Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich ein neugeborenes, 3500 Gramm leichtes Baby in den Schlaf trage oder einen Brocken von knapp 11 Kilogramm. Was sich für mich jedoch immer gleich (schlecht) anfühlt und zwar unabhängig vom Alter, ist das Weinen meines Kindes, wenn es völlig erschöpft ist, aber nicht alleine zur Ruhe kommt. Und so geht es dem Bub (1 Jahr) seit er das Laufen für sich entdeckt hat, also seit etwa 6 Wochen. Er rennt wie ein kleines Duracell-Häschen stundenlang durch die Gegend und hält immer nur wenige Minuten inne, meist um ein Spielzeug aufzuheben und in eine andere Ecke der Wohnung zu verschleppen. Ist er müde, wird er äußert quengelig und strauchelt oft über seine eigenen Füße, aber lege ich mich bei diesen Anzeichen mit ihm ins Bett, wälzt er sich nur nervös hin und her, schafft es aber nicht seine Augen zu schließen. Das erinnert mich an die Zeit nach der Geburt, in der ich jeden Abend mit dem Bub auf dem Arm im Wohnzimmer auf und ab lief, weil er sonst weinte. Er forderte wochenlang eine Dauerschleife an der Brust und im Tragetuch ein und nur wenn ich mich bewegte, fand er in den Schlaf (siehe „Baby 6 Wochen: Tragen, stillen, tragen, stillen„). Ohne zu zögern gab ich ihm, was er brauchte: Meinen Halt und meine Nähe, denn ich wusste ganz sicher, dass er diese Art von Einschlafbegleitung nicht sein ganzes Leben lang benötigt. Dass ich ihn durch meinen engen Körperkontakt weder verwöhne noch ihm schlechte Gewohnheiten beibringe. Nach ein paar Monaten (ich weiß nicht mehr genau wann) schlief er dann tatsächlich zum ersten Mal stillender Weise neben mir im Bett ein. Für mich war das ein riesiger Fortschritt, weil ich einfach liegen bleiben konnte und ihn nicht wie sonst tragen musste. Ich genoss das zwar, aber ich versuchte mich nicht all zu sehr an diesen „Luxus“ zu gewöhnen, denn unser Mädchen (4,5 Jahre) lehrte mich, dass auch die guten Phasen endlich sind. Gemäß dem Motto: „Sicher ist, dass nichts sicher ist!“ ;) Die angenehme, tragefreie Phase endete wie gesagt vor etwa sechs Wochen, als der Bub begann zu laufen. Selbst im Liegen bewegte er seine Beine unermüdlich, fasst als wäre sein Gehirn nonstop auf Fortbewegung programmiert. Das Strampeln konnte ich nur unterbinden, indem ich mir den Knaben unter den Arm klemmte und gehenderweise in den Schlaf stillte (siehe Foto oben). Auf diese Weise schlief er dann zum Glück innerhalb weniger Minuten ein. Seitdem trage ich ihn abends wieder regelmäßig und auch dieses Mal zerbreche ich mir nicht den Kopf über mögliche „Folgeschäden“. Der Bub weint, wenn er müde ist und im Liegen nicht in den Schlaf findet, also helfe ich ihm, keine Frage. Warum sollte ich ihm auch nicht helfen und ihn weinen lassen, wenn das in den Schlaf Tragen doch so schnell und zuverlässig klappt? Ich bin kein Fan von Hardcore-Einschlaf-Methoden, sondern ich bin immer dafür, den Kleinen beizustehen, wenn sie uns brauchen. Denn in den ersten Lebensjahren wachsen und erleben sie besonders viel. Das ist aufregend und beängstigend. Das macht selbstständig, aber auch anhänglich. Unser Mädchen verhielt sich ähnlich wie ihr Bruder, doch sie wird natürlich schon lange nicht mehr in den Schlaf getragen. Ihr reicht meine Hand in ihrer oder gerne legt sie auch zum Einschlafen ihren Kopf auf meine Schulter oder auf die ihres Vaters. Durch sie weiß ich, dass ich den Bub nicht bis ans Ende meiner Tage tragen muss, sondern dass meine aktuelle „Trage-Aufgabe“ zeitlich begrenzt ist. Deswegen versuche ich die abendlichen Kurzspaziergänge positiv zu betrachten: Ich muss nur maximal 5 Minuten laufen und danach lässt sich der Bub problemlos ablegen. Das ist ein verhältnismäßig geringer Aufwand, der Tränen verhindert und mir schnell einen ruhigen Abend beschert. Jetzt bin ich nur noch gespannt, wann diese Phase von der nächsten, einfacheren abgelöst wird ;)