Als Elternteil musst Du immer wieder Konflikte lösen und nicht selten „nein“ sagen – auch, wenn Dir das sicherlich nicht immer leicht über die Lippen geht. Und irgendwann gelangst Du bestimmt an den Punkt, an dem Du Dich kaum mehr „nein“ oder „Stopp“ sagen hören kannst. Aber was sind die Alternativen? Und was, wenn ein „Nein“ seine Wirkung verloren hat und sich Dein Kind allem widersetzt?
Die bessere Alternative zum „Nein“: eine positive Sprache in der Kommunikation mit Deinem Schatz. Denn Kinder sind noch dabei ihre Sprachfähigkeiten zu entwickeln. Sprichst Du positiv mit Deinem Kind, wird es sich daran gewöhnen und Euer Umgang wird insgesamt positiver. So wird es auch schneller verstehen, wenn Du Grenzen setzt und mal etwas nicht wünschst.
Auch ein „Ja“ kann Kindern Grenzen aufzeigen
Wie aber wird Dein Kind verstehen, dass Du ihm Grenzen setzen willst und etwas nicht möchtest, wenn Du nicht mehr explizit „nein“ sagst? Das ist gar nicht so schwierig. Ein Beispiel: Mein kleiner Mann liebt es bei dem Nachbarsjungen zu spielen. Doch dessen Eltern hatten kürzlich noch einen Termin mit ihm und auch ich musste meinen Schatz langsam bettfertig machen.
Anstatt ihn aber ruckartig beim Spielen zu unterbrechen, entschied ich, dass es besser ist, ihn mit positiven Fragen aufs Gehen vorzubereiten: „Spielst Du gern mit Tom?“ „Ja.“ „Ihr habt aber ja nun schon eine Weile gespielt. Sollen wir also mal langsam aufräumen? Möchtest Du mir helfen oder soll ich das tun?“ „Ich mache es selbst.“ „Wir können ja nächste Woche wieder kommen und spielen.“ „Ja.“ Mit einem positiven Gespräch und verständlichen Fragen ist es manchmal leichter, eine Situation zu klären und Unmut und Widerstand zu vermeiden. Wenn ein Gespräch mit einem „Ja“ beginnt, fällt es Deinem Schatz leichter, Kompromisse einzugehen.
Ein „Ja“ ist positiv behaftet und sorgt für eine gute Basis in einem Dialog. Dennoch kann auf ein „Ja“ auch eine Erklärung und Argumentation für etwas (aus Sicht des Kindes) nicht so Schönes folgen. Die positive Ausrichtung des Satzes hilft Deinem Schatz die Situation zu verstehen, Probleme einfacher zu lösen und die Argumente hinter dem verborgenen „Nein“ besser zu verstehen.
Kinder verdienen Respekt
Das sogenannte „Gentle Parenting“ (übersetzt etwa „sanfte Erziehung“) besagt genau das: Zum einen damit aufzuhören ständig seine Kinder herumzukommandieren und Befehle zu geben, die kurz und knapp sind, aber eben immer sehr negativ klingen. Es heißt zudem, mit Kindern auf respektvolle Weise zu sprechen und eine starke Bindung zu schaffen. Mit Deiner Sprache und Deinem Verhalten ein familiäres Umfeld zu schaffen, das positiv und einladend ist und in dem eine Familie gut miteinander umgeht.
Natürlich ist es nicht immer einfach, sich selbst und die eigene Sprache zu kontrollieren. Es gibt sicher Tage, an denen Dir der Geduldsfaden reißt und Du am liebsten schreien möchtest. An denen Du frustriert bist und nichts zu funktionieren scheint. Aber auch an solchen Tagen hilft, es Vertrauen zu Deinen Kindern aufzubauen, in dem Du positive Ausdrücke verwendest. Dadurch glauben Kleinkinder, dass Du nicht gegen sie bist, sondern auf ihrer Seite und dass Du vor allem nicht unfair bist und Stress an ihnen ablädst. Also: einatmen und daran denken, wie viel Stress Du vermeidest, wenn Du Deine Sprache zügelst.
Alternativen zu Befehlen, die Du im Alltag gibst
Wenn Du also bisher gerne Befehle wie diese gegeben hast:
- „Zeit zum Anziehen!“
- „Leg das weg.“
- „Komm her.“
- „Wasch Dich bitte.“
- „Los, wir kommen zu spät!“,
ist es sicherlich an der Zeit, diese Sätze, die sehr nach Befehlssprache klingen, zu ersetzen. Und zwar so, dass Deine Aussagen vielmehr zu einem Gespräch führen und Dein Kind versteht, dass es mitreden darf und nicht nur Dinge ausführen muss. Alternativen zu den oben genannten Beispielen können sein:
- „Was meinst Du, sollen wir uns anziehen? Ich könnte uns auch noch ein leckeres Frühstück machen. Wenn Du gleich angezogen bist, habe ich es schon fertig.“
- „Wie wäre es, wenn wir später damit spielen? Erst machen wir unsere Erledigungen und später spielen wir wieder.“
- „Magst Du Mama mal an die Hand nehmen? Dann können wir gemeinsam los gehen.“
- „Ui, Dein Gesicht ist ja ganz dreckig. Das sieht ja lustig aus. Was meinst Du, sollen wir das mal aus Deinem Gesicht waschen?“
- „Oh je, Tom wartet sicher schon auf uns. Wir sollten ihn nicht warten lassen, dann ist er ganz traurig. Schnappst Du Deinen Rucksack und wir gehen aus dem Haus?“
Probiere also mal aus, mehr Positives in Deine Sprache zu bringen. Kinder lernen von uns Eltern. Wenn Du positiv mit ihnen sprichst, werden sie Positives zurückgeben und sich auch in einer Trotzphase nicht immer angegriffen und ungerecht behandelt fühlen. Versetze Dich einmal in ihre Lage und versuche zu verstehen, wie schwierig Kommandos manchmal anzunehmen sind – besonders als Kind, das erst einmal lernen muss, mit Gefühlen und Stress umzugehen. Da solltest Du als Elternteil ruhig ein wenig mehr Nettigkeit einbringen – das tut auch Dir selbst sicher gut.