Der errechnete Geburtstermin ist verstrichen, die Vorfreude wird immer größer, aber Euer kleines Wunder möchte sich noch nicht auf den Weg machen? Viele werdende Mamas plagt in den letzten Tagen der Schwangerschaft die Ungeduld. Hoffst auch Du, dass die Geburt von allein beginnt, bevor eventuell eine Einleitung nötig wird? Letztlich entscheidet zwar Dein Baby, wann es bereit ist auf die Welt zu kommen. Mit einigen geeigneten Tipps und Hausmitteln kannst Du ihm aber den letzten sanften Stupser geben – und den Beginn der Wehen fördern. Hier erhältst Du alle wichtigen Informationen rund um das Thema Wehen fördern auf einen Blick und bekommst unsere 5 wertvollsten Tipps zum Wehen anregen an die Hand, damit die Geburt auch bei Dir endlich losgeht.
Geburtstermin verstrichen – was nun?
Wichtig zu wissen: Ist der errechnete Geburtstermin verstrichen und Dein Baby noch nicht auf der Welt, ist das zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Schätzungen zufolge werden nämlich gerade einmal ca. 5% aller Babys tatsächlich am errechneten Termin geboren. Viel genauer als die Fixierung auf einen Tag ist daher der sogenannte Geburtszeitraum, in dem etwa 90% aller Kinder das Licht der Welt erblicken. Er erstreckt sich von zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach dem vom medizinischen Fachpersonal berechneten Termin. Fühlst Du Dich körperlich gut und stehst in regelmäßiger Absprache mit Deiner Hebamme oder Deinem:r Gynäkolog:in, besteht kein Grund zur Sorge, wenn der ursprünglich berechnete Termin überschritten wurde.
Unser Tipp: Anstatt eines festen Tages den vierwöchigen Geburtszeitraum im Kalender markieren! Das könnte Dich wesentlich entspannter auf die Geburt zugehen lassen. Denn trotz aller Vorfreude: Ein fixer Termin kann vor allem eins – Druck aufbauen und die Nerven eher stressen als einen entspannten Beginn der Wehen zu fördern.
Grundsätzlich bestimmen folgende Aspekte, wann die Geburt beginnt:
- der kindliche Entwicklungsstand
- die Bereitschaft Deines Körpers
Der passende Zeitpunkt für einen optimalen Geburtsverlauf wird also durch das Zusammenspiel der Körper von Mutter und Kind bestimmt. Eingriffe in diesen natürlichen Prozess sind meistens nicht von Nöten und können ggf. sogar störend wirken. Nichtdestotrotz: In einigen Situationen kann es sich lohnen den Beginn der Wehen zu fördern – optimalerweise möglichst sanft und natürlich.
Nicht mehr sicher, wann Dein Baby kommt? Hier kannst Du den E.T. berechnen:
Geburtstermin berechnen
Wehen fördern: Wann ist es überhaupt sinnvoll?
Es gibt eine Reihe an simplen Hausmitteln, die Deine Wehentätigkeit anregen und den letzten Anstoß zum Geburtsbeginn geben können. Was jedoch beachtet werden sollte: Nicht jede Methode ist für Dich und Dein Baby geeignet!
Folgende Voraussetzungen sollten grundsätzlich erfüllt sein, um das Wehen fördern in Betracht ziehen zu können:
- Deine Schwangerschaft verlief komplikationslos
- Dein Kreislauf ist stabil
- Der Geburtstermin ist bereits erreicht oder überschritten
- Dein Baby ist geburtsbereit und bei Deinem Körper machen sich erste Zeichen für den Geburtsbeginn bemerkbar (diese können (!) zum Beispiel sein: Abgang des Schleimpfropfs, leichte Wehen, blutiger Schleimabgang).
Wehen fördern: Was bewirken wehenfördernde Mittel?
Das Ziel wehenfördernder Mittel und Methoden ist, die Wehentätigkeit auf natürliche Weise sanft anzuregen. Für viele Frauen wird das Thema interessant, wenn der Geburtstermin bereits überschritten ist und ihre Ungeduld möglicherweise mit Angst vor einer Einleitung im Krankenhaus gepaart wird.
Die Ziele des Wehenförderns sind:
- Anregung der Wehentätigkeit oder Verstärkung bereits vorhandener Wehen
- Anregung der Durchblutung im Schoßraum zur Unterstützung der Öffnung des Muttermundes
- Hilfestellung für Dein Baby, richtig ins Becken zu rutschen
Wehen natürlich fördern: Unsere 5 wertvollsten Tipps
Ist die 40 SSW erst einmal erreicht, kommt schnell die Frage auf: Was kann ich tun, damit es endlich losgeht? Fest steht: Bei einem geburtsreifen Befund kann die Geburt oft schon sehr effektiv auf natürliche Weise angeregt werden. In vorheriger Absprache mit Deiner Hebamme bzw. Deinem:r Gynäkolog:in können unsere 5 Tipps eine wertvolle Hilfe für Dich und Deine:n Partner:in sein, um die Geburt Eures kleines Wunders natürlich und sanft in Gang zu bringen.
1. Wehen fördern durch Bewegung
Bewegung aktiviert Dich – und das gleiche gilt oft auch für den Geburtsprozess! Versuche daher auch zum Ende der Schwangerschaft so gut es geht Bewegung in Deinen Alltag zu integrieren. Eine lockere Stunde spazieren gehen am Tag hilft Dir schon, um fit für die Geburt zu bleiben und Deine Wehentätigkeit anzuregen. Das Köpfchen Deines Babys kann durch die Bewegung Deines Beckens beim Laufen oder auch beim Beckenkreisen auf einem Gymnastikball nämlich leichter in seine Startposition rutschen. Gleichzeitig drückt der Kopf Deines Babys durch die Wirkung der Schwerkraft so vermehrt auf den Beckenboden und Muttermund. Die Folge? Dein Körper schüttet Oxytocin aus, das wiederum für das Auslösen von Wehen verantwortlich ist.
Neben Spaziergängen können übrigens auch (Schwangerschafts-)Yoga, leichte Hausarbeit oder Schwimmen eine wunderbare Möglichkeit sein, Deine Wehen zu fördern.
2. Wärme zur Anregung der Wehen
Ein stimulierendes Ölbad bei ca. 38 Grad Wassertemperatur kann wahre Wunder vollbringen! Die wärmende Wirkung des Wassers entspannt nicht nur wirksam, sondern lässt Deine Bauch- und Beckenmuskeln auch schön locker werden und bereitet Deinen Uterus auf die Geburt vor.
Wehenfördernde Badezusätze sind:
- Nelkenöl
- Ingwerwurzelöl
- Eukalyptus
- Eisenkraut
- Zimtblätter oder Zimtblätteröl
Unser Tipp: Beim Baden testen – Übungswehen oder „echte“ Wehen?
Insbesondere bei schon vorhandenen Wehen lohnt sich ein Bad! Es kann Dir nämlich helfen herauszufinden, ob Deine Wehen bereits geburtswirksame Eröffnungswehen sind oder noch unter die Kategorie Übungswehen fallen. Kurzum: Übungswehen werden in der Badewanne schwächer, richtige Wehen bleiben bestehen oder intensivieren sich sogar.
Aber Achtung: Bade niemals zu heiß und lieber nicht, wenn Du alleine zuhause bist! Da warmes Wasser zu Kreislaufproblemen führen kann, sollte zu Deiner Sicherheit immer eine Person nach Dir schauen können oder in Rufweite sein.
In unserem Beitrag zum Thema Baden in der Schwangerschaft erfährst Du alles Wissenswerte rund um das Thema gefahrenfrei baden mit Baby im Bauch.
3. Wehen fördern durch Tee trinken
Abwarten und Tee trinken – diesen Satz kannst Du zum Wehen fördern ruhig wörtlich nehmen! Eine warme Tasse Tee kann nämlich nicht nur entspannen, sondern gleichzeitig auch Deine Wehentätigkeit anregen. Einige Kräuter und Gewürze haben als Tee nämlich eine stimulierende Wirkung auf Deine Gebärmuttermuskulatur. Am besten lässt Du Dir hier von Deiner Hebamme einen geeigneten Tee empfehlen und richtest Dich nach der für Dich erlaubten täglichen Menge.
Generell in Frage kommen diese Sorten:
- Himbeerblättertee
- Brombeerblättertee
- Zimt
- Ingwer
- Zitronenverbene
- Nelke
- Eisenkraut
4. Einfach und effektiv: Geburt anregen durch Sex
Es kann sich lohnen, die letzten Stunden zu zweit bevor das Baby kommt, noch einmal richtig zu genießen. Denn: Sex ist wohl das wirksamste und natürlichste Mittel als letzter Anstoß zum Geburtsbeginn und bringt in puncto Wehen auslösen nicht nur einen Vorteil mit sich, sondern gleich mehrere:
- Dein Orgasmus aktiviert die Muskulatur Deiner Gebärmutter
- die Kontraktionen fördern Wehen
- Entspannung Deiner Bauch- und Beckenmuskulatur
- Dein Körper schüttet beim Sex das wehenfördernde Hormon Oxytocin aus
- Sperma enthält Prostaglandine, die u.a. den Gebärmutterhals weich machen und die Öffnung des Gebärmutterhalses fördern
Wichtige Info: Grundsätzlich ist Sex während der gesamten Schwangerschaft kein Problem, abzuraten davon ist allerdings bei vorzeitigen Wehen oder nach bereits erfolgtem Blasensprung.
Mehr zu dem Thema erfährst Du in unserem Beitrag über das Thema Sexualität in der Schwangerschaft von Hebamme Monika.
5. Mit Bauchmassage Wehen auslösen
Die Bauchmassage in der Schwangerschaft hat gleich mehrfachen Nutzen: Dein Baby bekommt eine Extraportion Liebe, Deine gedehnte Haut wird gut versorgt und sie kann die Wehen anregen. Die Verbindung aus Druck und pflanzlichen Wirkstoffen regt die Muskulatur der Gebärmutter an. Obendrein ist die Bauchmassage eine wunderbare Möglichkeit für Deine:n Partner:in Dir etwas Gutes zu tun und sich mit Eurem Baby im Bauch zu verbinden.
Und so geht’s:
- Mandelöl oder Massageöl eignet sich optimal und kann ggf. mit etwas ätherischem Öl (Zimt, Nelke, Eisenwurz, Ingwer) vermengt werden.
- Befeuchte Deinen Bauch mit etwas Wasser.
- Massiere das Öl sanft in die Haut ein. Am besten: Im Uhrzeigersinn mit kreisenden Bewegungen um den Bauchnabel herum – so wird zugleich die Darmtätigkeit angeregt.
Hinweis: Ob Du Dich selbst massierst oder massiert wirst – gehe ganz nach Deinem Wohlgefühl. Die Muskulatur Deiner Gebärmutter soll in jedem Fall nur sanft stimuliert und nicht „durchgeknetet“ werden. Es gilt prinzipiell: Jede Berührung, die angenehm ist, ist gut für Dein Baby und Dich. Die Wirkung einer Bauchmassage tritt im Übrigen meistens erst zeitlich verzögert ein. Ausgelöste Wehen können also gut und gerne erst ein bis zwei Tage nach der Massage beginnen.
Zur Vorbereitung auf die beginnenden Wehen liest Du hier: Unsere 7 Übungen für eine gute Geburt von Hebamme Monika, die Dir helfen können die Wehen unter der Geburt auszuhalten.
Wehen fördern mit professioneller Hilfe: Das kann die Hebamme tun
Neben Hausmitteln zum Anregen der Geburt, gibt es eine Handvoll ebenso wirksamer Methoden und Mittel, die die Begleitung durch Fachpersonal nötig machen.
Möglichkeiten Deiner Hebamme die Wehen zu fördern:
- Muttermundmassage
- Brustwarzenstimulation
- Geburtsvorbereitende Akupunktur/ Homöopathie/ Fußreflexzonenmassage (beim Heilpraktiker:in oder einer Hebamme mit Zusatzausbildung)
Zeigen sich Hausmittel bei dir als wenig wirksam zur Wehenförderung, lohnt es sich hier das Gespräch mit der Hebamme zu suchen und gemeinsam die verschiedenen angeleiteten Möglichkeiten zum Anregen der Geburt abzuwägen.
Nicht empfohlen: Von diesen Tipps ist eher abzuraten
Gerade online stößt man bei der Beschäftigung mit der Frage „Wie kann ich die Geburt natürlich einleiten?“ auf zahlreiche Tipps und Ratschläge, die die Wehen fördern sollen. Aus fachlicher Sicht sind einige davon nicht nur unwirksam, sondern sogar kontraproduktiv für den Geburtsverlauf.
Abzuraten ist aus Sicht unserer Hebamme Monika dabei von folgenden Methoden:
- Nelkenöltampon: Ein mit Nelkenöl verdünnter Tampon soll eingeführt in die Scheide für einen weichen und nachgiebigen Muttermund sorgen. Aber Vorsicht! Diese Methode gehört unbedingt von Fachpersonal begleitet. Falsch angewendet kann Nelkenöl ätzend wirken!
- Treppenlaufen: Einer der bekanntesten Tipps überhaupt – und ja, Bewegung kann sehr hilfreich sein, um die Geburt zu fördern. Dazu reicht es aber völlig, spazieren zu gehen oder sich anderweitig sanft in Schwung zu bringen. Treppensteigen mit schwerem Bauch kann stattdessen Deine Kräfte zu sehr fordern und die kostbare Kraft verbrauchen, die Du noch dringend für die Geburt brauchst.
- Wehencocktail: Hebammen empfehlen gelegentlich einen sogenannten Wehencocktail, der aus Fruchtsäften, Rizinusöl und Alkohol besteht. Insbesondere das Rizinusöl wirkt durch seine abführende Wirkung auf den Darm und regt damit die Muskulatur der Gebärmutter an. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch: Kreislaufprobleme, starke Schmerzen, Krämpfe im Darm, Dauerkontraktionen und teils sogar schlechte kindliche Herztöne.
Der Einsatz der ersten und dritten Methode sollte also unbedingt vorher fachlich genau abgeklärt und vor allem engmaschig begleitet werden.
Fazit: Maßnahmen zum Wehen fördern individuell abwägen
So individuell wie jedes Baby ist, so individuell ist auch jeder Geburtsprozess. Letztlich kommt Dein Baby nämlich genau dann, wenn es dazu bereit ist. Wehenfördernde Maßnahmen vor dem ET sind daher nicht zu empfehlen. Ist Dein Baby aber schon bereit für die Geburt und der Termin verstrichen, können unsere Hausmittel ihm den letzten, sanften Anstupser geben, den es benötigt.
Nicht vergessen: Die natürlichen Methoden entfalten ihre Wirkung oft erst nach ein bis zwei Tagen. Daher empfiehlt es sich, ihrer Wirkung Zeit zu geben. Dabei können sie gerne auch wiederholt werden. Grundsätzlich gilt: Wenn Du auf Dein Körpergefühl achtest, besteht bei sanften Methoden nicht die Gefahr, die Wehentätigkeit zu stark zu intensivieren.
Und last but not least: So herbeigesehnt der Start der Geburt auch ist, versuche vor allem im Vertrauen zu bleiben und Dich nicht zu sehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Denn Entspannung ist letztlich das beste Mittel, um Deinem Baby sein Ankommen auf der Welt zu erleichtern.
Hat Dir dieser Beitrag gefallen? Kennst Du noch weitere Tipps zum Wehen fördern? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
Quellen:
Stadelmann, Ingeborg (2007): Die Hebammen-Sprechstunde. Stadelmann Verlag Wiggensbach.
Mehr Infos dazu findest Du hier.
