Wenn Du schwanger bist, befindest Du Dich nicht nur körperlich in einem Ausnahmezustand: Der veränderte Hormonhaushalt kann sich auch stark auf Deine Psyche auswirken. Viele kennen sicherlich das Narrativ der ständig genervten Schwangeren. Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft sind in der Regel zwar normal – aber ist es nicht immer leicht, damit zurechtzukommen. Warum sich Deine Gefühlswelt sich verändert, wie sich die Stimmungsschwankungen äußern und mit welchen Strategien Du sie bewältigen kannst, erfährst Du hier.
Warum habe ich in der Schwangerschaft Stimmungsschwankungen?
In der Schwangerschaft stellen sich Dein Hormonhaushalt und Dein Immunsystem auf eine ganz neue Situation ein. Dein Hormonsystem ist dabei verantwortlich für die wichtigen Anpassungen und sorgt zum Beispiel dafür, dass sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter einnisten oder sich die Plazenta aufbauen kann.
Konkret sind die Hormone Progesteron, Östrogen und Humanes Choriongonadotropin (HCG) daran beteiligt, dass Dein Körper sich anders anfühlt und verhält, als Du es gewohnt bist. Die Botenstoffe steuern unterschiedliche Prozesse in Deinem Körper und sind einerseits hilfreich und notwendig für Deine Schwangerschaft, andererseits können sie Deine Gefühlswelt aber auch ziemlich durcheinander bringen.
Diese Veränderungen nimmt jede Frau anders wahr: Manche durchleben ein extremes Gefühlschaos, bei anderen verändert sich vergleichsweise wenig. Die hormonellen Veränderungen in Deinem Körper können sowohl zu den typischen Stimmungsschwankungen als auch zu diversen anderen psychischen Symptomen führen.
Welche Gefühle treten in der Schwangerschaft gehäuft auf?
So kann die neue Situation auch mögliche Ängste und Sorgen mit sich bringen, die sich durch den veränderten Hormonhaushalt verstärken können. Besonders in den ersten Wochen der Schwangerschaft kann die neue Situation überfordernd sein. Ebenso kann sie aber auch zu starken Hochphasen motivieren.
Typische Symptome beziehungsweise Gefühlslagen können sein:
- Freude
- Glücksgefühle
- Aufregung
- Stolz
- Rührung
- Selbstsicherheit
- innere (Un-)Ruhe
- Stärke
- Angst
- negative Körperwahrnehmung
- Zerstreutheit und Vergesslichkeit („Schwangerschaftsdemenz“)
- Traurigkeit
- Sorgen
- Ungeduld
- Verzweiflung
- Einsamkeit
- Überforderung
- Überempfindlichkeit
- Stress
- Antriebslosigkeit
Diese Gefühle können sich in den unterschiedlichen Trimestern Deiner Schwangerschaft unterschiedlich stark zeigen. In der Regel sind Stimmungsschwankungen besonders zu Beginn und am Ende der Schwangerschaft am stärksten.
1. Trimester: Körperliche Beschwerden bewirken Stimmungsschwankungen
Besonders zu Beginn einer Schwangerschaft haben viele Frauen mit starker Müdigkeit und sehr häufig mit Übelkeit zu kämpfen, die meistens nach den ersten 12 Wochen zurückgeht.
Diese Situation ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern kann auch dazu führen, dass Du in dieser Zeit der Schwangerschaft mit starken Stimmungsschwankungen zu kämpfen hast. Negative Gefühle wie Verzweiflung, Gereiztheit und Niedergeschlagenheit machen sich breit.
Vielleicht hast Du Dich sehr auf die Schwangerschaft gefreut und bist nun enttäuscht, weil sie Dich körperlich so stark beeinträchtigt? Vielleicht hast Du bereits eine Fehlgeburt erlebt und hast Angst, wieder enttäuscht zu werden? Oder die Schwangerschaft war ungeplant und Du kannst Dich nicht richtig freuen?
Ebenso kannst Du kurz darauf aber auch schon wieder besonders beflügelt und motiviert sein. Ein Auf und Ab ist also völlig normal.
Diese Stimmungsschwankungen im ersten Trimester können schon früh beginnen, etwa ab der dritten oder vierten Schwangerschaftswoche, wenn Dein Körper beginnt, sich allmählich umzustellen. Der Kontrast zwischen nicht-schwangerem und schwangerem Zustand kann besonders stark zu spüren sein.
Lies hier, was sonst noch alles im ersten Trimester mit Dir und in Deinem Babybauch passiert.
2. Trimester: Mehr Ruhe durch stabilere Hormone
In dieser Zeit stabilisiert sich Deine Hormonlage ein wenig und die Stimmungsschwankungen reduzieren sich ein wenig. Die meisten Frauen sind jetzt auch mental in der Schwangerschaft „angekommen“. Jetzt ist es weiterhin besonders wichtig, auf Dein Wohlbefinden und Deine körperliche Gesundheit Acht zu geben, damit Du gestärkt in den Endspurt gehen kannst.
Alles über das zweite Schwangerschafts-Trimester kannst Du hier nachlesen.
3. Trimester: Endspurt vor Geburt kann Stimmungstief hervorrufen
Im dritten Trimester Deiner Schwangerschaft sind starke Stimmungsschwankungen ganz normal. Zwischen Vorfreude und Angst zu schwanken, wegen Banalitäten Tränen zu vergießen oder auch in heftige Wutanfälle auszubrechen, gehört für viele Schwangere jetzt zum Alltag. Schließlich stellst Du Dich nun auf die neue Rolle als Mutter ein und Dein gesamtes Leben wird sich umstellen, ebenso auch die Beziehung zu Partner oder Partnerin. Eine lange To-do Liste mit Anschaffungen für die Erstausstattung und vielen bürokratischen Erledigungen muss noch abgearbeitet werden, und dabei würdest Du am liebsten nur auf der Couch liegen.
Zudem sind die körperlichen Umstellungen zum Ende der Schwangerschaft natürlich am stärksten zu spüren: Der riesige Bauch, angeschwollene Beine und Rückenschmerzen bewirken nur physische Beschwerden, die auch auf die Stimmung schlagen können. Vielleicht hast Du jetzt das Gefühl, Deinen gewohnten Alltag im Job und / oder mit einem Kleinkind nicht mehr richtig bewältigen zu können – was sich in Wut und Traurigkeit äußert? Vielleicht kreisen Deine Gedanken um die Gesundheit Deines ungeborenen Babys? Oder Du musst Bettruhe einhalten und kämpfst mit einem Lagerkoller? Oder es schlägt Dir auf die Stimmung, weil Du aufgrund einer Schwangerschaftsdiabetes auf viele gewohnte Lebensmittel verzichten musst?
Gerade in den letzten Tagen vor der Geburt werden viele Schwangere mit einem regelrechten Stimmungstief konfrontiert. Wie Du damit fertigwirst, erklärt Dir Autorin Julia im Beitrag Stimmungstief kurz vor der Geburt: 5 Dinge, die Dir jetzt helfen.
Wie kann ich mit Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft am besten umgehen?
Folgende Tipps können Dir helfen, mit der veränderten Gefühlswelt zurechtzukommen:
Reden hilft!
Tausche Dich mit Deinem Partner/ Deiner Partnerin aus. Dabei sollte er oder sie immer wissen: Du befindest Dich in einer Ausnahmesituation und es ist Verständnis gefragt. Dein Gegenüber sollte Dich bei Ängsten beruhigen oder ablenken, in den Arm nehmen und Dir zeigen, dass er oder sie für Dich da ist und Du nicht alleine bist. Kommuniziere, was Dir guttut und was Du erwartest!
Auch Freunde, Freundinnen oder die Familie können eine gute Anlaufstelle bei Sorgen und Ängsten und anderen negativen Gefühlen sein.
Achte auf Deine Gesundheit
In der Schwangerschaft ist es generell wichtig, dass Du auf Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden achtest. Wenn Du körperlich ausgeglichen und fit bist, kann sich das auch positiv auf Deine Psyche und Stimmung auswirken. Eine ausgewogene Ernährung, genügend Schlaf, Ruhepausen und geeigneter Sport sind besonders wichtig.
Schaffe Dir Wohlfühlmomente
Baue zudem kleine Highlights in Deinen Alltag ein: Egal, ob ein entspannendes Schaumbad, ein Date mit Partner oder Partnerin oder eine Schwangerschaftsmassage. Schon kleine Wohlfühlmomente können helfen.
Packe Probleme an
Informiere Dich gut über die Dinge, die Dir möglicherweise Sorgen bereiten: Finanzielle Hilfen, Möglichkeiten für Kita-Plätze, die Betreuung für Dein größeres Kind unter der Geburt – oder was immer in Deinem Kopf herumgeistert. Zögere auch nicht, Deinen Arzt/ Deine Ärztin oder Deine Hebamme auszufragen, wenn Du etwas nicht sofort verstehst. Wenn Du gut informiert bist und weißt, wo Du Unterstützung bekommst, fühlst Du Dich weniger hilflos.
Tausche Dich mit anderen Schwangeren aus
Auch der Austausch mit anderen werdenden Mamas, z.B. im Geburtsvorbereitungskurs, kann helfen, mit Stimmungsschwankungen fertigzuwerden. Denn festzustellen, dass die meisten Schwangeren sich oft selbst nicht wiedererkennen, kann sich unheimlich heilsam anfühlen.
Versuche, das Gefühlschaos zu akzeptieren
Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft sind völlig normal – und es kann helfen, sie als Teil der Schwangerschaft zu akzeptieren. Meditation kann Dir dabei helfen, dass Du Dich nicht von den Gefühlen leiten lässt und sie besser loslassen kannst.
Wenn Du merkst, dass die Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit auch nach zwei Wochen nicht abreißt, suche das Gespräch mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin. Eine Schwangerschaftsdepression ist eine mögliche Nebenwirkung der Schwangerschaft und sollte professionell diagnostiziert und behandelt werden. Sie äußert sich darin, dass Du kein Interesse an Deiner Umwelt, Hobbys und Freunden mehr hast. Auch starke Erschöpfung und Müdigkeit, Selbstzweifel, völlige Appetitlosigkeit und Schlafstörungen können Anzeichen sein. Hilfe findest Du z.B. über die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.
Mehr Infos dazu findest Du hier.