In jeder Familie gibt es sie: Rituale, diese ganz besonderen Abläufe, die den Alltag auf eine positive Art durchziehen und strukturieren. Wenn ich genau darüber nachdenke, steckt unser Alltag eigentlich voller schöner Familienrituale. In diesem Beitrag erzähle ich Dir von unseren schönsten Familienritualen und von den kleinen „Haken“, die sie mit sich bringen können. Und auch darüber, was Rituale eigentlich ausmacht.
Lieblingsrituale zwischen Papa und Tochter
Meine Tochter Frieda und ich haben zwei ganz besondere Rituale. Wir haben noch mehr, über die ich später noch berichten werde. Diese beiden sind etwas Besonderes, so zwischen Tochter und Papa, deshalb möchte ich sie zu Beginn herauspicken und Dir vorstellen.
Der Sonntagnachmittag gehört oft uns Zweien – Frieda und mir. Das bedeutet, dass ich sie schnappe und wir auf den Spielplatz fahren – natürlich zu ihrem Lieblingsspielplatz. , zu ihrem Friedas Mama arbeitet des Öfteren zu dieser Zeit, um liegengebliebene Dinge aufzuholen. Oder sie macht einfach mal für zwei, drei Stunden nur ihr Ding, da sie sonst immer sehr eingespannt ist.
Erst schaukeln, dann Burgen bauen
Ich schnappe mir also Frieda und fahre mit ihr zum Spielplatz. Auf dem Weg dorthin quatschen wir schon darüber, was sie gern als erstes unternehmen möchte: Schaukeln oder Rutschen. Sie sagt und zeigt mir, in welche Richtung ich fahren soll. Sie kennt den Weg schon auswendig und teilt mir das auch mit. Auf dem Spielplatz angekommen, geht es meistens als erstes auf die Schaukel. Sie liebt es, schaukelnd erst einmal die Lage abzuschätzen und die anderen Kinder zu beobachten. Danach bauen wir eine Sandburg, sie rutscht ausgiebig oder sie wippt ein bisschen. Wenn sie gut drauf ist, rennt sie einen Grashügel hinab, ich fange sie auf und schleudere sie so wild und so hoch ich kann durch die Luft.
Unser Aufweck-Ritual
Das andere Ritual betrifft das Aufwachen nach dem Mittagsnickerchen am Wochenende. In der Woche über geht sie in den Kindergarten, da schläft sie mittags oft gar nicht, weil sie viel lieber spielen will, oder andere Kinder wach bleiben und sie ablenken. Deswegen ist sie am Wochenende richtig k.o. Egal, wie lange sie dann Mittagsschläfchen hält, sie ist nur schwer wieder wachzukriegen. Ich habe da ein kleines Ritual draus gemacht. Ich muss sie anfangs ein bisschen kitzeln, damit sie wach wird. Manchmal macht sie das ziemlich sauer auf mich.
Ich nehme dann eines ihrer Lieblingsspielzeuge und werfe es durch die Luft. Tue so, als würde ich es unter ihren Bauch krabbeln lassen, mit den entsprechend von mir erzeugten Tiergeräuschen. Ich streichle zwischendurch auch ihren Rücken und lege mein Gesicht mal direkt neben ihres und mache eine lustige Grimasse. Ich kitzle sie vorsichtig, nicht zu doll. Nach ein paar weiteren Wurfaktionen mit dem Stofftier fängt sie immer an zu lachen und dann, nach ein paar Minuten, steht sie auf.
Anfangs war einige Überzeugungsarbeit bei Frieda zu leisten, damit sie die richtige Reihenfolge verinnerlichen konnte, z.B. dass erst nach dem Essen die Zähne geputzt werden. Nachdem diese etabliert war, haben wir nach einer bestimmten Zeit deutlich gemerkt, dass unsere Rituale Frieda Sicherheit gegeben haben. Sicherheit darüber, was als Nächstes im Tagesablauf kommt. Das hat sie, die sonst immer aufgeregt und aktiv ist, ein bisschen ruhiger und auch selbstbewusster werden lassen.
Die etwas andere Seite von Familienritualen
Das bedeutet nicht, dass ein Ritual nicht auch mal eskalieren oder den normalen Ablauf stören könnte. Vor allem dann, wenn ein Ritual schon älter und bewährt ist. Normalerweise ist eines unser schönsten Familienrituale ein ziemlich langes: Wir essen zusammen zu Abend, dann geht es ab zum Waschen, Zähneputzen und dann ins Bett, Mama liest noch eine Geschichte vor, dann geht es ins Bett. Normalerweise.. Dieses allabendliche Ritual macht uns allerdings manchmal einen Strich durch die Rechnung.
An manchen Tagen hat Frieda schon früher als sonst derartigen Hunger, dass es früher Abendessen gibt. Der Ablauf mit Waschen, Zähneputzen usw. bleibt aber gleich, weil sie es einfach so gewöhnt ist. Sie ist dann eben auch viel früher bettfertig, so früh, dass sie noch gar nicht müde ist und noch nicht schlafen kann. Die Zeit bis zum Schlafengehen zu überbrücken, ohne sie zu sehr durch Spielen aufzuregen ist nicht so einfach.
Ein Tipp: Auf dem Sofa im Wohnzimmer etwas vorlesen, ein Hörbuch anmachen oder etwas Spielen, das wenig Aktivität verlangt.
Unsere schönsten Familienrituale
Es gibt noch andere Wochentage und Tageszeiten, an denen Rituale bei uns vorkommen. Sie gehören auch zu unseren schönsten Familienritualen. Wir wohnen mit Frieda etwas außerhalb. Am Samstagvormittag fahren wir dann ins Zentrum. Dort mag sie zwei oder drei größere Spielplätze sehr. Manchmal gehen wir auch auf einen bislang völlig unbekannten Spielplatz. Nach ausgiebigem Spielen machen wir dann ein Picknick auf der Decke (im Sommer) oder gehen eine Kleinigkeit essen. Diese Ausflüge machen wir natürlich nicht zwingend jedes Wochenende, aber immer mal wieder. Darauf kommt es an.
Zwei Rituale sind allerdings fast zwingend im Wochenrhythmus enthalten: Sonntags Pizzaessen und abends Baden. Nicht nur weil Frieda total darauf steht, den Mozzarella auszupacken, damit sie heimlich ein paar Stückchen davon naschen kann, sondern auch weil Mama und Papa sonntags nicht übers Kochen nachdenken müssen. Baden ist manchmal ein bisschen heikel, weil Frieda das Haarewaschen nicht besonders mag, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ihre Mama föhnt ihr danach die Haare und ich packe sie dann, vor allem im Winter, warm ins Bett ein, bevor sie sich dann anzieht.
Wie Du siehst, gibt es viele unterschiedliche Familienrituale. Ich wünsche Dir und Deinen Liebsten viel Spaß dabei, „Eure“ Rituale zu finden und zu etablieren.