Papa im Krankenhaus
Die Zeit des Klinikaufenthaltes war für uns alle, trotz moderater Diagnose, eine große Belastung. Ganz abgesehen vom organisatorischen Stress, zwei Kinder, den Haushalt und Stefan in der Klinik versorgen (gut, dass ich noch nicht arbeiten gehe), mussten wir auch sicherstellen, dass unsere Mädels (Mathilda fast 4, Pauline 17 Monate alt) diese Zeit möglichst sorgenfrei überstehen. Einerseits wollten wir sie nicht damit belasten, andererseits auch nicht anlügen oder etwas verheimlichen. Wir spielten die ganze Sache natürlich schon herunter, damit sie sich keine Sorgen machen mussten, aber völlig außen vor lassen hätte nicht funktioniert, denn sie wollten ihren Papa natürlich auch besuchen.Ich bereitete sie bestmöglich darauf vor und wir kauften leckeres Obst und Kekse für ein kleines Krankenhauspicknick. Mathilda malte ihm ein schönes Bild und so kamen wir positiv gestimmt in der Klinik an.Beim ersten Anblick vom Papa im Krankenbett, mit Infusion im Arm, reagierten die Mädels sehr verhalten. Nach kurzer Zeit merkten sie aber, dass wir uns ganz normal unterhielten und der Papa trotz Krankenhauskleidung immer noch der Papa war. Mathilda fing dann gleich an, das Krankenzimmer zu erforschen und Pauline wollte andauernd im Bett rauf und runter fahren. Bei den folgenden Besuchen fühlten sich die beiden gleich sehr heimisch.Pauline versteht die Welt nicht mehr
Da ich dachte, dass Mathilda die Sache mehr beschäftigen könnte, weil sie schon alles mitbekommt, redete ich oft mit ihr darüber. Wovon ich allerdings im ersten Moment überrascht war, war die Tatsache, dass es Pauline offensichtlich viele Sorgen bereitete. Jeden Morgen lief sie als Erstes vom Kinderzimmer zur Schlafzimmertür und rief nach ihrem Papa. Mathilda erklärte ihr jedes Mal, dass der Papa im Krankenhaus ist, Medizin bekommt und sich ausruht und dass er bald heim kommt. Pauline fragte trotzdem immer wieder nach. Es brach einem das Herz.Gute Ablenkung ist alles
So gut ich konnte, lenkte ich die Mädels mit dem normalen Tagesgeschehen ab und erzählte ihnen immer und immer wieder, dass der Papa bald nach Hause darf und sein „Aua“ nicht schlimm ist. Kaum hatten wir uns dann irgendwie damit arrangiert, dass der Papa im Krankenhaus ist, durfte er auch schon wieder heim. Richtig belastbar war er natürlich noch lange nicht, aber Hauptsache er war bei uns und ich musste nicht mehr mit den gesunden Kindern in ein städtisches Krankenhaus fahren…Für die Mädels war anschließend auch erstmal eine Umstellung, dass der Papa wieder da ist, man aber noch nicht so wild mit ihm toben kann. So weit reicht das Verständnis in dem Alter einfach noch nicht.Das Ereignis hat mir mal wieder klargemacht, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich einen so tollen, verlässlichen Partner an meiner Seite habe, dass das alles nicht selbstverständlich ist und die Konstruktion Familie manchmal an einem seidenen Faden hängt.