Vor einigen Wochen hat mich eine Freundin gefragt, wie es sich wirklich anfühle, schwanger zu sein. Über meine ehrliche Antwort hat sie sich sehr gefreut – auch sie hatte längst vermutete, dass nicht immer alles rosig verläuft und nicht jede Schwangere sich immer ununterbrochen gut fühlt. Dass es aber auch in der Schwangerschaft phasenweise mal besser und mal schlechter geht, war mir auch neu.
Schwangerschaftswoche 6-11
Am Anfang meiner Schwangerschaft stand eine Erkältung. Ich wusste nicht, dass ich schwanger war, aber irgendetwas stimmte nicht – ich war bisher so gut wie noch nie erkältet, und diese war schon die zweite innerhalb weniger Wochen und sie hielt sich hartnäckig. Verbunden mit starker Übelkeit und Appetitlosigkeit war ich tatsächlich gezwungen, mich zum ersten Mal in meinem Leben einen Tag krank zu melden. An dem Tag stellten wir auch fest, dass ich in der 6. Woche schwanger war. Was dann folgte, war mehr als das Klischee von der Morgenübelkeit: mir war wirklich wochenlang durchgehend übel. Ich war müde, konzentrationslos und hatte starke Einnnistungsschmerzen. Ich konnte keinen Kaffee oder Tee mehr trinken und hatte dadurch starke Kopfschmerzen. Trotzdem bin ich zur Arbeit gegangen und habe dort so gut wie möglich versucht, meinen Zustand geheim zu halten. Natürlich wurde mir oft gesagt, dass das nur die ersten Wochen wären, aber in dem Moment kann man das nicht glauben. Alles, woran ich denken konnte, war diese Übelkeit.
Schwangerschaftswoche 12-23
Nach der 11. SSW ging es mir tatsächlich immer besser. Die Freude, wieder normal essen zu können, war enorm. Normal essen zu können natürlich im Bezug auf die Übelkeit. Bei mir kam aber noch etwas dazu: ich leide seit etwa acht Jahren unter einer Histaminunverträglichkeit, die zu einem sehr eingeschränkten Ernährungsstil geführt hat. Pizza, Burger, Tomaten, Fisch, Käse – alles absolut tabu die letzen Jahre. Ich hatte allerdings schon einmal gelesen, dass sich das in der Schwangerschaft bessern soll und kann das jetzt bestätigen. Angeblich produziert die Plazenta eine enorme Menge der Enzyme, von denen ich zu wenig habe, und unterstützt meinen Körper, das überschüssige Histamin im Blutkreislauf abzubauen. Ergebnis für mich: ich kann endlich wieder normal essen. Weil wir das natürlich auch nutzen wollen, habe ich bisher schon 12 kg zugenommen. Aber ich bin über kein einziges der Kilos traurig, ich war so lange viel zu dünn. Zwar war ich trotzdem oft müde und erschöpft von der Arbeit, aber insgesamt verlief alles gut. Ich hatte kaum Beschwerden, nur immer mal wieder ein leichtes Ziehen im Unterleib. Auch dem kleinen Bauchzwerg schien es richtig gut zu gehen, zumindest war er aktiv, als würde er schon für die olympischen Spiele trainieren.
Schwangerschaftswoche 24-26
Dann kam das böse Erwachen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eines Nachts wurde ich wach und hatte starke Schmerzen im Unterleib. Winselnd weckte ich meinen Mann, der natürlich auch total hilflos war. Vor Schmerzen krümmte ich mich so stark, dass wir nicht einmal die schnell beschaffte Wärmflasche dahin halten konnten, wo es am meisten weh tat. Nach etwa 10-20 Minuten war der Spuk vorbei. Trotzdem führte mein Weg am nächsten Tag natürlich direkt zum Arzt. Dem Baby ging es gut, aber mein Muttermund zeigte eine leichte Einkerbung, es hatte also eine Wehen-Aktivität gegeben. Also erst einmal eine Woche zu Hause ausruhen. In dieser Zeit war ich so müde und schlapp wie nie zuvor. Selbst die kürzesten Fußwege im langsamsten Watschelgang bereiteten mir Probleme. Oft musste ich mit Seitenstechen nach 300 Metern ein paar Minuten ausruhen, bevor ich weitergehen konnte. Mein Bauch hat ständig geschmerzt und gespannt und mein Kleiner war ungewöhnlich ruhig in dieser Zeit. Starke Rückenschmerzen standen an der Tagesordnung, genauso wie schmerzende Beine und nächtliche Wadenkrämpfe. Das war auch die Zeit, in der besagte Freundin ein Statement von mir wollte. Was ich geantwortet habe? „Ganz ehrlich, die meiste Zeit ist schwanger sein richtig scheiße. Die Leute sagen einem immer, man soll die Zeit genießen. Wie soll ich denn etwas genießen, wenn es mir immer nur scheiße geht, ich mich fühle wie ein ungelenkes Walross, das auf der Couch gestrandet ist, und ich mir zusätzlich ununterbrochen Sorgen mache, ob es meinem Baby gut geht?“ Meine Hebamme sagte mir, dass das nach ca. 2 Wochen wieder besser werden würde.
Schwangerschaftswoche 27-31
Und tatsächlich. Von einer Woche zu anderen waren alle Beschwerden so gut wie weg. Der Kleine wurde wieder munter in meiner Bauchwohnung und ich fühle mich gut wie schon sehr, sehr lange nicht mehr. Nicht nur, dass ich jetzt alles essen kann, ich bin auch viel energiegeladener und wir können am Wochenende tatsächlich etwas unternehmen. Die Zeit zu zweit genießen. Dinge tun, die nicht mehr so einfach sind, wenn der Kleine bei uns ist. Ein Trip nach Hamburg oder an die Ostsee zum Beispiel. Den Nachmittag entspannt mit Freunden verbringen. In die Sauna gehen, neue Restaurants ausprobieren… Wenn mein Arzt bei dem nächsten großen Ultraschall also noch bestätigt, dass es meinem Kleinen gut geht und er so entwickelt ist, wie er soll, bin ich wunschlos glücklich. Und habe gelernt: nach Regen kommt immer Sonnenschein. Auch in der Schwangerschaft.