Dass Folsäure-Tabletten in der Schwangerschaft dringend empfohlen werden, weiß jede Schwangere. Aber welche sind die besten? Ökotest hat für die August-Ausgabe (Heft 8/2023) eine ganze Reihe verschiedener Folsäure-Präparate für Schwangere getestet. Das Ergebnis ist ernüchternd: 12 der 22 Schwangerschaftsvitamine im Test erhielten das Urteil „ungenügend“; nur wenige werden als empfehlenswert eingestuft.
Warum ist Folsäure in der Schwangerschaft so wichtig?
Jede werdende Mutter weiß: In der Schwangerschaft nimmt man Folsäure – und zwar bestenfalls schon in der Kinderwunschphase, unbedingt aber in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft. Wenn Du schwanger bist, hat Dich Deine Frauenärztin / Dein Frauenarzt sicher bereits beim ersten Termin gefragt, ob Du schon Folsäure einnimmst.
Folsäure ist die Bezeichnung für das synthetisch hergestellte Vitamin Folat. Folat braucht der Körper immer dann, wenn er neue Zellen bildet, deshalb ist der Bedarf in der Schwangerschaft besonders hoch.
Es gibt zwar viele Lebensmittel, die Folat enthalten, wie etwa Blattgemüse und Hülsenfrüchte. Allerdings reicht die Folatmenge, die wir über die Nahrung aufnehmen können, insbesondere für den erhöhten Bedarf von Schwangeren nicht aus. Deshalb empfehlen Experten neben einer folatreichen Ernährung in der Schwangerschaft unbedingt, ein Folsäurepräparat einzunehmen, um einem Neuralrohrdefekt (offener Rücken) beim Kind vorzubeugen.
Ökotest erklärt im Schwangerschaftsvitamine-Test:
➔ 400 Mikrogramm Folsäure/ Tag sind vollkommen ausreichend, sofern Du schon mindestens 4 Wochen vor der Empfängnis Folsäure eingenommen hast.
Auch ab der 13. SSW reicht diese Menge aus.
➔ 800 Mikrogramm Folsäure/ Tag (innerhalb der ersten 12 SSWs) werden empfohlen, wenn Du vor der Empfängnis noch keine Folsäure genommen hast.
Ökotest bezieht sich hier auf aktuelle Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und des „Netzwerk Gesund ins Leben“.
Welche Schwangerschaftsvitamine sind neben Folsäure noch wichtig?
Um das ungeborene Baby bestmöglich zu versorgen, bekommst Du Folsäure meistens als Kombi-Präparat mit weiteren „Schwangerschaftsvitaminen“. Diese Tabletten oder Kapseln enthalten neben Folsäure meistens noch Jod.
Weil Schwangere einen erhöhten Jodbedarf haben, der normalerweise nicht über die Ernährung gedeckt werden kann, empfehlen Ärzte auch hier eine Supplementierung durch ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel.
Eine gute Jodversorgung in der Schwangerschaft stellt sicher, dass Du ausreichend Schilddrüsenhormone produzierst, auf die in der ersten Hälfte der Schwangerschaft auch Dein Baby angewiesen ist. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft kann zu Schilddrüsenproblemen bei der Mutter und beim Baby und letztlich auch zu einem erhöhten Fehl- und Totgeburtsrisiko führen. Auch in der Stillzeit ist der Jodbedarf noch erhöht.
Für Schwangere wird empfohlen, 100 bis 150 Mikrogramm Jod pro Tag einzunehmen.
Ökotest rät im Schwangerschaftsvitamine-Test 2023: „Bei einer ausgewogenen Ernährung genügt es in der Regel, wenn schwangere Frauen Folsäure und Jod einnehmen“. Alles andere (z.B. Eisen) sollte nur in Absprache mit dem Arzt supplementiert werden.
Welche Folsäure-Präparate hat Ökotest im Test untersucht?
Im Schwangerschaftsvitamine-Test schickten die Experten von Ökotest 22 Präparate mit Folsäure und weiteren Nährstoffen ins Labor, die Du rezeptfrei in der Apotheke oder im Drogeriemarkt kaufen kannst.
Untersucht wurden die Tabletten oder Kapseln unter folgenden Kriterien:
- Folsäuregehalt: Enthalten die Nahrungsergänzungsmittel eine ausreichende Menge an Folsäure? Stimmt der Folsäuregehalt mit den aktuellen Empfehlungen überein – oder besteht die Gefahr einer Überdosierung?
- Weitere Vitamine: Welche wichtigen Vitamine enthält das Präparat – und in welcher Dosierung?
- Weitere Inhaltsstoffe: Was ist noch in den Tabletten drin? Enthalten sie unnötige Inhaltsstoffe, die Du als Schwangere gar nicht brauchst – und die Dir mitunter sogar schaden? Ist das Mittel vielleicht sogar mit Schadstoffen belastet?
Welche Folsäure-Tabletten sind Testsieger?
5 der 22 getesteten Schwangerschaftsvitamine erhielten von Ökotest die Endnote „gut“, ein „sehr gut“ wurde in diesem Test nicht vergeben. Testsieger waren beispielsweise folgende Präparate:
- Drei beliebte Kombi-Präparate Folio (z.B. „Folio forte Phase I“) von SteriPharm wurden Testsieger im Schwangerschaftsvitamine Test.
- Ebenfalls für gut befanden die Tester die Folsäure-Jod-Kombi „Menssana Multi für Schwangere + DHA“.
Alle Testsieger-Produkte enthalten die offiziell empfohlene Tagesdosis an Folsäure (also 400 bzw. 800 Mikrogramm pro Tag).
Warum fielen so viele Schwangerschaftsvitamine im Test durch?
Aber was genau führte dazu, dass Ökotest insgesamt 12 der 22 getesteten Folsäurepräparate mit einem „ungenügend“ abwertete? Der Preis spielte hier jedenfalls keine Rolle: Note 6 im Schwangerschaftsvitamine-Test erhielten sowohl Apothekenprodukte wie das beliebte Femibion 1 + 2 oder das hochpreisige Orthomol Natal (2 Euro pro Tablette!), aber auch günstige Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt, wie etwa Tetesept FemiBaby, Abtei Vita Mama oder Doppelherz Mama plus.
Die Tester kritisierten folgende Punkte:
- Falsche Dosierung: Einige Präparate enthalten anstelle der empfohlenen 400 bzw. 800 Mikrogramm Folsäure z.B. 500 oder 600 Mikrogramm pro Tablette – hier besteht ab der 13. SSW die Gefahr einer Folsäure-Überdosierung.
- Undifferenzierter Einnahmezeitraum: Manche Produkte werden ab dem Kinderwunsch bis zur Stillzeit empfohlen – auch hier besteht je nach der enthaltenen Tagesdosis das Risiko, dem Körper nach dem ersten Trimester zu viel Folsäure zuzuführen.
- Zu viele überflüssige Vitamine: Die 12 als „ungenügend“ bewerteten Schwangerschaftsvitamin-Präparate enthalten neben Folsäure und Jod eine ganze Reihe verschiedenster Vitamine und Spurenelemente, die teilweise die vom BfR empfohlenen Tageshöchstmengen überschreiten. Wer glaubt, zu viele Nährstoffe in der Schwangerschaft könnten nicht schaden, liegt falsch. Denn wenn z.B. Eisen überdosiert wird, kann sich das Frühgeburtsrisiko erhöhen. Und tatsächlich enthielten einige der „Verlierer“ zu viel Eisen. Ob Du in der Schwangerschaft wirklich noch weitere Nährstoffe einnehmen solltest, kann der Arzt anhand einer Blutuntersuchung entscheiden.
- Titandioxid: Der umstrittene Stoff steht in Verdacht, das Erbgut zu schädigen. Bei Tabletten kommt Titandioxid z.B. als Schutzfilm zum Einsatz – allerdings wurde der Stoff in Medikamenten und auch in Zahnpasta bereits 2022 verboten. Restbestände dürfen zwar noch abverkauft werden, dennoch wertete Ökotest Schwangerschaftsvitamine ab, in denen der Stoff gefunden wurde.
Fazit
Wenn Du schwanger bist oder Dir ein Baby wünschst, achte beim Kauf von Schwangerschaftsvitaminen bzw. Deinem Nahrungsergänzungsmittel auf die korrekte Dosierung von Folsäure (also 400 bzw. 800 Mikrogramm pro Tag) und Jod (100-150 Mikrogramm pro Tag). Denn nur diese beiden Nährstoffe sollten Schwangere grundsätzlich in Form eines Nahrungsergänzungsmittels einnehmen.
Lass im Zweifelsfall die Finger von Präparaten, die mit einer Vielzahl an weiteren Vitaminen werben, und setze hier lieber auf eine ausgewogene Ernährung. Sollte Dein Arzt bei der Blutuntersuchung einen konkreten Mangel feststellen, kannst Du spezifische Vitamine, Spurenelemente oder Mineralstoffe gezielt supplementieren.
Zum Weiterlesen:
- Lebensmittel mit Folsäure: Die 30 besten für Deine Schwangerschaft
- Ernährung in der Schwangerschaft: Alles, was Du jetzt brauchst (& welche Lebensmittel tabu sind)
- Folsäure in der Schwangerschaft
Alle Details sowie die gesamte Tabelle mit allen Testsiegern des Schwangerschaftsvitamine-Tests kannst Du kostenpflichtig auf der Website von Ökotest herunterladen.
Quellen:
- BfR Bundesinstitut für Risikobewertung (2021): Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierte-hoechstmengenvorschlaege-fuer-vitamine-und-mineralstoffe-in-nahrungsergaenzungsmitteln-und-angereicherten-lebensmitteln.pdf (aufgerufen am 25.7.2023).
- BfR Bundesinstitut für Risikobewertung (2015): Fragen und Antworten zu Folat und Folsäure. URL: https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_folat_und_folsaeure-8899.html (aufgerufen am 24.7.2023).
- BfR Bundesinstitut für Risikobewertung (2021): Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf (aufgerufen am 24.7.2023).
- Netzwerk Gesund ins Leben (2020): Bei Kinderwunsch zusätzlich Folsäure? URL: https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/familien-vor-und-in-der-schwangerschaft/nachgefragt/bei-kinderwunsch-zusaetzlich-folsaeure (aufgerufen am 25.7.2023).
- Ökotest (2023): Folsäure-Tabletten in der Schwangerschaft: 12 von 22 Präparaten sind „ungenügend“. URL: https://www.oekotest.de/kinder-familie/Folsaeure-Tabletten-in-der-Schwangerschaft-12-von-22-Praeparaten-sind-ungenuegend_13973_1.html (aufgerufen am 24.7.2023).
Mehr Infos dazu findest Du hier.
Liebe Julia,
vielen Dank für deine Rückmeldung und die weitere Recherche.
Nach dem ganzen Inhaltsstofflisten und Titandioxid habe ich beschlossen mich mit dem Thema tiefergehend auseinander zu setzen.
Nach einer Fehlgeburt habe ich mich viel mit dem beschäftigt, was sowohl der weibliche als auch der männliche Organismus braucht. Dadurch haben wir auch meinem Mann ein Kombipräparat für die männliche Fertilität gekauft. Nach einigen Wochen als unsere Vitamin B und D Speicher voller wurden, haben wir uns allgemein besser gefühlt und die aktuelle Erkältungszeit mit nur einem leichten Schnupfen überstanden.
Was uns gezeigt hat das Supplements auch ohne Kinderwunsch sehr wichtig sind.
Schnell habe ich festgestellt das viele Kombipräparate häufig nur einen Teil abdecken oder viel zu viel enthalten ist, was der Körper nicht braucht und dauerhaft ziemlich ins Portmonee geht.
Ich will damit sagen, wenn man sich ein bisschen die Zeit nimmt und liest, kann man sich die passenden Präparate mit und ohne Kinderwunsch für Männer für 0,52 Euro und für Frauen für 0,42 Euro am Tag zusammenstellen und weiß auch genau was drin ist. :-)
Herzliche Grüße
Maria
Hallo Julia,
in deinem Artikel steht das einige Produkte auch aufgrund des Inhalts von Titandioxid schlecht abgeschnitten haben. Die Testerinnen würden Folsäure-Jod-Kombi „Menssana Multi für Schwangere + DHA“ für gut befinden.
Ich bin dem Hyperlink zu diesem Produkt („Menssana Multi für Schwangere + DHA“) auf Amazon gefolgt. Dort steht Titandioxid auch als Inhalt in der Materialzusammensetzung aufgelistet.
Auf welcher Grundlage haben die Testerinnen das Produkt denn dann als „gut“ bewertet?
Hallo liebe Maria,
vielen Dank für Deinen Hinweis – Du hast vollkommen Recht. Auf der Verpackung/ Inhaltsstoffliste wird Titandioxid als Farbstoff in der Kapselhülle genannt, das habe ich nicht nur bei Amazon, sondern auch in einigen anderen Shops gesehen. Das hätte im Ökotest laut deren Testkriterien zu einer Abwertung von vier Noten führen müssen. Aber: Auf der Website von Menssana wird das Produkt auch noch einmal samt Zutatenliste vorgestellt, und hier taucht kein Titandioxid auf: https://shop.menssana.de/produkt/multi-fuer-schwangere-dha-menssana/
Für mich sieht es so aus, als sei das Produkt überarbeitet worden (und zwar vor dem Ökotest), dennoch sind aber noch Fotos von der alten Verpackung in diversen Online-Shops im Umlauf. Ob bei Amazon und Co. weiterhin alte Chargen verkauft werden, kann ich natürlich leider nicht sagen. Wenn man die Zutatenliste bei Amazon und Co. nämlich mit der von Menssana vergleicht, fallen auch noch weitere Änderungen auf, z.B. besteht die Hülle der Pulverkapsel laut Amazon aus Gelatine, bei Menssana wird hier stattdessen Hydroxypropylmethylcellulose genannt. Am besten fragst Du mal in einer lokalen Apotheke nach – so kannst Du das Produkt noch einmal im Original anschauen und einen Blick auf die aktuelle Zutatenliste werfen.
Um zu vermeiden, dass eine Schwangere möglicherweise an ein Produkt mit Titandioxid gerät, werde ich den Affiliate-Link erst einmal herausnehmen und erst wieder aktivieren, sobald wir sicherstellen können, dass hier wirklich das richtige Produkt angeboten wird.
Viele Grüße
Julia vom Babyartikel.de Magazin
Liebe Maria,
eben hatte ich ein sehr aufschlussreiches Telefonat mit einer Mitarbeiterin von Menssana. Die Abbildungen und Zutatenlisten bei Amazon und auch bei einigen Online-Apotheken sind tatsächlich nicht mehr aktuell, der Hersteller hat hier leider nur wenig Kontrolle über das Bildmaterial und die Infotexte. Das Präparat wurde schon vor längerer Zeit überarbeitet und enthält definitiv kein Titandioxid mehr – der Ökotest ist also verdient :-) Sie vermutet, dass auch bei Amazon inzwischen das aktuelle Präparat verkauft wird.
Viele Grüße
Julia vom Babyartikel.de Magazin