Viele Frauen freuen sich über einen positiven Schwangerschaftstest. Anders sieht das aus, wenn ein Teenager schwanger wird – zumindest in den allermeisten Fällen. Eine ungeplante Teenager-Schwangerschaft kann bei einem jungen Mädchen zum Zusammenbruch der eigenen kleinen Welt führen – und natürlich auch das gesamte familiäre Umfeld in einen Schockzustand versetzen. In einem solchen Moment ist es wichtig, nicht komplett den Kopf zu verlieren. Welche Möglichkeiten es gibt, mit der Schwangerschaft umzugehen – und wo schwangere Teenager Unterstützung finden, das habe ich für Dich recherchiert.
Wie häufig ist eine Schwangerschaft bei Teenagern?
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland fast 2000 Mädchen unter 18 Jahren Mutter. Knapp 800 Mädchen waren dabei 16 Jahre alt oder sogar jünger. Damit ist die Zahl der Teenager-Schwangerschaften in Deutschland seit den 1980er Jahren deutlich gesunken. Im internationalen Vergleich gibt es in den USA und Großbritannien die meisten Teenager-Schwangerschaften.
Teenager werden fast immer ungeplant schwanger
In der Regel werden Teenager meist ungeplant schwanger. Eine Studie von pro familia zeigt, dass Mädchen aus sozial schwächeren Schichten, die nur eine geringe oder keine Schulbildung haben, deutlich früher sexuell aktiv sind. Gleichzeitig werden sie häufiger ungeplant schwanger.
Es gibt Jugendliche, die sich (teilweise schon sehr früh) über Sexualität definieren und so z.B. auf Anerkennung hoffen. Wenn sexuelle Erfahrungen schon früh gemacht werden, ist oft die Verhütung eher mangelhaft.
Teenager und schwanger – was sind die Gründe?
Wenn ein Teenager schwanger wird, liegt das laut Experten in der Regel an fehlender, unzureichender oder falsch angewendeter Verhütung. In den meisten Fällen spielen die folgenden Szenarien eine Rolle:
- Verhütung wurde vergessen, da die Situation unerwartet kam
- Scham oder Angst verhindern ein offenes Gespräch über Verhütung
- “Aufpassen” ist schief gegangen
- die Pille wurde vergessen
- die Wirkung der Pille wurde beeinflusst (zum Beispiel durch Erbrechen, Durchfall oder die Einnahme anderer Medikamente)
- falsche Anwendung eines Kondoms
- Angst/ Unsicherheit vor einem Besuch beim Frauenarzt oder er Frauenärztin
In einem Interview mit dem Magazin Eltern erklärt Sexualberaterin und Familientherapeutin Professor Ulrike Busch von der FH Merseburg, dass „Aufklärung als reine Wissensvermittlung, wie sie etwa die Schule anbietet, nicht ausreicht“ – sie sei nicht lebensnah genug; Schulen sollten mehr mit Sexualpädagogen zusammenarbeiten.
Ungewollt schwanger als Teenager: Was können jugendliche Mütter tun?
In erster Linie sollte versucht werden, eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Deshalb ist eine offene und ehrliche Aufklärung unabdinglich. Sollte eine Teenagerin trotzdem schwanger werden, ist das erst einmal für das Mädchen, aber auch für ihre Familie und Freunde ein riesiger Schock. Jetzt ist es besonders wichtig, dass das schwangere Mädchen all ihre Möglichkeiten kennt, um dann genau abzuwägen und zu entscheiden, wie es mit ihr und dem Baby weitergeht. Der Umstand, dass die werdende Mutter selbst noch ein Kind ist, kommt in diesem Prozess erschwerend hinzu. In diesem Fall ist eine professionelle Unterstützung dringend empfohlen. Eine schwangere Teenagerin hat folgende Optionen:
1. Das Kind großziehen
Es gibt junge Mädchen, die sich der Herausforderung gewachsen fühlen und sich dafür entscheiden, das Baby zu bekommen und großzuziehen. Es macht Mädchen diese Entscheidung leichter, wenn sie wissen, dass sie die auf die Unterstützung des werdenden Vaters, ihrer Familie und auch von gleichalterigen Freunden zählen können. Experten empfehlen Teenagern, die schwanger sind, dringend eine Beratung. Wichtige rechtliche und praktische Informationen findet man z.B. bei betanet.de
2. Ein Schwangerschaftsabbruch
Es ist mir wichtig zu erwähnen, dass auch, wenn eine Teenagerin schwanger ist, die Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch bei ihr liegt. Natürlich ist eine vorherige Beratung unbedingt notwendig und der Abbruch muss unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Man darf auf keinen Fall vergessen, dass so ein Eingriff, vor allem in jungen Jahren, traumatische Folgen haben kann. Deshalb empfehlen Experten, dass dem Mädchen vor und nach dem Abbruch professionelle Hilfe in Form von Psychologen oder Sozial- und Familienberatern zur Seite gestellt werden.
3. Das Kind zur Adoption freigeben
Wenn das Mädchen weder einen Abbruch durchführen lassen will, noch das Kind großziehen kann oder möchte, gibt es auch die Möglichkeit einer Adoption. Die Mutter kann das Baby also austragen und nach der Geburt zur Adoption freigeben. Es gibt offene, halboffene und anonyme Adoptionen. Sie kann also nach vorhergehender Absprache sogar Kontakt zu dem Kind aufrechterhalten. Über eine Adoption kann man sich bei Beratungsstellen oder dem Jugendamt informieren.
4. Das Kind in eine Pflegefamilie geben
Das Mädchen kann sich dazu entscheiden, die Erziehung des Kindes vorübergehend an eine Pflegefamilie abzugeben. Dabei bleiben die Rechte der leiblichen Eltern erhalten. Es ist also sozusagen eine Überbrückung, bis sich die Mutter (oder die Eltern) selbst um ihr Baby kümmern können. Pflegefamilien werden auch vom Jugendamt organisiert.
5. Eine anonyme/ vertrauliche Geburt
Wenn ein Mädchen das Baby nicht behalten möchte, und auch offiziell nicht als Mutter registriert werden möchte, gibt es die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt. Die Mutter wird dabei vor und während der Geburt bestmöglich versorgt, muss sich aber nicht selbst um Behördenwege, wie zum Beispiel bei einer Adoption, kümmern. Sie gibt ihr Baby nach der Geburt anonym, inklusive aller Rechte und Pflichten ab.
Ungeplant schwanger: Hier finden junge Mädchen Hilfe
Bei einer ungewollten Schwangerschaft haben Frauen und Mädchen oft viele Ängste und Fragen. Bei jungen Mädchen kommen oft schulische, körperliche und finanzielle Unsicherheiten dazu.
Es gibt verschiedene Stellen, an die sich junge Frauen und Mädchen wenden können, wenn sie schwanger sind:
- Beratungsstelle des Deutschen Roten Kreuz
- Jugendberatungsstellen
- pro familia
- Jugendamt
- Hilfetelefon
- Frühe Hilfen
Eine professionelle Beratung ist aus vielen Gründen ratsam und teilweise notwendig. Zum Beispiel werden dort alle Möglichkeiten, die ein junges Mädchen in der Situation hat, aufgezeigt und erklärt. Außerdem wird man auch über mögliche finanzielle Hilfe, praktische Unterstützung im Alltag und rechtliche Fragen aufgeklärt.
Geplante Schwangerschaft bei Teenagern
Obwohl die meisten Teenager ungeplant schwanger werden, gibt es auch Teenie-Mütter, die sich bewusst für ein Baby entscheiden. Auch diese Entscheidung ist natürlich individuell. Studien und Erfahrungsberichte von ärztlichem Fachpersonal und Sexualpädagogen zeigen aber, dass es zwei häufige Gründe dafür gibt:
- Viele junge Mütter sehnen sich nach Geborgenheit, Liebe und Familie. Wenn sie diese nicht aus ihrem Elternhaus bekommen, kann das dazu führen, dass sie sich dazu entscheiden, eine eigene Familie zu gründen.
- Wenn junge Mädchen persönliche Schwierigkeiten, zum Beispiel schwerwiegende Probleme in der Schule, haben, kann dies dazu führen, dass sie hoffnungslos in die Zukunft blicken. Ihnen fehlen die Perspektiven und der Sinn. Um sich selbst eine Aufgabe zu geben, entscheiden sie sich dazu, eine Familie zu gründen. Sie erhoffen sich dadurch einen Sinn zu finden.
Auch, wenn ein minderjähriges Mädchen ein Baby bewusst geplant hat, kann eine professionelle Beratung sinnvoll sein. Auch, wenn das Kind schon auf der Welt ist, finden junge Mütter Unterstützung, z.B. bei den „Frühen Hilfen“:
Teenager und schwanger – das sind die gesetzlichen Regelungen
Wenn ein minderjähriges Mädchen ein Baby bekommt, ist sie zwar die Mutter, in der Regel aber mit einem ruhenden Sorgerecht. Das bedeutet, dass sie die Fürsorge vorübergehend nur eingeschränkt ausüben darf. Es gibt eine Vormundschaft, die zum Beispiel entweder von den Großeltern des Babys oder dem Jugendamt ausgeübt wird.
Fazit
Wenn Teenager schwanger werden, ist das erst einmal ein großer Schock für die werdenden Eltern selbst, aber auch für ihr gesamtes Umfeld. Nach dem ersten Schreck es ist wichtig, so schnell wie möglich einen klaren Kopf zu bekommen und eine geeignete Lösung zu finden. Nicht nur werdende junge Mütter, sondern auch Eltern von schwangeren Teenagern können sich an eine professionelle Familienberatungsstelle wenden, um ihren Töchtern in dieser schwierigen Situation zur Seite zu stehen.
Hast Du in Deiner Familie Erfahrungen mit einer Teenager-Schwangerschaft gemacht? Wie seid Ihr damit umgegangen? Welche Dinge haben Euch geholfen, eine Lösung zu finden?