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Stille Geburt: Welche Gründe sie hat und wo Eltern Hilfe finden


TRIGGERWARNUNG TOTGEBURT. Schon der Begriff macht traurig, denn bei einer Stillen Geburt gibt es keinen ersten, lebensbegrüßenden Schrei. „Stille Geburt“ bedeutet, dass die Mutter ein Kind zur Welt bringt, das bereits im Mutterleib verstorben ist, bzw. während der Geburt verstirbt und mindestens 500 Gramm schwer ist. Kinder, die tot zur Welt kommen bzw. unter der Geburt oder kurz danach sterben, nennt man auch Sternenkinder. Stirbt ein Baby ab der 14. Schwangerschaftswoche im Bauch der Mutter, muss es regulär geboren oder per Kaiserschnitt geholt werden. 

Für Eltern ist der Verlust des Babys zum Zeitpunkt seiner Geburt ein traumatisches Erlebnis. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie der Abschied vom Baby aussehen kann. Doch eins schonmal vorweg: Familien dürfen sich nach einer stillen Geburt alle Zeit der Welt nehmen, um sich zu verabschieden! 

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Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Zahlen der Stillen Geburten seit 2010 tendenziell steigen. Und obwohl die Zahl in allen Altersgruppen steigt, wird unter anderem das höhere Alter von Müttern als Risikofaktor genannt. Im Jahr 2007 wurden in Deutschland 3,5 von 1000 Babys tot geboren. Im Vergleich dazu lag die Zahl im Jahr 2021 bei 4,3 von 1000 Babys. 

Gründe für eine Stille Geburt

Das Wichtigste vorweg: Mamas haben den Tod ihres Babys in den allermeisten Fällen nicht zu verantworten und tragen keine Schuld daran. Die Gründe, die zu einer Stillen Geburt führen, sind sehr unterschiedlich:  

  • Störungen der Plazenta, z.B. Durchblutungsstörungen oder vorzeitige Plazenta-Ablösung
  • Sauerstoffmangel, der nicht mit einer Plazentastörung zusammenhängt
  • unzureichende Versorgung des Kindes über die Nabelschnur (Nabelschnurknoten, Nabelschnur um den Hals, Nabelschnurvorfall, )
  • Infektionen, die das Baby oder die Plazenta schädigen und über das Fruchtwasser oder die Eihäute übertragen wurden
  • Erkrankungen der Mutter (Diabetes, HELLP-Syndrom etc.)
  • kindliche Fehlbildungen
  • Gewalteinwirkungen – beispielsweise durch einen Unfall

Quelle: BZGA

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In den meisten Fällen einer Stillen Geburt, kann die Ursache nicht geklärt werden. Eltern können in diesem Fall verschiedene Untersuchungen veranlassen. Dabei werden zum Beispiel das Blut von Mutter, Baby und der Plazenta untersucht. 

Wie kündigt sich eine Totgeburt an?

Die ersten Anzeichen, dass etwas mit dem Baby nicht stimmt, sind verhaltene oder fehlende Bewegungen des Babys oder vaginale Blutungen. Wenn Du solche Anzeichen bei Dir und Deinem Baby bemerkst, solltest Du sicherheitshalber sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. 

Andere Warnsignale können Unterleibskrämpfe oder Frühwehen sein. 

Wie läuft eine Stille Geburt ab?

Wenn die Ärzte und Ärztinnen sich sicher sind, dass das Baby im Bauch keinen Herzschlag mehr hat, sollte die Schwangerschaft beendet werden. Manche Eltern brauchen ein paar Tage Zeit, um Abschied von ihrem Kind zu nehmen. Andere Mütter möchten die Geburt schnellstmöglich hinter sich bringen. Die Geburt kann eingeleitet werden. Frauen können aber auch darauf warten, bis die Wehen natürlich einsetzen. Das kann ein paar Tage und, und in seltenen Fällen, bis zu 2 Wochen dauern. Wichtig ist, dass die Frau dabei intensiv medizinisch betreut wird, um sicherzustellen, dass das Abwarten kein gesundheitliches Risiko darstellt. Ob die Geburt eingeleitet werden soll, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Genauso wie die Art der Geburt! Meist rät das medizinische Fachpersonal den Eltern zu einer vaginalen Geburt, da diese dabei hilft, den Tod des Babys zu realisieren und letztlich auch besser verarbeiten zu können.  

Falls Du in diese Situation kommen solltest, lasse Dich auf keinen Fall drängen! Weder zu einem Zeitpunkt noch zu einer Art der Geburt. 

Auch wie die Geburt genau abläuft, entscheidet die Mutter. Also in welcher Position sie ihr Baby gebären möchte, ob sie Schmerzmittel nehmen möchte und so weiter. 

Ist eine Hausgeburt möglich?

Wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen, ist auch bei einer Stillen Geburt eine Hausgeburt möglich. Die Intimität zu Hause kann Familien dabei helfen, das Baby in einem persönlichen Rahmen zu verabschieden. 

Was passiert nach der Geburt?

Was genau nach der Geburt passiert, liegt in der Entscheidung der Eltern. Es ist wichtig, dabei wirklich in sich hinein zu hören und sich natürlich auch die Zeit zu nehmen, die man braucht. Eltern haben die Möglichkeit, ihr Baby in den Arm zu nehmen, kuscheln und Abschied nehmen. Eine Alternative dazu ist, das Baby von der Hebamme beschreiben zu lassen.

Erinnerungen schaffen

Viele Familien entscheiden sich dafür, Erinnerungen an die viel zu kurze Zeit mit ihrem Baby zu schaffen: Sie machen Fotos, fertigen Fuß- und Handabdrücke an und kuscheln ihren kleinen Schatz. In den meisten Krankenhäusern kann auch ein Fotograf bestellt werden. 

Rechte und Pflichten der Eltern

Auch nach einer Stillen Geburt wird die Familie durch eine Hebamme betreut, die zum Beispiel die Rückbildung der Gebärmutter kontrolliert. Außerdem gibt es Tabletten, die den Milcheinschuss verhindern. 

Rechtlich gesehen muss eine Totgeburt bis zum dritten Tag nach dem Tod des Babys dem Standesamt gemeldet werden. Denn dieses stellt dann eine Geburtsurkunde aus. 

Wenn ein Baby im Rahmen einer Stillen Geburt zur Welt kommt, besteht eine Bestattungspflicht. Es ist auch möglich, einen Gedenkgottesdienst abzuhalten. 

Noch ein Wort zum Mutterschutz: Auch nach einer Stillen Geburt steht der Mutter bis zu 18 Wochen Mutterschutz und Mutterschaftsgeld zu – allerdings erst ab der 24. Schwangerschaftswoche. Aktuell fordern Kritikerinnen einen zeitlich gestaffelten Mutterschutz nach einer Fehlgeburt.

Eine Stille Geburt verarbeiten

Mit dem Tod des eigenen Babys umzugehen, ist eine fast unlösbare Aufgabe. Es gibt viele Gefühle, die Eltern in dieser schlimmen Situation durchleben: Trauer, Wut, aber auch Scham und Schuld. Das macht es Familien schwer, mit der Situation umzugehen. Es braucht viel Zeit, um den Verlust zu verarbeiten. Es gibt aber auch Dinge, die dabei helfen können:

Abschied bewusst gestalten

Gerade, weil die Zeit so rar ist, die Eltern nach einer Stillen Geburt mit ihrem Baby haben, sollte sie so bewusst wie möglich gestaltet werden. Denn egal, ob es sich um wenige Stunden oder Tage handelt: Die Zeit bleibt unvergesslich! Deshalb sollten sich Mütter, Väter und ggf. auch Geschwister alle Zeit der Welt nehmen, um vom Baby Abschied zu nehmen! 

Körperliche Nähe

Die Vorstellung, ein totes Baby in den Armen zu halten, kann erst einmal überfordernd wirken. Oft können Eltern sich nicht vorstellen, wie ihr Baby aussehen wird und haben Angst davor. Das ist völlig normal. Bei vielen Familien dauert es eine Weile, bis sie bereit sind, ihr Kind zu halten. Die meisten Familien beschreiben es aber als wichtig und den Umständen entsprechend eine schöne Erfahrung, ihrem Baby für kurze Zeit nah sein zu können.

Hilfe für betroffene Eltern

Wenn Eltern möchten, können sie in Kontakt mit Menschen treten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt heute viele Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, für Familien, die einen so schweren Verlust erleiden müssen und mussten. Familien können sich aber auch bei einem Therapeuten Hilfe suchen. Unter den folgenden Links findest Du Anlaufstellen, die trauernden Familien helfen können.

  • VEID ist der Bundesverband verwaister Eltern und trauernder Geschwister. Dort sind auch viele regionale Verbände gelistet.
  • Initiative Regenbogen: Betreiber der Website ist eine Elterninitiative, bei der es viele nützliche und tröstliche Informationen gibt.
  • Pro Familia ist ein überregionaler Verband mit über 200 Beratungsstellen in ganz Deutschland.

Nach einer Stillen Geburt wieder schwanger werden

Es braucht einige Zeit bis Familien den Schmerz und die Trauer einigermaßen überwunden haben. Dann wünschen sie sich vielleicht, wieder schwanger zu werden. Viele Eltern machen sich dann Sorgen, dass ihnen wieder so etwas Schlimmes passieren könnte. In den meisten Fällen läuft eine Schwangerschaft nach einer Stillen Geburt problemlos ab. Wichtig ist natürlich, die Gründe für die Totgeburt zu kennen. Wenn es sich zum Beispiel um einen Gendefekt handelte, sollte eine erneute Schwangerschaft unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden. 

Bei der Frage, wann eine erneute Schwangerschaft empfohlen wird, streiten sich die Geister. Die Meinungen reichen vom nächsten Zyklus bis zu einem Jahr. Wie schnell sich der weibliche Körper von der Schwangerschaft und Geburt erholt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist sehr individuell. Wie schnell sich die Seele erholt, steht nochmal auf einem anderen Blatt.

Am besten sprechen Eltern mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin. Er oder sie kennt die Gegebenheiten und kann dementsprechend Empfehlungen geben. Nicht außer Acht zu lassen ist bei dieser Entscheidung auch das eigene Bauchgefühl.

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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