Woran Du erkennst, dass Dein Kind bereit ist aufs Töpfchen zu gehen und keine Windel mehr braucht und wie Du es beim Sauberwerden unterstützen kannst, erklärt Kinderarzt Dr. med. Stefan Schwarz im Interview.
Ab wann ist mein Kind bereit aufs Töpfchen zu gehen?
Dr. med Stefan Schwarz: Kinder zeigen meist von selbst das Interesse an der Toilette oder am Töpfchen. Man kann es aber einfach auch einmal versuchen. Wichtig ist natürlich immer die positive Motivation des Kindes und das Lernen am Vorbild. Insofern lassen Sie das Kind ruhig auch einmal ins Bad, wenn Sie selbst die Toilette benützen. Vermitteln Sie die Normalität der Sache!
Ab braucht mein Kind auch nachts keine Windel mehr?
Es ist unterschiedlich, ab wann ein Kind soweit ist. Ab 5 Jahren sollte es nachts klappen, ohne Windel trocken zu sein, wobei manche Kinder auch später trocken werden, obwohl sie keine Störung haben. Meist zeigt uns das Ihr Kind, dass es nachts keine Windel mehr braucht, wenn zum Beispiel die Windel immer häufiger morgens noch trocken ist.
Manche Kinder werden früher trocken, andere später. Woran liegt das?
Alle Entwicklungsschritte, ob motorische (wie Sitzen und Laufen lernen), ob sprachliche, soziale oder andere – wie eben sauber zu werden – unterliegen einer relativ großen Bandbreite bzgl. des Zeitpunkts, ab wann sie zu beobachten sind beim einzelnen Kind. Jedes gesunde Kind hat bei all diesen Entwicklungsschritten seinen eigenen Zeitplan. Wichtig: diejenigen, die früher dran sind, entwickeln sich nicht besser, als die die später dran sind…
Was ist besser: Töpfchen, Toilettensitz oder Toilettentrainer?
Zunächst: Gut ist, womit ein Kind gut zurecht kommt. Das Töpfchen ist für die ganz kleinen geeignet, die anderen Hilfsmittel für die dann größeren Kinder. Kinder sollten generell immer einen Sitzverkleinerer und einen Antritt oder eben einen Toilettentrainer verwenden. Wenn die Beinchen baumeln oder der Popo doch zu tief in die Toilettenschüssel rutscht, wird der Beckenboden sich nicht ausreichend entspannen und die Blase sich nicht vollständig entleeren können. Die Beine müssen in Hüfte und Knie jeweils im rechten Winkel gebeugt und ein wenig gespreizt sein. Die Füßchen muss ein Kind aufstellen können.
Was sollte ich bei der Windelentwöhnung beachten?
Über- und Unterforderung ist nicht gut. Meist klappt es tags zuerst, dann nachts. Die Bandbreite des Normalen ist groß, ab 4 Jahren sollte es tagsüber klappen. Nachts kann es noch länger einmal in der Windel nass werden.
Nie sollten wir Eltern bei der Sauberkeitserziehung schimpfen oder negativ sanktionieren, nie Druck ausüben. Wenn man entspannt bleibt und die Kinder für ihre Erfolge lobt, wenn man Erfolge auch visualisiert (Sticker oder Sonne im Kalender) und den Kindern auch immer wieder einmal kleine Belohnungen zukommen lässt, geht die Sauberkeitserziehung meist ganz einfach.
Wie kann ich mein Kind beim Sauberwerden unterstützen?
Am meisten unterstützen Sie das Kind, in dem Sie die Sachen locker, liebe- und humorvoll und entspannt angehen. Kinder wollen groß sein und sie wollen die Entwicklungsaufgaben schaffen. Stellen Sie kleine Erfolge heraus und machen Sie deutlich, dass kleine Misserfolge nicht schlimm sind! Streng nach dem Motto: Von der kleinen Pfütze oder dem nassen Höschen lassen wir uns doch nicht die Laune und den Tag verderben! Es gibt auch viele Bilderbücher zu dem Thema, vielleicht wollen Sie eines mit Ihrem Kind einmal lesen?
Stimmt es, dass Kinder im Sommer leichter sauber werden?
Oft ist das selbständige Pieseln-Dürfen im Garten ein großer Anreiz. Da gibt es viele Sträucher, die gegossen werden müssen… Zudem ist das nasse Höschen im Sommer ungefährlich, bei klirrender Kälte im Winter aber doch ungünstig.
Wie reagiere ich am besten, wenn doch mal was daneben geht?
Einzige wichtige Regel: Locker, liebe- und humorvoll bleiben, das Kind ggf. trösten, eine neue Hose anziehen und weiter geht’s mit dem schönen Kindertag! Ärgern Sie sich nicht, schimpfen Sie nicht und denken Sie positiv. Das Sauberwerden wird auch bei Ihrem Kind gut klappen. Und schon bald braucht Ihr Kind keine Windel mehr.
P.S. Kleine Pfützchen bringen Glück ;-)
DrS
Dr. med. Stefan Schwarz ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und bloggt auf http://derkinderarztblog.com/ zusammen mit seinem Kollegen Dr. med. Gerald Hofner über Kindergesundheit und Spannendes aus Wissenschaft und Praxis
So ein Quatsch hab ich selten gelesen. Deshalb heißt es ja auch zum Beginn des Kiga-Besuches, dass die Kleinen sauber sein müssen. Fordern nicht verwöhnen.