Du hast einen wichtigen Termin, möchtest pünktlich los und Dein Kind trödelt mal wieder? Dann mag es sich nicht anziehen und lässt auch noch sein Trinken fallen und dann passiert es: Du bist genervt und wirst laut, schimpfst mit ihm und kurz danach hast Du manchmal auch ein schlechtes Gewissen. Eins vorweg: Du bist damit nicht allein! Wir Mamas kommen mehrmals täglich in so eine Situation und das ist auch ganz normal. Es gibt jedoch Wege, weniger zu schimpfen. Fünf davon möchte ich Dir gerne nennen.
Was bringt Schimpfen eigentlich?
Nachdem ich eine Bitte gefühlt 20 Mal an mein Kind gerichtet hatte und diese auch dann immer noch nicht ankam, wurde ich laut und habe geschimpft. Mit dem gleichen Ergebnis wie vorher. Irgendwann habe ich mich dann gefragt, was es eigentlich bringt, zu schimpfen. Gar nichts. Schimpfen macht es zum einen nur noch viel schlimmer. Zum anderen fühle ich mich dann deshalb so schlecht, weil dieser Tonfall mich zu der Mama macht, die ich eigentlich gar nicht bin.
Kinder haben eine andere Wahrnehmung
Für meinen Gefühlsausbruch können meine Kinder ja auch gar nichts. Sie haben ein völlig anderes Zeitgefühl und können es nicht verstehen, warum ich es so eilig habe. Wenn ich sage, dass wir in zehn Minuten losmüssen, ist es ihnen einerseits egal – andererseits haben sie auch ein völlig anderes Zeitgefühl. Mein Sohn denkt, dass er dann ja noch genug Zeit hat, um in sein Zimmer zu gehen und seine Autos auszupacken. Ich dagegen möchte, dass er sich anzieht und fertig wird. Das ist nur eines von wenigen Beispielen und ein Ansatz, über die eigene Wahrnehmung und die der Kinder nachzudenken.
Weniger schimpfen – 5 Tricks
1. Weniger schimpfen durch Kommunikation
Wie Du in meinem Beispiel lesen konntest, war Kommunikation kaum bzw. falsch vorhanden. Doch genau diese spielt eine große Rolle, gerade im Zeitmanagement.
Anstatt zu sagen, dass wir in zehn Minuten gehen müssen, hätte ich ihn einfach nur darum bitten müssen, sich anzuziehen und auf mich zu warten.
Ein weiteres Problem ist oft der Konflikt, der unterwegs entsteht. Beim Einkaufen möchte das Kind am liebsten alle Süßigkeiten mitnehmen, im Restaurant rennt es zwischen den Tischen umher oder auf dem Spielplatz wird mit Sand geworfen. Viele Eltern schimpfen in genau diesen Situationen und meistens so, dass es alle anderen mitbekommen. Sinnvoller ist es, schon vorher mit dem Kind zu sprechen. Sage ihm, dass es sich beim Einkaufen für eine Packung entscheiden darf, im Restaurant am Tisch spielen darf (Spielsachen mitnehmen!) und der Sand im Sandkasten bleibt. Erkläre ihm auch, warum Du das möchtest.
Indem Du vorher mit Deinem Kind sprichst, vermeidest Du, dass Du den ganzen Tag Anweisungen gibst. Das führt dazu, dass Du gestresst und genervt bist und Dein Kind hat das Gefühl, es Dir nicht recht machen zu können und reagiert dann irgendwann gar nicht mehr.
Das wichtigste bei der Kommunikation zwischen einem Erwachsenen und einem Kind: Sie sollte immer auf Augenhöhe stattfinden!
2. Weniger schimpfen durch Bilder
Ich habe einmal von einem tollen Trick gehört, nämlich das Arbeiten mit Bildern. Kinder haben ein anderes Zeitgefühl und lesen können sie natürlich auch noch nicht.
Damit Dein Kind den Tagesablauf besser versteht, kannst Du eine Uhr basteln, auf der anstatt Zahlen Bilder zu sehen sind. Male oder klebe Euren Alltag hinein, der mit dem Aufstehen beginnt und über Kindergarten, Spielen, Freizeit und Sport, Abendessen und Zähneputzen geht und mit dem Schlafengehen endet. So sieht das Kind, wo es sich gerade befindet und was als nächstes ansteht.
3. Weniger schimpfen durch Ruhe bewahren
„Wie man es in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus“ gilt auch für den Umgang mit Kind. Bist du laut, kommt es laut zurück und das kannst Du Deinem Kind nicht einmal vorwerfen.
So sehr Dich die Trotzphase an Deine Grenzen bringen wird – bleibe ruhig und versuche, in einem normalen Ton zu reden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer ist, aber ich habe gelernt, dass ich so viel besser an meinen Sohn herankomme. Damit geht der Wutanfall Deines Schatzes schneller vorbei.
Tipp: Wenn Du merkst, dass Wut in Dir aufsteigt und Du Dein Kind gleich anschreien wirst, weil Du einfach nicht mehr kannst – verlasse wenn möglich sofort den Raum. Atme tief durch und gehe erst zurück zu Deinem Kind, wenn Du Dich besser fühlst. Und dann sprich in Ruhe mit ihm.
4. Weniger schimpfen durch Ursachenforschung
Ich habe ganz oft geglaubt, mein Sohn ärgert seine Schwester mit Absicht, wenn diese gerade etwas mit mir spielt. So hatte sie zum Beispiel ein Auto von ihm in der Hand, um damit auf meinem Bein herumzufahren. Er kam dazu, nahm ihr das Auto weg und spielte dann selbst damit.
Meine erste Reaktion wäre eigentlich, ihr das Auto zurückzugeben und mit ihm zu schimpfen. Hat aber nie etwas gebracht. Also habe ich das Auto an mich genommen, mich mit beiden zusammen hingesetzt und herausgefunden, dass er eigentlich nur unsere Aufmerksamkeit wollte, um uns zu zeigen, was das Auto tatsächlich kann. So saßen wir zusammen auf dem Teppich, er erklärte uns die Funktionen des Autos und wir spielten gemeinsam.
Seine Schwester wusste nun, wie es funktioniert und machte es ab da seiner Meinung nach auch richtig. So musste er nicht mehr „eingreifen“, wenn sie falsch spielte.
5. Weniger schimpfen: Schraube Deine eigenen Erwartungen herunter
Die sozialen Medien und unsere Mitmenschen leben uns gerne die heile, tolle Familienwelt vor. Die Kinder sind modisch gekleidet, das Haus supertoll eingerichtet, der Dreijährige kann Fahrrad fahren, das Baby mit fünf Monaten schon krabbeln…
Unbewusst haben wir genau mit dieser sogenannten Konkurrenz zu kämpfen und möchten auch alles so schön und so toll haben. Es fällt uns schwer, auch mal Fehler zuzugeben oder darüber zu sprechen, dass etwas nicht so läuft, wie es soll.
Diese Erwartungen führen oft dazu, sich selbst zu stressen, sich leichter über Dinge zu ärgern und sogar ungewollt dem Kind die Schuld zu geben und mit ihm zu schimpfen. Damit das nicht passiert, solltest Du versuchen, gelassen zu bleiben und Dir klarmachen, dass alles gut so ist, wie es ist.
Wenn Dein Kind also beim Eisessen das teure T-Shirt schmutzig macht, dann freu‘ Dich darüber, dass es das Eis genießen konnte. Das T-Shirt lässt sich waschen!
Was mit Deinem Kind passiert, wenn Du schimpfst
Was passiert mit Deinem Kind, wenn Du schimpfst? Schimpfst Du mit Deinem Kind von oben herab, kann es sich bedroht fühlen. Du machst Dich durch das Schimpfen jedoch auch selbst hilflos oder sogar lächerlich – Laut werden ist tatsächlich oft ein Zeichen dafür, dass Du nicht weiter weißt. Je öfter das passiert, umso leichter weiß Dein Kind, welche Knöpfe es drücken muss, um Dich wütend zu machen. Es kann Dich manipulieren und bekommt das Gefühl, dass es stärker ist. Andererseits kann Dein Kind kann durch eine Schimpftirade deinerseits verunsichert sein und Angst bekommen.
Als Eltern haben wir die Aufgabe, unseren Kindern zu zeigen, dass es uns gutgeht und wir für sie sorgen können. Es darf auch mal schlechte Tage geben, doch darüber müssen wir mit ihnen sprechen. Warum mussten wir schimpfen, was können wir besser machen? Geht es jedoch einmal so weit, dass das Kind angeschrien wird, signalisieren wir ihm, dass wir am Ende sind. Wer den ganzen Tag Stress hat und diesen an seinem Kind auslässt, sollte sich dringend Hilfe holen und seinen Alltag neu sortieren!
Hast Du noch mehr Tipps zum Thema weniger schimpfen? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!