Früher wurde ein Dammschnitt (in der Fachsprache Episiotomie) als Routineeingriff bei fast jeder Geburt durchgeführt. Heutzutage ist man davon abgekommen, da ein Schnitt keine nennenswerten Vorteile bringt.
Was ist ein Dammschnitt?
Ein Dammschnitt wird mit Hilfe einer speziellen medizinischen Schere durchgeführt. Der Schnitt soll eine Erweiterung des Scheidenausgangs bewirken und kann somit die Geburt beschleunigen. Die Hebamme oder der Arzt führen den Dammschnitt im Muskelgewebe zwischen Scheide und After durch. Es gibt zwei „Richtungen“, in die ein Dammschnitt geschnitten werden kann. Er kann entweder in direkter Linie von der Scheide Richtung After durchgeführt werden oder der Schnitt wird leicht seitlich, etwa im 45 Grad Winkel, gesetzt. In der Regel wird der seitliche Schnitt bevorzugt. Der gerade Schnitt hat zwar den Vorteil, dass er nur klein ist und meistens gut heilt, allerdings kann er auch leichter weiter Richtung Darm reißen.
Merke ich, wenn der Dammschnitt durchgeführt wird?
Das Schneiden des Dammschnitts sollte Dir keine Schmerzen bereiten. Normalerweise wird auf den Moment des Kopfdurchtritts, auf dem Höhepunkt einer Wehe, gewartet, wenn das Gewebe am Damm hochgradig gespannt ist. Wegen dieser extremen Spannung, spürst Du in diesem Moment keinen Schmerz. Muss ein Dammschnitt zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführt werden, wird der Geburtshelfer den Damm mit einer Lokalanästhesie vorher betäuben. Nach der Geburt wird der Schnitt ebenfalls mit einer örtlichen Betäubung genäht. Dies kann etwas zwicken, sollte aber nicht wehtun!
Wann ist ein Dammschnitt nötig?
In jeder Geburtsklinik wird etwas anders mit dem Dammschnitt umgegangen. Wie gesagt, er ist erfreulicherweise kein Routineeingriff mehr. Ein Dammschnitt ist immer indiziert, wenn Dein Kind in einer Notsituation ist, bei der es darum geht, dass es schnell geboren wird. Eine Notsituation kann zum Beispiel eine schlechte kindliche Herzfrequenz am Schluss der Geburt sein. In vielen Kliniken wird auch bei den meisten „vaginal-operativen“ Entbindungen, das heißt bei Zangen- oder Saugglockengeburten ein Schnitt durchgeführt. Wenn Dein Baby mit dem Po als erstes geboren wird oder das Dammgewebe unkontrolliert zu reißen droht, wird unter Umständen auch ein Dammschnitt gemacht. Diese Entscheidung kann aber von Geburtshelfer zu Geburtshelfer unterschiedlich ausfallen.
Kann ich einen Dammschnitt vorbeugen?
Du kannst etwa sechs Wochen vor Deinem errechneten Geburtstermin mit einer Dammmassage beginnen. Diese Massage soll den Damm weich und dehnbar machen. Auch wenn Du die Dammmassage regelmäßig durchführt, ist dies keine Garantie dafür, dass Du keine Geburtsverletzung erleidet.
Kann ich einen Dammschnitt verweigern?
Das Problem ist, dass eine Geburt und somit ein Dammschnitt, kein planbares Ereignis ist. Ich kann Euch sagen, dass der Ehrgeiz jeder Hebamme danach strebt, Euren Damm so gut wie möglich zu schützen und jede Art von Geburtsverletzung zu vermeiden. In jeder geburtshilflichen Situation, in der ein Dammschnitt notwendig ist, solltest Du kurz mit einer Begründung darauf aufmerksam gemacht werden. Eine lange Diskussion oder Aufklärung ist in diesem Moment meist nicht möglich. Ich kenne auch keine werdende Mutter, die einen Dammschnitt verweigert hat, wenn sich ihr Baby in einer Notsituation befindet. Wenn Du Dich in der Geburtsklinik vorstellst, sprich dieses Thema ruhig an, damit Deine Bedenken und Wünsche berücksichtigt werden können.
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