Theoretisch kann eine Frau schon kurz nach der Geburt wieder schwanger werden. Auch während der Stillzeit ist kein ausreichender Schutz gewährleistet, deshalb ist es wichtig, sich über die Verhütung nach der Geburt Gedanken zu machen. Dabei musst Du einige Besonderheiten beachten.
Für viele Frauen ist die Pille nach wie vor die erste Wahl, wenn es um die Verhütung nach der Geburt geht. Allerdings dürfen vielen Pillen nicht nach der Geburt und während der Stillzeit eingenommen werden, da sie die Milchproduktion und deren Qualität beeinflussen können. Das gilt insbesondere für Pillen, die Östrogene enthalten, da diese nachweislich die Produktion der Muttermilch hemmen. Minipillen funktionieren meist auf der Basis von Gestagen, das als relativ unproblematisch gilt. Allerdings rate ich Dir in jedem Fall, hier einen Frauenarzt zu konsultieren und Dich entsprechend beraten zu lassen. Der Markt wimmelt nur so von den unterschiedlichsten Pillen und nur Dein Frauenarzt kann einschätzen, welche für Dich jetzt ratsam ist und natürlich weiß er auch, welche Zusammensetzung der Pille Deinem Baby nicht schadet.
Da greife ich zum Kondom!
Deine Verhütung nach der Geburt muss aber nicht auf der Einnahme der Pille basieren. Viele Paare entscheiden sich gegen die Einnahme von Hormonen für die Frau und greifen auf „äußere Verwendungsmethoden“ zurück, nutzen das Diaphragma oder ein Kondom. Beide sind, richtig angewendet, ebenfalls zuverlässig zur Empfängnisverhütung. Wenn es bei Dir nach der Geburt allerdings mit dem Einsetzen des Diaphragmas nicht sofort klappt, keine Sorge! Der weibliche Körper ändert sich nach einer Geburt und gerade die Vagina kann noch leicht geweitet oder wund sein. Deshalb solltest Du am besten gemeinsam mit Deinem Partner ausprobieren, ob Ihr Euch damit wohl fühlt.
Spirale direkt nach der Geburt einsetzen lassen?
Sehr viel dauerhafter als das Kondom ist die Spirale bei der Verhütung nach der Geburt. Sie wird vom Frauenarzt eingesetzt und wirkt in der Regel sehr zuverlässig. Die Spirale enthält keine Hormone, sie greift also auch nicht in den weiblichen Organismus und damit in Deine Milchproduktion ein. Eine Ausnahme bilden Hormonspiralen, die funktionieren allerdings, genau wie die Minipille, auf Basis von Gestagen, welches sich als unkompliziert in der Stillzeit erwiesen hat. Ähnlich dauerhaft wie die Spirale sind die Hormonimplantate, die vom Frauenarzt direkt unter der Haut platziert werden und dort regelmäßig Hormone zur Verhütung abgeben. Hier sind sich Ärzte noch uneins, was diese während der Verhütung nach der Geburt im weiblichen Körper anstellen. Noch gibt es diesbezüglich kaum Forschungen, deshalb empfehle ich Dir an dieser Stelle nicht ohne große Fragezeichen zur Verwendung der Hormonimplantate.
Weniger Fragezeichen gibt es bei der Frage nach Vaginalring oder Verhütungspflaster. Während der Vaginalring in Deutschland relativ selten als Verhütungsmethode verwendet wird, ist das Verhütungspflaster schon häufiger in Gebrauch. Das funktioniert ähnlich wie der Vaginalring, allerdings lässt es sich einfach aufkleben und gibt die Hormone über die Haut ab. Einen Nachteil haben aber beide Methoden, speziell in der Stillzeit. Sie geben Östrogene ab, genau wie die Pille auch. Deshalb kommen sie zur Verhütung nach der Geburt nicht in Frage.
Natur pur, aber bitte erst nach der Stillzeit!
Wer seinen Zyklus gut kennt, der hat sich vielleicht lange vor der Familienplanung schon mit der natürlichen Verhütung nach der Geburt beschäftigt. Zu den gängigen Methoden gehört die Temperaturmessung, auf deren Grundlage es möglich ist, den Eisprung und damit die fruchtbaren Tage vorherzusehen. Diese Methode eignet sich allerdings nicht nach der Geburt. Hier herrscht hormoneller Ausnahmezustand in Deinem Körper. Der hat seinen regelmäßigen Zyklus noch lange nicht wiedergefunden und dementsprechend lässt sich auch der Eisprung allein durch die Temperaturmessung nicht bestimmen. Gib Deinem Körper also die Zeit, sich zu finden und greife erst wieder auf die natürlichen Verhütungsmethoden zurück, wenn die Stillzeit vorbei ist und Dein Zyklus wieder regelmäßig stattfindet.
Wie Du bei den meisten Methoden sicher bemerkt hast kann es also durchaus sein, dass Du Deine bisherigen Verhütungspraktiken in Frage stellen musst und zumindest kurzfristig andere Mittel zur Verhütung nach der Geburt in Betracht ziehen solltest. Nur so ist gewährleistet, dass es Mama und Baby in der Stillzeit gut geht. Es gibt Sicherheit, sich ausreichend über das Thema „Verhütung nach der Geburt“ zu informieren. Auch Ärzte und Hebammen bieten diesbezüglich Sprechstunden an und beraten gern. Deshalb scheue Dich nicht das Thema offen anzusprechen und gemeinsam mit Deinem Partner neue Möglichkeiten zu finden, trotz Baby die neu gewonnene Zweisamkeit zu entdecken.