Kennst Du das? Dein Kind ist aus dem Babyalter raus und wird immer selbstständiger. Vielleicht ist das schon Dein zweites oder drittes Kind und die Familienplanung ist abgeschlossen. Eigentlich. Was kannst Du tun, wenn in Dir die Sehnsucht nach einem weiteren Baby wächst? Warum ist das so und wann kommt auf uns Eltern das „Empty-Nest-Syndrom“ zu?
Der Wunsch nach einem weiteren Baby
Eine Schwangerschaft ist eine lange Reise. Sie endet mit der Geburt Deines Babys und damit beginnt dann die Begleitung durch das ganze Leben. Du erlebst die ersten Schritte, erste Worte und irgendwann ist Dein Baby ein Kindergartenkind. Es wird selbstständiger, braucht nicht mehr so oft Deine Hilfe und Du bist total stolz. Bis hierhin ist eigentlich alles ganz normal und bis jetzt war es okay für Dich, dass Eure Familienplanung eigentlich abgeschlossen ist. Doch irgendwo in Dir drin hast Du das Gefühl, noch ganz viel Platz und Liebe für ein weiteres Baby zu haben.
Wenn Du in Deinem Umfeld Babys siehst, hast Du eine starke Sehnsucht. Du freust Dich zwar auf der einen Seite, dass Dein Kind oder Deine Kinder aus dem Gröbsten schon raus sind. Nachts durchschlafen, keine Windeln mehr wechseln und keinen Buggy mehr schieben, lösen bei den meisten Eltern ein Gefühl von „Gott sei Dank“ aus. Aber Du möchtest das alles noch einmal. Dieses Gefühl kennen wohl sehr viele Frauen und Mütter und Du bist damit ganz sicher nicht alleine. Doch was, wenn Dich diese Gedanken und Gefühle ständig begleiten?
Wenn Kinder groß werden – nochmal ganz von vorne beginnen?
Als Paar und Eltern habt Ihr gemeinsam die Entscheidung getroffen, keine weiteren Kinder mehr zu bekommen. Als Frau spürt man die Sehnsucht wahrscheinlich viel mehr als ein Mann, da wir bereits die Gefühle kennen, die wir in der Schwangerschaft und während der Geburt hatten. Für einen Mann ist solch eine Entscheidung meistens beschlossene Sache und uns Frauen fehlt oft der Mut, diesen einen Wunsch auszusprechen. Bevor Du ihn aussprichst, solltest Du selbst gut darüber nachdenken. Es geht hier schließlich um eine Entscheidung für das Leben, die Ihr gemeinsam treffen müsst. Doch vorher solltest Du überlegen, ob Du wirklich bereit dafür bist:
- Traust Du Deinem Körper eine weitere Schwangerschaft und Geburt zu?
- Wie ging es Dir in der letzten Schwangerschaft?
- Wie geht es Eurer Partnerschaft und Familie, ist sie bereit für ein weiteres Kind?
Ein weiteres Baby – was spricht dagegen?
Wenn Du den Wunsch nach einem weiteren Kind hast, musst Du mit Deinem Partner darüber sprechen. Er ist schließlich die Voraussetzung dafür. Möchte er wirklich kein Kind mehr, müsst Ihr gemeinsam überlegen, was Ihr gegen Deine Sehnsucht tun könnt. Bist Du bereit, auf den Kinderwunsch zu verzichten? Ist die Sehnsucht so groß, dass Eure Beziehung auf dem Spiel steht? Gegen ein weiteres Kind können auch folgende Faktoren sprechen:
- Die finanzielle Situation lässt ein weiteres Kind nicht zu.
- Die Wohnsituation ist schwierig und ein Umzug nicht möglich oder nicht gewollt.
- Gesundheitliche Probleme
- Der Alltag ist mit einem Baby schwierig zu bewältigen.
- Vieles ist mit Baby vorerst nicht möglich, z. B. Fernreisen oder abendliche Veranstaltungen.
- Du könntest jetzt Karriere machen.
- Zu großer Altersabstand zu den Geschwistern.
Einige Punkte mögen vielleicht egoistisch klingen, aber viele Eltern genießen die neuen Freiheiten, die sie jetzt mit größeren Kindern haben. Ob es dabei um Urlaub, Freizeit oder Job geht, spielt keine Rolle. Auch Eltern dürfen an sich selbst denken.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die Partnerschaft. Oft ist es so, dass die Sehnsucht nach einem Baby daher kommt, dass der Partner gehalten werden möchte. Eine Trennung oder Scheidung steht fast schon bevor und ein Kind könnte die Beziehung doch noch retten. Eine Garantie dafür ist es jedenfalls nicht! Und Du solltest Dir in diesem Fall die Frage stellen, ob Dein Partner wegen Dir oder dem Baby bleibt und ob ein Kind für Euch wirklich die Lösung ist. Das Risiko, es alleine großzuziehen, sollte Dir hier bewusst sein. Und die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, sollte nicht aus den falschen Gründen heraus gefällt werden.
Wenn Kinder groß werden: Neue Freiheiten genießen
Ihr habt Euch nun doch und endgültig gegen ein weiteres Kind entschieden. Das ist vielleicht erst einmal traurig für Dich. Möglicherweise brauchst Du auch eine Weile, um zu trauern oder es zu verarbeiten. Das ist auch völlig in Ordnung. Auch wenn dieses Kind nicht existiert hat, ist es okay, traurig zu sein. Doch dann solltest Du Deine Familie positiv sehen und schätzen, was Du hast.
Deine Kinder sind schon größer und Ihr könnt als Familie und auch als Eltern neue Freiheiten genießen. Hat es früher nur für einen Urlaub mit dem Auto gereicht, könnt ihr jetzt vielleicht einen tollen Urlaub mit dem Flugzeug oder einen Städtetrip machen. Kinobesuche und Konzerte stehen jetzt auf dem Plan, als Familie oder zu zweit. Die Kinder können jetzt auch mal alleine zu Hause bleiben und Ihr könnt Euch Paarzeit gönnen. Ihr müsst keinen Babysitter organisieren, weil die Kinder gut klarkommen. Das tut Euch allen sicher auch mal gut.
Das „Empty-Nest-Syndrom“
Von einem „Empty-Nest-Syndrom“ spricht man, wenn die Kinder das Haus verlassen und Eltern, besonders Mütter, in eine tiefe Traurigkeit fallen. Im schlimmsten Fall gibt es Schlafstörungen, Angstzustände oder sogar Depressionen. Das Nest ist nun leer, Du darfst darüber traurig sein. Schließlich war Dein Kind seit der Schwangerschaft bei Dir. Wenn Kinder selbstständig werden und von zu Hause ausziehen wollen, sind alle Eltern stolz und möchten nun auch diesen Weg gemeinsam mit ihnen gehen. Ein weiteres Kind planen Eltern zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mehr, aber es wird ein Gefühl auftauchen, das dem des Wunsches nach einem weiteren Kind ähnelt. Was kannst Du tun, damit Dir der Auszug ein bisschen leichter fällt?
- Verstecke Deine Gefühle nicht! Weine, sei‘ traurig, tausche Dich mit anderen Eltern aus und sprich‘ über das, was Du fühlst.
- Lenke Dich ab! Suche Dir ein neues Hobby, mache eine Reise oder holt einen Hund in Eure Familie, damit Du Beschäftigung hast und Dich wieder um ein Lebewesen kümmern kannst. (Doch auch diese Entscheidung ist für viele Jahre und sollte nicht leichtfertig gefällt werden. Eventuell ist die ein oder andere Freiheit dann wieder weg, wenn Ihr an ein Haustier gebunden seid.)
- Genießt Eure Partnerschaft! Entdeckt Euch und Eure Liebe neu. Niemand kann Euch jetzt stören.
- Gestalte das Zimmer neu! Malst oder nähst Du gerne? Brauchst Du einen Yoga-Raum? Dann nutze das frei gewordene Zimmer nur für Dich und gestalte es ganz nach Deinen Wünschen.
- Baue eine neue, andere Beziehung zu Deinem Kind auf.
So schwer der Anfang auch ist – so schön wird es danach. Unterstütze Dein Kind auf seinem neuen Weg und biete ihm Hilfe an. Vergiss‘ dabei aber nicht, dass es nun ein eigenes Zuhause und einen neuen Lebensabschnitt beginnt und mische Dich nicht ungefragt ein. Dein Kind wird es schätzen und sicher immer wieder gerne zu Euch nach Hause kommen.
Hast Du bereits große Kinder und kennst dieses Gefühl? Was hat Dir in dieser Situation geholfen? Wir freuen uns über Deinen Kommentar zum Thema „Wenn Kinder groß werden“ und „Empty Nest Syndrom“.