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Stillen mit Stillhütchen: Gründe dafür, Kritik und wie funktioniert das?


Stillen ist die natürlichste Sache der Welt? Um ehrlich zu sein, für mich war es das nicht. Wir hatten anfangs große Schwierigkeiten, weshalb mir eine Stillberaterin im Krankenhaus zu einem Stillhütchen riet. Tatsächlich habe ich rund 2,5 Jahre damit gestillt. Heute möchte ich Dir nicht nur meine persönlichen Erfahrungen dazu mitteilen, sondern auch die wissenschaftlichen Hintergründe und Fachmeinungen. 

Stillhütchen: Was ist das? 

Ein Stillhütchen ist ein Stillhilfsmittel. Es handelt sich um einen Aufsatz aus Silikon, Gummi oder Latex, der ähnlich wie eine überdimensionale Brustwarze geformt ist. Der Ansatz ist normalerweise flächig teilweise mit einer Aussparung für die Nase des Babys. Am anderen Ende befinden sich Löcher, wodurch die Milch fließt. Das Hütchen wird über der Brustwarze positioniert. Es sollte dabei Warze und Warzenhof bedenken. Wichtig ist, dass es sich leicht ansaugt, sodass keine Lücken entstehen. Mithilfe des Stillhütchens können Babys an der Brust trinken. Das Hilfsmittel sollte nur bei Stillproblemen und nach Absprache mit einer Stillberaterin verwendet werden. 

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Indikatoren für Stillhilfen 

Zu einem Brusthütchen wird normalerweise dann geraten, wenn es Probleme beim natürlichen Stillen gibt. Diese können hervorgerufen werden durch: 

  • Schlupf- oder Hohlwarzen 
  • Unelastischen, flachen Brustwarzen 
  • Zu kurzes Zungenbändchen beim Baby 
  • Wunde Brustwarzen 
  • Saugprobleme beim Baby 
  • Anatomische Veränderungen beim Kind, wie Piere-Robin-Syndrom, Laryngo- oder Tracheomalicie, Kiefer-Gaumen-Spalten etc.  

Richtige Verwendung des Brusthütchens 

Falls Dir Deine Laktationsberaterin zum Stillhütchen rät, ist das richtige Anbringen sehr wichtig. Wähle zunächst einmal das richtige Brusthütchen aus. Es gibt die Modelle in verschiedenen Größen. Nimm die Varianten, bei der Deine Brustwarze nicht zu viel Spiel hat, aber auch nicht zu eng sitzt. Auch hier kann beim erstmaligen Verwenden die Beraterin helfen.  

 

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Bevor Du Dein Hütchen anlegst, wasch Dir die Hände gründlich mit Wasser und Seife. Idealerweise reinigst Du auch die Brust mit lauwarmem Wasser.  

  • Optimal ist es, wenn Du zunächst den Milchspende-Reflex mittels einer Brustmassage anregst. 
  • Feuchte die Flügel des Stillhütchens leicht an (mit Wasser oder Muttermilch), damit sie besser haften. 
  • Ziehe das Hütchen an den Flügeln leicht auseinander. 
  • Klappe es zur Hälfte nach innen um und positioniere es auf der Brustwarze.  
  • Leg das Baby so an, dass seine Nase an der Aussparung des Hütchens ist.  
  • Die Lippen des Babys liegen an den Flügel des Brusthütchens auf und sind nach außen gestülpt.  
  • Achte darauf, dass möglichst viel Brustgewebe im Mund des Säuglings ist.  

Wichtig ist, dass Du das Stillhütchen täglich reinigst und einmal am Tag auskochst. 

Einsatzdauer 

Grundsätzlich wird empfohlen, das Stillhütchen nur möglichst kurze Zeit zu verwenden. Anlegeschwierigkeiten verschwinden oftmals nach einigen Tagen von selbst. Schlupf- und Hohlwarzen dagegen nicht. Deshalb ist die Dauer individuell verschieden.  

Ich erinnere mich noch daran, dass meine Hebamme meinte, spätestens nach sechs Wochen sei es sehr schwierig das Baby wieder davon zu entwöhnen. Deshalb wird oftmals geraten, möglichst schnell das Stillhütchen wegzulassen.  

Das Problem bei längerer Verwendung ist, dass die Milchproduktion nachlassen kann, weil das Baby keinen direkten Kontakt beim Trinken hat. So besteht die Möglichkeit, dass die Hormone anders arbeiten, was zu einer geringeren Milchmenge führen kann. Ich wusste das während meiner Stillzeit nicht, hatte aber tatsächlich immer Probleme mit der Milchmenge.  

Im Rahmen meiner Recherche fand ich die Empfehlung, bei längerem Stillen mit Stillhütchen zusätzlich abzupumpen. Das hilft auch, die Brust vollständig zu entleeren. Es kann nämlich beim Verwenden des Brusthütchens passieren, dass Dein Baby die Brust nicht ganz leertrinken kann. So besteht eine Gefahr von Milchstau und Entzündungen.  

In diesem Magazin Beitrag erklären wir Dir, wie ein Milchstau entsteht und was Du dagegen tun kannst.

Kritik am Stillhütchen 

  • Inflationärer Einsatz: Oftmals wird das Stillhütchen verabreicht, weil keine Zeit für eine ausreichende Stillberatung vorhanden ist. Es gibt Beraterinnen und Hebammen, welche einer Vielzahl von Frauen dieses Hilfsmittel verabreichen. Andere Fachleute warnen davor. Stillhütchen sollten ihrer Meinung nach nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Mit einer intensiven Stillberatung (Anlaufstellen findest Du hier) könnten viele Mütter natürlich stillen und bräuchten keine Unterstützung in Form eines Silikon-Nippels.  
  • Verminderte Milchproduktion: Es gibt Studien, die eine verringerte Milchproduktion durch den Einsatz der Brusthütchen nachweisen. Dagegen zeigten andere Forschungsergebnisse aber, dass die Babys dennoch gleich viel Gewicht zulegten, egal, ob sie mit oder ohne Hütchen gestillt wurden.  
  • Abhängigkeit vom Stillhütchen: Werden Neugeborene zu lange auf die Stillhütchen geprägt, ist es schwer auf natürliches Stillen umzusteigen. Teilweise soll es sogar schwerer sein, das Brusthütchen abzugewöhnen als die Flasche. 
  • Falsche Abhilfe bei wunden Warzen: Häufig wird bei wunden Brüsten ein Hütchen verabreicht. Viele Hersteller beschreiben diese Anwendungsmöglichkeit. Fachleute sehen allerdings eher die Gefahr, dass Stillhütchen die Entzündungen und Infektionen sogar fördern könnten.  
  • Geringerer Hautkontakt: Selbst, wenn Stillhütchen mit Nasenaussparung verwendet werden, ist der Hautkontakt zwischen Mutter und Kind geringer als bei Anlegen ohne Hilfsmittel. Über die Berührung wird allerdings die Ausschüttung einiger Hormone im Organismus gesteuert. Dazu gehören unter anderem Prolaktin und Oxytocin. Diese beiden Hormone sind unter anderem auch für die Milchproduktion verantwortlich. Weshalb der geringere Hautkontakt auch für die reduzierte Milchproduktion mitverantwortlich gemacht wird.  
  • Geringerer Nestschutz: Stillbabys gelten normalerweise als weniger krankheitsanfällig. Das liegt daran, dass der Organismus der Mutter über die Berührung mit dem Mund-Nasen-Rachenraum des Babys Informationen erhält. Es wird unter anderem mitgeteilt, welche Keime der Säugling gerade in sich trägt. Der Körper der Mutter produziert dann entsprechende Abwehrstoffe, die über die Muttermilch beim Baby ankommen. Das Stillhütchen ist eine Barriere für den Keimaustausch zwischen Mama und Säugling.  
  • Verlustgefahr: Wenn Du das Stillhütchen verlierst oder vergisst, kannst Du Dein Baby nicht füttern.  
  • Verstecktes Stillen schwieriger: Wer unauffällig in der Öffentlichkeit anlegen möchte, der wird mit dem Stillhütchen größere Probleme haben als ohne.  

Unsere persönliche Stillhütchen-Geschichte 

Stillhütchen sind unter einigen Wissenschaftlern und Stillberaterinnen nicht unbedingt beliebt. Das ist verständlich, wenn man sich die Kritik ansieht. Allerdings möchte ich auch unsere persönliche Geschichte dazu berichten.  

Nach der Entbindung gab es bei mir große Probleme mit dem Anlegen. Wenn es nicht auf Anhieb klappte, fing mein Baby an, wild zu protestieren. Es schrie sich so in Rage, dass es nicht mehr anzulegen war. Selbst die Stillberaterinnen konnten kaum helfen. Einige Stillberaterinnen im Krankenhaus meinten, dass es bald klappen wird. Aber ich wurde immer nervöser. Dann riet mir eine Schwester zum Stillhütchen. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt noch nie davon gehört. Das Stillen klappte damit aber auf Anhieb und ich fühlte mich von Mal zu Mal sicherer.  

Als mich die Hebamme zur Nachbetreuung besuchte, machte sie leichten Druck, dass ich das Stillhütchen weglassen sollte. Nachdem das nicht wirklich funktioniert hat, fragte sie mich, ob ich das Hilfsmittel wirklich loshaben wolle. Um ehrlich zu sein, ich wollte es nicht. Allerdings wusste ich auch nichts von den Nachteilen. Ich habe vermutlich alle Stillproblematiken durchlebt, die es gibt. Teilweise schrie und weinte ich vor Schmerzen beim Stillen. Möglicherweise wäre mir das ohne Stillhütchen erspart geblieben. Möglicherweise aber auch nicht.  

Unser Happy End

Aber die Komplikationen legten sich irgendwann. Es wurde leichter, natürlicher. Ich stillte bis die Kleine 2,5 Jahre alt war. Und wir hörten von einem Tag auf den anderen mit dem Stillen auf. Ohne, dass wir jemals ein Problem mit dem Abstillen gehabt hätten. Meine Tochter nutzte nämlich das Brusthütchen weiterhin. Zum Einschlafen hielt sie es sich einfach unter die Nase.  

Was mir – eher irritiert und leicht besorgt – auffällt ist, dass sie den Geruch von bestimmten Plastikarten sehr mag – er erinnert sie vermutlich an ihre Babyzeit. Bis auf diesen Nebeneffekt bin ich dankbar, dass es Stillhütchen gibt. Mit meinem heutigen Wissensstand würde ich allerdings wahrscheinlich länger versuchen, ohne Hilfsmittel zu stillen. Aber wenn das nicht klappt, dann sind Brusthütchen wirklich eine super Option.

In diesem Video zeigt Mama Anna Dir, wie das Stillen mit Stillhütchen funktioniert und was Du beachten solltest.

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