Um gleich eins vorweg zu nehmen: ungeplant schwanger ist nicht gleich ungewollt schwanger. Aber beide Situationen haben erst einmal die selbe Ausgangssituation: Die betroffenen Frauen werden schwanger, ohne, dass sie es geplant haben. Eine ungewollte Schwangerschaft hat häufig (aber nicht immer) einen Abbruch zur Folge. Eine ungeplante Schwangerschaft kann für manche Frauen auch eine positive Überraschung sein. Sie entscheiden sich für das Baby, andere dagegen doch für einen Schwangerschaftsabbruch. Beide Gruppen können nach ihrer Entscheidung glücklich sein. Wichtig ist nur, dass Frau das Für und Wider abwägt und sich frei für ihren Weg entscheidet.
Ungeplant schwanger und viele Fragen
Ein positiver Schwangerschaftstest kann viele Gefühle auslösen: Freude, Panik, Verunsicherung, Angst, Glück und noch so vieles mehr. Ist die erste Aufregung erst einmal verflogen, bleiben oft viele Fragen zurück. Vor allem natürlich dann, wenn dieses Ereignis ungeplant stattfindet. Ganz oben steht wahrscheinlich erst einmal die Frage, ob Du ein (weiteres) Baby möchtest. Kannst und möchtest Du Dein Leben umstellen? Wer kann Dich unterstützen? Wie steht Dein Partner zu den Neuigkeiten? Kannst Du ein Kind finanziell stemmen? Kann Dein Körper eine (weitere) Schwangerschaft durchstehen? Möchtest Du das? Vielleicht fragst Du Dich auch, was Dein Arbeitgeber sagen wird. Solche Fragen können viele Sorgen und Ängste auslösen. Sie können Dich erst einmal ganz schön überfordern.
Auch der Hormonhaushalt gerät jetzt ganz schön durcheinander. Das kann noch ein zusätzliches Chaos im Kopf auslösen. Durch die Hormone befindet sich Dein Körper sowieso schon in einem emotionalen Ausnahmezustand. Da ist ist noch einmal schwerer klare Gedanken zu fassen. Überstürze also nichts. Ab etwa der 12. Schwangerschaftswoche pendeln sich die Hormone wieder ein.
Wichtig ist, dass Du keine Entscheidung überstürzt. Egal, ob Du die neue Situation erst einmal mit Dir selbst ausmachen möchtest oder Rat bei Deinen Freunden, Deiner Familie oder professionellen Beratungsstellen suchst: Sortiere Deine Gedanken und horche genau auf Deine Gefühle. Das ist die Grundlage, um einen ersten Schritt in Richtung Entscheidung zu gehen.
Welche Möglichkeiten Du hast
Wenn Du ungeplant schwanger wirst, hast Du einige Möglichkeiten. Zum einen kannst Du Dich natürlich für das Baby entscheiden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Reihe Möglichkeiten, wenn Du Dich entscheidest nicht Mutter zu werden. In diesem Fall solltest Du Dich professionell beraten lassen. Eine Möglichkeit ist ein Schwangerschaftsabbruch. Weltweit kämpfen Frauen dafür, dass sie sich frei dafür entscheiden können. Aber auch mit dieser Entscheidung sind viele Ängste verbunden. Zum Beispiel vor den Konsequenzen dieser Entscheidung oder dem gesellschaftlichen Druck. Erfahrene Berater unterstützen Dich dabei eine Entscheidung zu treffen, indem sie neutral verschiedene Lösungswege aufzeigen.
Doch auch, wenn ein Abbruch aus verschiedenen Gründen nicht für Dich in Frage kommt, gibt es Optionen. Vielleicht lehnst Du einen Abbruch wegen Deiner Weltanschauung oder Religion ab. Oder die Schwangerschaft ist dafür ganz einfach schon zu weit fortgeschritten. In diesen Fällen kannst Du das Baby austragen und anschließend in eine Pflegefamilie oder zur Adoption frei geben. Es gibt auch sogenannte anonyme oder vertrauliche Geburten, bei denen das Baby direkt nach der Geburt in eine Familie kommt. Du kannst Dich auch über diese Möglichkeiten vertraulich beraten lassen.
Ganz wichtig: Es ist Dein Körper und Deine Entscheidung, und Du solltest Dich von niemandem bei der Findung Deines Weges überreden oder beeinflussen lassen. Denn Du bist die Person, die ein Leben lang mit ihrer Wahl leben muss.
Ungeplant schwanger und viele Entscheidungen
Wenn Du ungeplant schwanger wirst, ist es fast unmöglich Dein Gefühlschaos von heute auf morgen zu lösen. Und trotzdem wirst Du das Gefühl haben, dass Du Dich schnell und klar entscheiden musst. Zu einer Entscheidung zu kommen, ist aber ein Prozess. Es ist ganz normal, dass Du unsicher bist und Widersprüche immer wieder ausloten musst. Vertraue auf Dein Gefühl und sei ehrlich zu Dir selbst. Versuche die Situation, Deine Stärken und Ressourcen so realistisch wie möglich einzuschätzen. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Wenn Du möchtest, solltest Du Deinen Partner, Freunde oder Familie in diese Entscheidungsfindung mit einbeziehen, sie können für Dich da sein. Aber auch die unabhängige Beratung bei einer Schwangerschaftsberatungsstelle kann Dich unterstützen.
So hilft Dir jetzt eine Beratung
Bei einer Beratung in einer Schwangerschaftsberatungsstelle kannst Du mit speziell ausgebildeten Menschen sprechen. Indem Du mit einer unvoreingenommenen Person über Deine Befürchtungen und Hoffnungen sprichst, kannst Du hoffentlich eine tragfähige Entscheidung treffen. Die Entscheidung wird Dir nicht von der Beratungsstelle abgenommen und Du musst Dich nicht für Deine Wahl rechtfertigen.
Manchen Frauen, die ungeplant schwanger werden, fällt eine Entscheidung in dieser Situation leichter. Oft steht hinter dem inneren Konflikt neben den eigenen Gefühlen auch noch der Druck von Außen: dem persönlichen Umfeld, dem Partner, der Familie und der Gesellschaft. Das gilt sowohl für die Entscheidung für oder gegen ein Kind. Bei einer Schwangerschaftskonfliktberatung findet Beratung in einem geschützten und anonymen Raum statt. Vielen Frauen hilft das, ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen offen zu äußern, ohne Angst dafür verurteilt zu werden. Die Berater und Beraterinnen sind dazu verpflichtet die Gespräche ergebnisoffen zu führen, also so, dass Frauen ihre Entscheidung allein treffen. Die Entscheidung sollte in ihr Leben passen und auch so getroffen werden, dass sie diese auch in Zukunft vertreten können. Ich möchte aber betonen, dass es die Aufgabe der Beratung ist, Frauen zu der Weiterführung einer Schwangerschaft zu ermutigen.
Die Beratung geht über eine Erstberatung hinaus
In der Schwangerschaftskonfliktberatung wirst Du aber bei Bedarf auch über nichtstaatliche und staatliche Hilfsangebote für Mütter und Schwangere informiert. Außerdem wirst Du dort auch zu rechtlichen, medizinischen und sozialen Fragen beraten. So kannst Du, wenn Du Dich für die Fortsetzung der Schwangerschaft entscheidest, auch Unterstützung bei der Beantragung von Hilfen oder der Durchsetzung von Ansprüchen erhalten. Die Beratung bietet sogar Hilfe bei der Wohnungssuche oder Suche nach zukünftigen Betreuungsmöglichkeiten an. Wenn Du die für den Abbruch Deiner Schwangerschaft entscheidest, bekommst du alle wichtigen Information, zum Beispiel zu den Methoden oder den Voraussetzungen für einen straffreien Abbruch. Um einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, ist eine Beratung Voraussetzung.
Hier findest Du Hilfe:
Allein oder gemeinsam
Wenn Du möchtest, kannst Du zu der Beratung eine Person mitnehmen. Das kann Dein Partner oder jemand aus Deinem Freundes- oder Familienkreis sein. Vor allem, wenn Du und Dein Partner Euch uneinig bei der Entscheidung seid, kann es gut sein, gemeinsam dorthin zu gehen. Die Beratung kann dazu beitragen, dass Ihr Eure Standpunkte und Gefühle besser versteht.
Termin vereinbaren
Jede schwangere Frau hat einen Rechtsanspruch auf eine umgehende Beratung. Am besten suchst Du zuerst online nach staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstellen in Deiner Umgebung und vereinbarst einen Termin. Außerdem hast Du ein Recht auf eine anonyme Beratung. Für den Termin wirst Du zwar nach einem Namen gefragt, es muss aber nicht Dein echter Name sein.