Wie stillt man nachts im Bett? Natürlich im Liegen, oder? Stillen im Liegen war das erste, das mir die Hebamme nach der Geburt meines Sohnes vor fast 6 Jahren zeigte. Fortan hatte ich mit dieser Stillposition nie wirklich Probleme – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Frauen.
Wenn auch Dich das nächtliche Stillen nervt, weil Du Dich jedes Mal aufrichten musst, statt im seitlichen Liegen zu stillen – oder Du noch weitere Probleme beim Stillen im Liegen hast, bist Du also nicht allein.
Lies hier meine Tipps und Erfahrungen zum Thema Stillen im Liegen – damit es hoffentlich auch bei Dir und Deinem Baby entspannt funktioniert.
Liegend stillen: Seitlich oder in Rückenlage
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, wie Du Dein Baby im Liegen stillen kannst: Die Seitenlage und die Rückenlage. Beide haben ihre Vorzüge und beide stelle ich Dir gleich noch im Detail vor. Sowohl in der Seitenlage als auch in der Rückenlage kannst Du Dich selbst entspannen – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Milchfluss richtig in Gang kommt.
1. Seitlich Stillen im Liegen
Die Position, die mir im Krankenhaus beigebracht wurde, ist wahrscheinlich auch die, an die Du beim Thema Stillen im Liegen zuerst denkst: Du liegst seitlich, Bauch an Bauch mit Deinem Baby und es stillt, meist an der unteren Brust.
Diese Stillposition ist perfekt zum Einschlafstillen bzw. nachts, wenn Du selbst ebenfalls schlafen willst. Wenn Dein Baby im Familienbett schläft, könnt ihr beide danach einfach liegen bleiben und weiterschlafen.
Gerade, wenn Dein Baby schon älter und schwerer ist, hat das Stillen im Liegen den Vorteil, dass Du es nicht mehr mühsam hochheben und auf Deinem Schoß halten musst.
Stillen in Seitenlage: Tipps und Erfahrungen
Was ich selbst zu dieser Position lange nicht wusste, weil es mir im damals im Krankenhaus anders gezeigt wurde: Wenn Du in der Seitenlage die Brust wechseln möchtest, musst Du Dein Baby dazu nicht extra von einer auf die andere Seite heben. Stattdessen kannst Du einfach mit dem Körper etwas nach vorne kippen, während Du mit dem oberen Knie nach vorne Deine Position stabilisierst. So kann Dein Baby problemlos die obere Brust fassen und trinken, ohne dass ihr eure Position wechseln müsst.
Mit kleineren Brüsten (B-Cup) ist meine Erfahrung, dass die obere Brust sogar meist angenehmer ist als die untere. Denn damit die untere Brust auf Mundhöhe liegt, muss ich meinen Oberkörper ein wenig nach hinten beugen. Das ist auf Dauer eher unbequem.
Stillen in Seitenlage: Richtig anlegen
Wichtig ist beim Stillen in der Seitenlage aber, wie in jeder Stillposition, dass Du Dein Baby richtig anlegst:
- Nah am Körper, möglichst viel Kontakt.
- Immer Bauch an Bauch.
- Dein Baby liegt ebenfalls in Seitenlage, nicht auf dem Rücken.
- Die Wirbelsäule darf nie verdreht sein, Ohr, Schulter und Oberschenkel sind auf einer Linie.
- Der Kopf sollte nicht zu weit oben liegen; wenn Dein Baby die Brustwarze fasst, muss es den Kopf etwas nach oben neigen.
- Die Brustwarze sollte in etwa auf Höhe des Mundes sein, also nicht zu weit in Richtung Matratze oder Decke zeigen.
- Nicht die Brust zum Kind bewegen, sondern Deinen Oberkörper oder das Baby.
Übersicht Positionen Stillen im Liegen
Auf unserer Babyartikel.de Grafik siehst Du nochmal, welche Positionen u. a. zum Stillen im Liegen geeignet sind.
Stillen im Liegen klappt nicht – was tun?
Trotzdem kann das Stillen im Liegen in der Seitenlage vor allem für Anfänger und sehr kleine Babys eine echte Herausforderung sein. Das muss aber nicht immer so bleiben. Auch wenn es anfangs also nicht so richtig klappt, gib nicht auf und versuche es nach ein paar Wochen erneut. Je älter Dein Baby, desto leichter wird es die Brustwarze selber fassen können, und damit wird auch das Stillen im Liegen entspannter.
Tipp: Wenn Dein Baby sehr hungrig ist, könnte es anfang schwierig werden, es liegend anzulegen. Mach‘ doch mal ein paar „Trockenübungen“ oder wechsele von Eurer üblichen Stillhaltung in die Liegeposition, wenn Du die Brust wechseln möchtest.
Bis dahin könnte ja die folgende Position für euch besser passen:
2. Laid Back Stillen bzw. intuitives Stillen
Diese zweite Position zum Stillen im Liegen kennt man bei uns in Deutschland weniger. In anderen Ländern, auch in europäischen Nachbarländern wie Frankreich, scheint diese dagegen ganz natürlich und weit verbreitet zu sein: Die Rede ist vom Stillen in Rückenlage, auch als Laid-Back Stillen oder intuitives Stillen bezeichnet.
Angeblich funktioniert das laid back nursing bei den allermeisten gesunden Neugeborenen, sogar schon unmittelbar nach der Geburt. Du legst Dich mit nackter Brust bequem auf den Rücken, am besten auf ein (Still-)Kissen gestützt. Dein Baby legst Du in Bauchlage auf Deinen Bauch. Das war’s. Denn den Rest übernimmt der Säugling selbst. In einem sogenannten „Breast Crawl“ wird er sich vortasten, bis er die Brustwarze findet. Das sieht bei einem Neugeborenen in den ersten sechs Wochen etwas unbeholfen aus, denn es hat ja noch wenig Kopfkontrolle. So ruckelt es mit dem Kopf auf und ab und schiebt sich dabei mit den Beinchen kräftig vorwärts.
Kleinere Studien weisen darauf hin, dass das intuitive Stillen Stillproblemen vorbeugt und eine erfolgreiche Stillbeziehung fördert. Auch bei einem sehr starken Milchspendereflex ist das Laid Back Stillen hilfreich.
Tatsächlich hat mein Sohn damit wenige Minuten, nachdem er mir damals im Krankenhaus auf den nackten Oberkörper gelegt wurde, genau damit angefangen. Allerdings nahm ihn die Hebamme weg, bevor er die Brust erreichte und zeigte mir das Anlegen in der Seitenlage.
Im Unterschied zur Seitenlage solltest Du so aber in den ersten 12 Monaten sicherheitshalber nicht einschlafen. Denn die Lage auf deinem Bauch gilt nicht als sichere Schlafposition für Säuglinge. Der große Nachteil des intuitiven Stillens ist also, dass Du das Baby danach ablegen musst. Sehr sensible Babys wachen dabei womöglich auf. Mit der Zeit gewöhnen sich viele Kinder aber an das Ablegen und schlafen weiter.
Stillen im Liegen: 6 weitere Tipps, die Du kennen solltest
Stillen im Liegen eignet sich also für ein Neugeborenes genauso wie für ältere Babys. Was gibt es sonst noch zu beachten?
1. Sorge für Sicherheit
Wichtig ist in jedem Alter, dass Du das Bett bzw. die Liegefläche ausreichend sicherst. Das Baby darf nicht herunterrollen können, wenn es sich dreht und Du eingeschlafen bist. Auch sollten keine Decken, Kissen oder Kuscheltiere in der Nähe des Babys sein, die versehentlich über sein Gesicht rutschen könnten. Auch sollte die Matratze nicht zu weich sein, damit die Atemwege Deines Babys immer frei bleiben.
2. Achte auf Deine eigenen Bedürfnisse
Für eine erfolgreiche Stillbeziehung ist es langfristig ungemein wichtig, dass nicht nur das Baby sich wohl fühlt, sondern auch Du Dich selbst. Sorge darum dafür, dass Du alles in der Nähe hast, was Du brauchst. Dazu gehört am Anfang in jedem Fall eine Flasche Wasser, denn viele Mütter bekommen beim Stillen in den ersten Monaten unheimlichen Durst.
Wenn ich mein Kind abends zum Einschlafen stille, werde ich oft so müde, dass ich gleich liegen bleibe. Damit ich das jederzeit so entscheiden kann, erledige ich alles, was sein muss, schon vorher: Zähneputzen, Toilette, Wecker stellen, usw.
3. Stille liegend mit Stillkissen
Sorge außerdem dafür, dass genug Stillkissen und stützende Kissen für Dich griffbereit sind – auch wenn Du liegend stillen möchtest. Du wirst selbst schnell merken, ob Du eines im Rücken brauchst, oder eines zwischen den Knien – oder beides.
Wenn Dein Baby sich noch nicht so gut selbst in der Seitenlage halten kann, unterstütze seinen Rücken mit Deinem freien Arm oder eben mit einem Stillkissen. Kontrolliere dabei unbedingt, dass Dein Baby am Rücken nicht schwitzt.
4. Trag‘ die richtige Kleidung
Was mir diesen Winter beim Stillen im Bett sehr weiter geholfen hat, war mein warmer Still-Schlafanzug. In sehr kalten Nächten habe ich darüber auch noch meinen Morgenmantel angelassen. So kann ich beim Stillen im Liegen die Decke weiter nach unten ziehen und friere trotzdem nicht gleich. Mein Kleiner kann also stillen, ohne dass ich versehentlich sein Gesicht zudecke.
Ansonsten hat ein Still-Schlafanzug oder Still-Nachthemd natürlich große Vorteile, auch abgesehen von der Wärme. So musst Du nichts nach unten ziehen oder Deinen Bauch bei Stillen freilegen. Damit Stilleinlagen auch in der Seitenlage an ihrem Platz bleiben, hilft ein bequemes Stillbustier.
5. Schütze das Bett vor Milch
Als er noch sehr klein war, ist er oft während des Stillens im Liegen eingeschlafen. Sein Mund blieb offen und die Milch lief ins Bett. Damit ich nicht täglich das Bett neu beziehen musste und außerdem die Matratze nicht irgendwann voller Milch war, habe ich…
- einen dicken, saugfähigen Schutzbezug zwischen Bettlaken und Matratze gelegt.
- immer eine Mullwindel neben dem Bett gehabt, die ich während des Stillens unter meine Brust und sein Köpfchen legte.
Bis sich die Milchbildung und das Stillen richtig eingependelt haben, kommt es außerdem bei vielen Frauen vor, dass die zweite Brust „ausläuft“, während das Baby an einer Brust stillt. Auch hier kann eine Mullwindel oder auch gute Stilleinlagen helfen. Diese steckst Du einfach in das Schlafanzugoberteil, während Dein Säugling auf der anderen Seite trinkt.
Zum Glück regelt sich dieses Problem nach einer Weile von selbst! Irgendwann nach ein paar Monaten wirst Du auf die Unterlage und vielleicht sogar ganz auf Stilleinlagen verzichten können.
6. Stillen im Liegen: Bäuerchen ist kein Muss
Vielleicht fragst Du Dich auch, ob Dein Baby nach dem Stillen im Liegen ein Bäuerchen machen muss. Meine beiden Kinder haben das nie gemacht. Allgemein wird heute in der Babypflege nicht so sehr auf das Bäuerchen beharrt wie früher. Als Faustregel gilt, dass es nur unbedingt nötig ist, wenn Dein Kind sonst spuckt oder Bauchschmerzen bekommt. Wenn Dein Baby sich also nach dem Stillen im Liegen auf den Rücken dreht und weiterschläft, oder einfach auf der Seite liegen bleibt, musst Du es nicht extra wecken für das Bäuerchen. Nutze lieber die Gelegenheit und hol selbst etwas Schlaf nach!
Häufige Fragen rund ums Stillen – Antworten gibt Hebamme Anna-Maria im Video
Hat das Stillen im Liegen bei Dir und Deinem Baby auf Anhieb funktioniert oder hast Du Schwierigkeiten, liegend zu stillen? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
Wenn ich im liegen Stille habe ich immer einen starken Zug von der Brust bis in die Achselhöhle, der sehr unangenehm ist und nicht lange auszuhalten. Habe es deshalb aufgegeben es weiter zu versuchen
Bei uns hatte es geklappt bis vor ca einer Woche.
Da fing mein kleiner an beiden Seiten auf einmal an mit weinen sobald die Brust ihn berührte. Dieses macht er aber nur bei liegend stillen. Im wiegegriff oder im Rückengriff trinkt er normal.
Was kann ich tun?
Ich wollte anfangs (die ersten 2 Monate) immer unbedingt im Sitzen stillen und habe dann als meine Tochter anfing an der Brust rumzukaspern gemerkt wie schön und praktisch das Stillen im Liegen ist. Das machen wir zuhause eigentlich nur noch so. Und wenn es irgendwo notwendig und machbar ist ohne blöd angeguckt zu werden mache ich das auch anderswo.
Das war bei uns genauso. Jede Mama sollte es probiert haben, es hat meiner Ansicht nach nur Vorteile. Man kann super weiterschlafen, das Baby liegt bequem und nach dem Kaiserschnitt ist es auch ein Segen. Meine Tochter ist 15 Monate alt, wir stillen immernoch bis auf wenige Ausnahmen (z.B. wenn unterwegs) im Liegen. Jeden einzelnen Tag bin ich dankbar dafür, dass es so gut klappt 🙏🏽