Gestern war ich mit zwei befreundeten Mamis für ein Probetraining im Fitnessstudio verabredet. Während ich eine gute Freundin engagiert hatte, wollten die beiden ihre Sprösslinge in die kostenlose Kinderbetreuung vor Ort geben. Kurz vorher sagten die beiden jedoch ab: je näher der Zeitpunkt rückte, desto klarer wurde für sie, dass sie ihre Babys nicht einer völlig Fremden zur Betreuung überlassen möchten. Ich habe trotzdem am „Rücken Fit“ Kurs teilgenommen und mir die Frage gestellt: Ab wann möchte ich eigentlich mein Baby in Fremdbetreuung geben?
Kita mit einem Jahr?
Als ich klein war, durfte ich zu Hause bei Mama spielen, bis ich 3 Jahre alt war. Dann wurde ich in den Kindergarten geschickt, musste aber nur hin, wenn ich wirklich wollte. Mittlerweile werden Kinder häufig im Alter von einem Jahr in die KiTa gegeben, damit die Mama wieder arbeiten kann. Vor allem hier in Berlin ist das die Norm, der KiTa-Gutschein gilt ab diesem Zeitpunkt. Auch die Meinungen sind so unterschiedlich wie die Vorgehensweisen: während in der Psychologie die Meinung vorherrscht, dass ein zu frühes Weggeben den Kindern eine traumatische Trennungserfahrung beschert, besagen Studien, dass früh fremdbetreute Kinder sich in ihren späteren Verhaltensweisen nicht von den anderen unterscheiden. Mein Baby ist jetzt 4,5 Monate alt. Insgesamt ist er für sein Alter sehr weit entwickelt – er ist wahnsinnig groß und motorisch wie sprachlich relativ fit. Trotzdem ist er auch sehr anhänglich und braucht wahnsinnig viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ihn alleine irgendwo abzulegen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Meistens ist er also entweder auf meinem Arm, meinem Schoss oder im Tragetuch ganz nah bei mir. Und auch wenn ich mir wünsche, irgendwann wieder mehr Zeit für mich zu haben, bin ich mir nicht sicher, ob er mit einem Jahr schon so weit ist, die Aufmerksamkeit einer Betreuungsperson mit ca. 10 anderen Kindern im selben Alter zu teilen. Andererseits ist er auch ein wirklich aufgewecktes Kerlchen und ich merke jetzt bereits, dass wir nicht mehr nur zu Hause bleiben können. Er möchte die Welt sehen und zwar so viel wie möglich davon. Er genießt es, wenn andere Mamis und ihre Kleinen bei uns zu Besuch sind oder wenn wir in die Krabbelgruppe gehen. Bei Spaziergängen streckt er seinen Kopf weit aus dem Tragetuch, um möglichst viel sehen zu können. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass er mit einem Jahr ’nur‘ mit mir zufrieden sein wird. Vorausgesetzt natürlich, ich möchte nicht den ganzen Tag mit ihm auf dem Spielplatz toben, Ball spielen oder ihn Huckepack tragen, sondern ein ‚erwachsenengerechtes‘ Leben führen.
Alternativen zur Kita
In unserer Mami-Vierer-Gruppe, die sich zweimal wöchentlich trifft und zu der auch die beiden oben erwähnten Mamas gehören, geht es niemandem besser. Wir haben deshalb eine mögliche Lösung des Dilemmas ausgeheckt: wenn jede von uns einen Tag in der Woche die Kinderbetreuung übernimmt und eine von uns zwei Tage, haben alle anderen vier Tage die Woche frei. Die Kinder wären bei ihnen bekannten Bezugspersonen in bekannten Räumlichkeiten, eine Eingewöhnung wäre damit unnötig. Auch haben wir bereits festgestellt, dass unsere Vorstellungen von Erziehung und Kindheit relativ gut übereinstimmen. Zwei von uns möchten nach einem Jahr Pause wieder arbeiten gehen, eine studieren. Ich weiß noch nicht genau, was ich mit der Zeit anfangen werde. Bloggen vielleicht. Sollte dieser Plan nicht aufgehen, gibt es glücklicherweise noch eine andere Alternative: eine Tagesmutter. Auch dort trifft mein Kleiner auf andere Kinder, allerdings ist der Betreuungsschlüssel ein ganz anderer. Die meisten Tagesmütter haben insgesamt drei Kinder. Auch das kommt mir, aus meiner eigenen Perspektive betrachtet, recht viel vor, ist aber auf jeden Fall viel besser als in der Kita. Außerdem sind Tagesmütter viel eher bereit, auf Besonderheiten der Kinder einzugehen. In der Kita, die wir kürzlich besichtigt haben, wurde mir z.B. gleich mitgeteilt, dass Stoffwindeln dort keine Option sind. Welche Wegwerf-Windeln ich ihm anziehe, darf ich immerhin selbst entscheiden. Und wenn wirklich alle Stricke reißen, gibt es immer noch folgende Möglichkeit: Ich qualifiziere mich selbst als Tagesmutter und hole die Gesellschaft für den Kleinen quasi direkt ins Haus. Nach unseren Regeln.