PUPP Syndrom)
- Herpes gestationis
- Intrahepatische Cholestase
Atopische Schwangerschaftsdermatose
Die atopische Schwangerschaftsdermatose nennt man auch Schwangerschaftsneurodermitis. Die Symptome sind stark juckende Hautrötungen und Knötchen. Die meisten Frauen, die darunter leiden haben auch eine erbliche Veranlagung (atopische Diathese) zu Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma. Die Ursache ist meist die Veränderung des Hormonhaushaltes. Die Symptome treten schon im 1. oder 2. Trimester auf. Oft befinden sich die Rötungen im Gesicht, am Hals, Dekolleté, Ellenbeugen oder den Kniekehlen. Hautfarbene oder leicht gerötete Knötchen treten eher am Oberkörper, den Armen oder an den Beinen auf.
Außerdem ärgerlich: Wenn Du einmal eine atopische Schwangerschaftsdermatose hattest, wirst Du sie bei Deiner nächsten Schwangerschaft ziemlich sicher wieder bekommen.
Polymorphe Schwangerschaftsdermatose (PUPP Syndrom)
Auf den ersten Blick ähnelt die polymorphe Schwangerschaftsdermatose den Schwangerschaftsstreifen. Die Abkürzung PUPP leitet sich aus dem englischen Namen der Krankheit ab. Die Symptome sind sehr stark juckende Knötchen auf den Dehnungsstreifen. PUPP kommt aber meist erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft vor und vor allem bei Frauen, die ihr erstes Kind bekommen. Aber auch Frauen mit einer Mehrlingsschwangerschaft und Frauen, die während der Schwangerschaft stark zunehmen, sind betroffen. Experten vermuten, dass es durch die Überdehnung der Haut zu einer Schädigung des Bindegewebes kommt. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündung. Innerhalb der Dehnungsstreifen entstehen dann die juckenden Knötchen.
Du willst mehr darüber wissen? Hier geht es zum Erfahrungsbericht von Katrin, die während ihrer Schwangerschaft am PUPP Syndrom litt.
Herpes gestationis oder Pemphigoid gestationis
Herpes gestationis hat nichts mit dem bekannten Herpes zu tun. Es ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei richten sich Eiweißstoffe des Immunsystems gegen körpereigene Substanzen. Die Folge sind stark juckende, geschwollene Rötungen, flache Knoten und gerötete Knötchen. Meist treten diese zuerst am Bauch, in der Nabelregion auf und breiten sich von dort aus aus.
Pemphigoid gestationis tritt meist in der Spätschwangerschaft auf. Oft verschlimmert sich die Krankheit nach der Geburt noch einmal. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis die Erkrankung von alleine abheilt. Falls Du nach der Schwangerschaft mit einer hormonellen Methode verhütest, kann es zu einem erneuten Krankheitsschub kommen.
Intrahepatische Schwangerschaftscholestase
Die Ursache für die Intrahepatische Schwangerschaftscholestase ist eine Störung der Leber- oder Gallenfunktion. Also zum Beispiel durch einen Gallenstein, der verhindert, dass genug Gallensäure ausgeschieden wird.
Die Symptome der Krankheit sind starker Juckreiz, der an den Handflächen und Fußsohlen beginnt. Von dort aus breitet er sich über den gesamten Körper aus. Auf der Haut sind keine Veränderungen zu sehen. Dafür kann es zu einer gelblichen Verfärbung der Haut und Augen, dunklem Urin und hellem Stuhl kommen. Die Krankheit tritt meist im 2. oder 3. Trimester auf.
Weiterführende Informationen zu den 4 Formen findest Du hier:
-> Atopische Schwangerschaftsdermatose | Apotheken Umschau
Wann Du zum Arzt gehen solltest
Solltest Du während Deiner Schwangerschaft einen starken Juckreiz verspüren, der vielleicht sogar mit anderen Symptomen einhergeht, solltest Du es zur Sicherheit von Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt abklären lassen. Wichtig ist, dass Du zusätzlich Deine Leberwerte bestimmen lässt, um eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase auszuschließen.
Wie Du den Juckreiz in der Schwangerschaft lindern kannst
Unter Umständen wird Dir Dein Arzt oder Deine Ärztin Medikamente verschreiben. Um den Juckreiz zu stillen, hilft aber auch:
- kurzes Duschen
- rückfettendes Duschgel
- milde, medizinische Waschlotionen
- rückfettende Cremes und Salben
- Schwangerschaftsöl zum Einreiben
- kalte Quarkwickel
- säure- und fettarme Ernährung
- viel trinken
- leichte, weiche, nicht-reibende Kleidung
- Stress vermeiden
- Schlafen in kühlender Bettwäsche
- Badezusatz mit Meersalz
- juckende Stellen kühlen
Ist Schwangerschaftsdermatose gefährlich für das Baby?
In der Regel stellt Schwangerschaftsdermatose, also der Juckreiz, keine Gefährdung für das Baby dar. Wichtig ist aber, dass Du Dich bei den Medikamenten (auch Cremes und Salben) von Deinem Arzt oder Deiner Ärztin beraten lässt.
Solltest Du allerdings Pemphigoid oder eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase haben, muss das von einem Arzt oder einer Ärztin überwacht werden. Ersteres stellt ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt, Untergewicht des Kindes oder eine Plazentainsuffizienz dar. Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase kann auch gefährlich für das Baby werden, da die Gallensäure in den Blutkreislauf des Kindes übergehen kann. Somit erhöht sich auch das Risiko für eine Frühgeburt. Diese Krankheit kann für das ungeborene Baby lebensgefährlich sein.
Fazit
In erster Linie ist Schwangerschaftsdermatose “nur” sehr unangenehm. Trotzdem ist es immer wichtig, sicher zu gehen und einen Arzt oder ein Ärztin aufzusuchen. Dort bekommst Du die richtigen Medikamente. Die hier aufgeführten Tipps, den Juckreiz zu lindern, ersetzen nicht den Arztbesuch.
Hast Du in Deiner Schwangerschaft Erfahrungen mit Schwangerschaftsdermatose machen müssen? Hast Du vielleicht noch einen zusätzlichen Tipp, wie sich der Juckreiz lindern lässt? Wir freuen uns auf Deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren.
Mehr Infos dazu findest Du hier.
