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Spinalanästhesie: die SPA bei der Geburt


Im Jahr 2018 erblickten in Deutschland 220.343 Babys per Kaiserschnitt das Licht der Welt. Um die Schmerzen der Prozedur für die Schwangere erträglich zu machen, leitet der Anästhesist eine Betäubung ein. Schonender als eine Vollnarkose ist dabei eine Spinalanästhesie. Diese wird bei rund 90 % aller Kaiserschnittgeburten eingesetzt. Ich habe mich genauer mit dieser Narkoseform beschäftigt und teile nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse mit Dir.  

Was ist eine Spinalanästhesie (SPA)? 

Eine Spinalanästhesie wird auch Lumbalanästhesie oder Kreuzstich genannt. Dabei wird ein Narkosemittel im Bereich der Lendenwirbelsäule eingespritzt. Die umliegenden Nerven werden betäubt und können kaum mehr Signale weiterleiten.  

Durch die Behandlung wird nur die untere Körperhälfte lahmgelegt. Dein Nervensystem wird blockiert, Motorik und Gefühle werden ausgeschaltet. Normalerweise spüren die Patienten ab dem Rand des unteren Rippenbogens aufwärts ihren Körper ganz normal. Währenddessen ist der Unterkörper taub.  

Die Spinalanästhesie besitzt einige Vorteile gegenüber der Vollnarkose:  

  • Die werdenden Mamas erleben die Geburt ihres Babys bei vollem Bewusstsein.  
  • Gleichzeitig fühlt sie keinen Schmerz beim Kaiserschnitt.  
  • Außerdem ist die Belastung des Herz-/Kreislaufsystems geringer.  
  • Die Lunge wird überhaupt nicht in Mitleidenschaft gezogen, weil keine Beatmung notwendig ist.  
  • Das Baby wird nicht narkotisiert, nur die Schwangere.  

Wie wird die SPA durchgeführt? 

Die Spinalanästhesie wird durch einen Anästhesisten gelegt. Die Patientin sitzt dafür aufrecht oder liegt auf der Seite. Der Mediziner fühlt durch Druck die richtige Einstichstelle. In der Regel wird die Spritze auf Höhe des dritten bzw. vierten Lendenwirbels angesetzt. Bevor das passiert, wird die Haut sorgfältig desinfiziert.  

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Die Spinalanästhesie

Vielleicht hast Du Angst vor den Schmerzen der Spritze? Die Vorstellung, dass jemand mit einer Nadel die Hirnhaut im Rücken durchsticht, klingt nicht gerade einladend. Keine Sorge, Du bekommst vor der tatsächlichen SPA bereits eine örtliche Betäubung.  

Wirkt diese, dann führt der Narkosearzt die SPA-Spritze zwischen zwei Wirbelkörpern hindurch. Er durchdringt dann die Rückenmarkshaut. Fließt anschließend etwas des dort enthaltenen Rückenwassers in die Spritze zurück, weiß der Mediziner, dass die Nadel perfekt sitzt. Jetzt erfolgt die Medikamentengabe über die Spritze ins Hirnwasser.  

Nachdem der Kreuzstich durchgeführt wurde, wird Dein Unterkörper warm. Bei manchen Patienten kribbelt es auch. Langsam setzt die Taubheit ein. Nach rund 15 Minuten kannst Du Deine Beine nicht mehr bewegen.  

Interessant ist auch, dass das Taubheitsgefühl in den Füßen startet und sich nach oben entwickelt. Die Narkose lässt aber in umgekehrte Richtung nach. Zunächst verliert sie am Bauch ihre Wirkung. Schlussendlich werden auch die Zehen wieder wach.   

Welche Nebenwirkungen hat die Spinalanästhesie? 

Durch die örtliche Betäubung verläuft die Prozedur ohne Schmerzen. Einige Frauen beschreiben aber ein starkes Druckgefühl, wenn die Nadel gelegt wird.  

Bei zahlreichen Patienten fallen nach einer SPA erst einmal der Blutdruck und die Herzfrequenz ab. Manchen Frauen wird in dieser Phase auch schlecht und sie müssen sich übergeben.  

Vielleicht hast Du schon mal davon gehört, dass Mütter nach einer Lumbalanästhesie unter starken Kopfschmerzen leiden. Diese Nebenwirkung wird dadurch verursacht, dass etwas Hirnwasser austritt. Ein Unterdruck entsteht, der zu Kopfweh führt. In Fachkreisen spricht man von postspinalen Kopfschmerzen. Die Ärzte können sie gut behandeln.  

Teilweise haben die Patienten Schwierigkeiten, ihre Blase selbstständig zu entleeren und brauchen erst einmal einen Katheter. Der Zustand vergeht meistens rasch von selbst wieder. Sollte der Arzt bei dem Eingriff allerdings die Nerven verletzen, kann es zu längerer oder dauerhafter Inkontinenz kommen. Lähmungserscheinungen, Blutergüsse und Eiteransammlungen an der Einstichstelle können auftreten.  

Zu den schweren Komplikationen einer SPA zählen Herzstillstand und Atemlähmung. Diese passieren, wenn das Betäubungsmittel versehentlich in ein Blutgefäß gespritzt wird. Auch eine Überdosierung kann schwere Nebenwirkungen auslösen. Dringen Bakterien durch die Einstichstelle in den Körper ein, können Entzündungen des Rückenmarks und der Hirnhaut die Folgen sein.  

Schwere Komplikationen und Nebenwirkungen kommen bei der Spinalanästhesie nur sehr selten vor. Wichtig ist ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem behandelnden Narkosearzt bzw. der behandelnden Narkoseärztin. Er/Sie kann auch auf individuelle Fragen und Konditionen eingehen.  

Verhalten vor und nach der SPA 

Allgemein empfohlen wird, dass Patienten ab etwa 2 Uhr früh nüchtern bleiben. Du darfst also am Tag Deiner Spinalanästhesie nicht frühstücken. Das ist eine grobe, allgemeine Empfehlung. Halte Dich unbedingt an die Vorgaben, die Dein/e Narkosearzt/-ärztin Dir mit auf den Weg gibt.  

Wie lange die Betäubung anhält, hängt von der Dosis ab. Wurde eine geringere Menge verabreicht, kann das Taubheitsgefühl nach drei bis vier Stunden wieder nachlassen. Bei größeren Eingriffen dauert es länger, bis die Narkose abklingt. Wichtig ist, dass Du nicht selbstständig aufstehst. Du darfst mindestens 24 Stunden nach der Narkose auch nicht Autofahren. Nach einem Kaiserschnitt ist Dir sicherlich sowieso nicht nach einer Spritztour zumute.  

Welchen Unterschied gibt es zwischen PDA und SPA? 

Zugegeben, mir war der Unterschied zwischen Periduralanästhesie (PDA) und Spinalanästhesie bis vor Kurzem auch nicht klar.  

Die PDA wird häufiger bei natürlichen Geburten eingesetzt. Sie hemmt das Schmerz- und Berührungsempfinden. Die Patientin kann sich aber weiterhin selbst bewegen. Der Anästhesist legt einen Katheter, über den das Betäubungsmittel dosiert werden kann. Dazu führt er eine hohle Nadel zwischen die Wirbel. Der Katheter wird nicht wie bei der Spinalanästhesie in das Rückenmark eingeführt, sondern nur in dessen Nähe gelegt.  

Die SPA wird öfter im Zusammenhang mit Kaiserschnitten verwendet. Sie betäubt den gesamten Unterkörper. Die Schwangere kann sich nicht bewegen. Die Spinalanästhesie wirkt schneller und braucht gleichzeitig weniger Betäubungsmittel.  

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Unterschied zwischen Spinalanästhesie (li.) und Periduralanästhesie (re.)

Muss ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden, ist oftmals eine Vollnarkose notwendig. Diese kann am schnellsten durchgeführt werden. Die Mutter ist dann während der Sectio nicht bei Bewusstsein. Außerdem ist eine Vollnarkose eine starke Belastung für den Organismus. Wenn möglich, verzichten die Ärzte bei einer Geburt darauf.  


Hast Du bereits eine Spinalanästhesie erlebt? Wie ist es Dir während und nach der Narkose ergangen? Wir würden uns über Deinen Erfahrungsbericht in den Kommentaren freuen.  

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